30.09.17 – 13. Tag

von Katja Härle

30. September 2017

Rabé de las Calzadas – Hontanas
(19 km)

Am Ende… nicht der Weg ist beendet, aber der heutige Tag. Müdigkeit zehrt an mir, an jeder Faser meines Körpers. Selbst meine Augenlider wollen nicht mehr zwinkern, muss mich zwingen, die Augen offen zu halten. Alles in mir schreit nach Schlaf. Dabei habe ich durchaus geschlafen. Nun ja, besonders toll war die Nacht nicht. Eine meiner 4 Mitschläferinnen hustet anfänglich ständig, ist aber dann schnell ruhig. Dann beginnt die unter mir zu schnarchen, im enervierendsten Stil. Auch Ohropax helfen da wenig. So schicke ich ein Stoßgebet gen Himmel, der Gaumensegel der Schnarcherin möge doch diese Nacht von ruhigem Schlaf gesegnet sein und damit wir alle anderen auch. Und tatsächlich herrscht nach gut 20-30 Min für die Nacht Ruhe. Dennoch wache ich ständig auf, drehe mich von einer auf die andere Seite, werde von aufwühlenden oder einfach nur absurden Träumen geplagt. Um kurz nach 7 Uhr sind alle bereits aus den Betten und ich kriege gerade noch mit, wie die Letzte das Zimmer verlässt. Damit ist die Nacht auch für mich vorbei.

Die Meseta beginnt dann genauso wie es wohl sein sollte: alles ist grau in grau oder braun in braun. Selbst der Himmel bietet heute keinerlei Kontrast und ist durch Hochnebel und Wolken verschleiert. Insofern ja eigentlich optimale Wanderbedingungen, denn durch die Wolken ist es früh bereits angenehm warm und wird dennoch später nicht heiß wie die Tage zuvor. Ohne Sonne ist auch kein Schattenspiel möglich. Alles scheint absolut darauf ausgerichtet zu sein, keinen visuellen Reiz, keine optische Ablenkung zu bieten. So beginnen die Augen sich ausschließlich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren, während die Gedanken ins Unendliche davon treiben.
Nach dem im nächsten Ort eingenommenen Frühstück gehe ich zuerst noch gestärkt weiter, doch dann macht sich unbändige Müdigkeit in mir breit. Gerade überlege ich noch, ob ich nicht einfach meinen Rucksack auf einen Acker und mich zum kurzen Schlaf daneben werfen soll, als ein Schild das 2 km entfernt liegende nächste Dorf ankündigt. Ich nehme mir vor, mir dort ein Zimmer zu nehmen, und zwar ein „habitación privada“ – also ein eigenes Zimmer ohne Mitschläfer. Ich brauche heute meine Ruhe. Das heißt, nach nur 19 km und gut 3,25 h laufen ist bereits um 12 Uhr Schluss für mich!

Nur mein Rucksack und das orange Wanderoutfit bietet Farbe. Ansonsten überwiegt grau und braun.


Mein Zimmer – ganz für mich alleine?



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