29.09.17 – 12. Tag

von Katja Härle

29. September 2017

Cardeñuela-Riopico – Rabé de las Calzadas via Burgos
(27 km)

Burgos erreiche ich ziemlich genau auf halber Strecke, nämlich nach 13 km und 2,75 h, da ist es erst 11 Uhr. Heute gehts etwas langsamer: mein Knie, nach wie vor. Tatsächlich stört das nicht allzu sehr; ich unterhalte mich gut 2 Stunden nett mit Christian – lieber genannt Chris, gebürtig aus Eisenach, derzeit aber wohnhaft in Stuttgart. Er ist Staatsanwalt, war Richter und das nach 3 Jahren Berufserfahrung, eigentlich so gesehen und auch bezüglich seiner 32 Lenze noch ein Grünschnabel, hat aber schon sehr viel zu berichten. Zumindest was sein Berufsleben betrifft. Dafür dass er erst gar nicht von seinem Beruf erzählen will, strömt es dann nur noch aus ihm heraus. Chris macht Halt in Burgos und teilt sich ein Hotelzimmer mit einer Schwedin, die er bereits seit einer Woche kennt. Scheint auf dem Camino also durchaus üblich. Selbiges bietet mir auch Symon wieder an, aber wirklich nett und beteuert, er wolle mich auf gar keinen Fall bedrängen und meine es ausschließlich gut. Ich glaube ihm, laufe aber dennoch weiter und trinke nur einen Kaffee mit ihm.

Burgos ist schön, verwinkelte, romantische Altstadt, traumhaft schöne Kathedrale, die ich als Pilger vergünstigt besuchen kann. Dennoch mir zu laut, zu voll, zu viel Trubel, zu groß. Ich muss hier raus. Schon allein das ist ein Grund für mich, die Stadt nach ca. 2,5 h Verweilen wieder zu verlassen.


Die Kathedrale von Burgos – außen wunderschön.


Innen für meinen Geschmack etwas zu brokat und überladen.

Mich treibt es weiter, zum knapp 12 km entfernten Tardajos. Allerdings bleibe ich nicht dort. Das Dorf ist zumindest auf mich wenig einladend. Ich trotte weiter und erreiche nach nur knapp 20 Min Rabé de las Calzadas. Und ich weiß schon am Ortseingang: hier bleibe ich für die Nacht. Ein süßes, beschauliches, spanisches Dorf, genau das Richtige für mich.


Mein neuer Hut. Habe ich mir herbeigesehnt, weil ich doch tatsächlich Sonnenbrand auf den Lippen habe! Und schwups: in der letzten Herberge lagen Hüte – wie ich dachte zum Verkauf. Auf Nachfrage bekam ich zur Antwort, dass ich ihn geschenkt bekäme. Was sagt man dazu? Ist vielleicht nicht der Schönste, aber er hat  rundherum eine Krempe und ich hätte auch 8 Euro dafür bezahlt. So ists noch besser?


Meine heutige Herberge: 8 Euro für’s Bett und 8 Euro für’s Abendessen. Als Pilger kann man hier günstig reisen.


Zuckersüß: Rabé de las Calzadas

Ich bin gerade sprachlos: ich habe unglaubliche 300 km in 11 Lauftagen nun hinter mich gebracht. Das ist Wahnsinn. Ca. 390 km sind die Hälfte. Wenn es so weitergeht, habe ich das spätestens in 4 Tagen. Irgendwie geht mir das zu schnell und dabei… wenn ich das auf die Gesamtstrecke extrapoliere wären es 29-30 Tage zu Fuß unterwegs. Das ist schnell, aber nicht ganz verrückt außer Plan. Trotzdem, gefühlt rast die Zeit…

Ich lese soeben: ab morgen beginnt die Meseta. Die wegen ihrer langgestreckten, flachen und eintönigen Landschaft eher auf die Psyche wirkt. Hier wird man auf sich selbst zurückgeworfen, da kaum Ablenkung fürs Auge und damit den Geist geboten wird. Ich werde also sehen, wie schnell ich dann noch vorankomme.



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