Schäftlarn – Kloster Andechs
(27 km)
Es ist tatsächlich ungewöhnlich in heimatlichen Gefilden zu pilgern. Und dann wieder auch nicht. Denn, einerseits ist es…, ja, es ist merkwürdig, alles lesen und verstehen zu können (natürlich insofern man des bayrischen Dialekts mächtig ist☺️), und es ist ungewohnt, dass die Landschaft, durch die ich pilgre, mir so bekannt und vertraut ist. Und andererseits doch auch wieder fremd, weil vieles habe ich so doch noch nicht kennengelernt, in vielen Teilabschnitten des Weges bin ich das erste Mal. Bekannte Orte und Wege betrete ich von einer ungewöhnlichen Seite oder erlebe ich, eingebunden in den gesamten Pilgertag, neu.
Der Weg liegt landschaftlich traumhaft. Sanfte Hügel, durch Wald, vorbei an Wiesen, Felder und Seen, mit traumhaften Aussichten, manchmal gar garniert mit Alpenpanorama.
Das Wetter ist anfangs ein Traum und genau richtig zum Einstieg:
Beeindruckende Wolkenberge am Himmel sorgen für Schatten, außer ein paar Tröpfchen bleibt es aber trocken und eine kühlende Brise begleitet mich, so dass ich beschwingt – nach meinem üblichen Jakobsweg-Frühstück mit Milchkaffee und Schokocroissant – den Tag starte.
Auch hier zu Lande wird man als Pilger mit Nettigkeiten am Wegesrand begrüßt:
Allerdings gilt das nicht für den Großteil der Bevölkerung. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Spaziergänger, Radler und Bewohner, die mir begegnen, muffig. Grüße ich nicht als Erste, kommt auch kein Gruß. Und nicht selten bleibt mein dann doch ab und an ausgesprochener Gruß unbeantwortet. Da bin ich auf meinen sonstigen Pilgerwegen anderes gewohnt. Schade, und gleichzeitig nicht allzu überraschend für mich. Das Münchner Umland ist vermutlich zu bevölkert; wo käme man da hin, jeden zu grüßen ?
Mir ist’s weiterhin auch Wurscht; die paar Wegesgrüße, denen ich begegne, genieße ich dafür umso mehr.
Und die Landschaft entschädigt ohnehin für alles:
Kurz vor Starnberg.
Und dann liegt er vor mir: Der Starnberger See.
Dann reißt die Wolkendecke auf und lässt den Tag doch noch sonnig und sehr warm werden.
Unterwegs in der Maisinger Schlucht.
Bald ist’s für Heute geschafft.
Und dann, wie ich die letzten Bäume eines Waldes hinter mir lasse, liegt es plötzlich greifbar nahe vor mir:
Kloster Andechs. Mein heutiges Etappenziel.
Auf dem Münchner Jakobsweg ist so manches anders für mich. Die Unterkünfte habe ich weitestgehend im Voraus gebucht, da die Anzahl „echter“ Pilgerherbergen rar gesät und im August Hochsaison ist. Dazu kommt – wie ich hier im Kloster soeben erfahren habe: die meisten Herbergen vergeben ein Zimmer an eine zusammengehörende Gruppe. Pilgert man alleine, so wie ich, gehört einem für die Nacht ein Zimmer mit z.B. vier Betten alleine. Einerseits komfortabel, im Pilgersinne eigentlich schon luxuriös, auf der anderen Seite schade, weil dadurch die ohnehin schon wenigen Herbergen schnell voll belegt sind.
Meine Schlafstätte für heute Nacht.
Das Gute daran: ich werde vom Schnarchen anderer und deren frühen Aufbruch am Morgen nicht gestört.
Zum Abschluss meines Tages geht’s nun in die Klosterschenke zur Schweinshaxn und Bier. Das muss sein!