31.07.23 – Via Podiensis 6. Tag/ 23. Lauftag

von Katja Härle

31. Juli 2023

Nasbinals – Saint-Côme-d’Olt 34 km

Sehr voller, vielseitiger Tag.

Ich starte um 7:45 Uhr nach einem Frühstück auf Spendenbasis in meiner Herberge. Heute habe ich die Wahl zwischen einer kurzen Etappe von 16 km oder einer sehr langen von 34 km. Dazwischen gibt es nur eine Möglichkeit, die ich – mal wieder abweichend vom Vertrauen 😉 – anfrage, ob freie Kapazitäten bestehen. Tun sie nicht. Wundert es mich? Das Leben bewahrt mich vor Reservierungen *lach* Irgendwie denke ich dann den Tag über, dass sie sich nochmals melden, weil jemand abspringt. In gewisser Weise sollte ich recht behalten. Doch nicht so wie gedacht.

Der Weg ist wie die Tage davor sehr schön. Nach ca. 6 km Weg ganz für mich alleine, begegne ich einer Französin – Susi – aus Bordeaux und laufe mit ihr bis nach Aubrac, wo wir beide Pause machen. Sie läuft nicht den Jakobsweg sondern einen anderen Wanderweg und schimpft etwas über das Pilgerverhalten in Frankreich. Wie sie selbst sagt, es sei nicht ihr Ding. Kein Pilger-Spirit, keine Pilgergemeinschaft, nicht vergleichbar mit Spanien. Ihre Worte. Große Resonanz in mir. Ich begreife mehr und mehr: noch nie war ein Jakobsweg so sehr ein Weg für mich, ein Weg ins tiefste Eingemachte, so tief zu mir selbst. Ja, klar, waren alle Caminos auch vorher schon nach-innen-kehrend, einsichtig und tiefgreifend. Doch dieses Mal geht es – hmm, wie soll ich das beschreiben – es geht um Wesentlicheres.

Z.B. begreife ich heute Morgen, dass es weniger um das Vertrauen ins Leben geht. Das habe ich. Das habe ich sogar sehr. Mich lenken Meinung anderer oft davon ab, von meinem Vertrauen. Meinungen und die Art, wie andere Menschen Dinge tun. Also geht es vielmehr um Selbstvertrauen, dass ich mir treu bleibe, egal, was andere sagen und machen.

Später treffe ich dann wieder auf das Pilgerpärchen Hanna und Max aus Halle, die mir schon seit Tagen immer wieder begegnen. Mit ihnen laufe ich die letzten 13 km. Wir unterhalten uns sehr gut, weshalb doch tatsächlich die Strecke schnell und fast ohne größere Anstrengung an mir vorbeigeht. Überraschend 🙂

Max und Hanna haben am Zielort eine Unterkunft reserviert und erzählen mir, dass sie in regem Austausch mit den Gastgebern stehen. Ich bitte sie, dann doch mal nachzufragen, ob es noch ein Platz dort für mich gäbe. Erst nicht, die erste Antwort ist eine Absage. Ich solle es 50 m weiter bei der nächsten Herberge versuchen. Mich kümmert‘s nicht – ich vertraue einfach darauf, nein, ich weiß, dass ich ein Bett finden werde. Als wir schon in Saint Côme einlaufen, sagt Max plötzlich, dass die Herberge soeben geschrieben hat, dass es nun doch ein Bett für mich gäbe. Eine Pilgerin hätte abgesagt – et voilà, mein Gefühl sollte also recht behalten, wenngleich auch in leicht veränderter Form 😉

Hier komme ich kurz vom Weg ab, weil ich so fasziniert bin vom Zauberwald – die Französin Susi holt mich zurück auf den Weg
Ist doch verständlich, wenn man hier abgelenkt ist, oder?
Aubrac

Saint-Côme-d‘Olt ist in Sicht
Die niedliche Altstadt von Saint Côme ist um 17 Uhr erreicht
Meine heute Herberge Gîte d‘étape del Roumiou im Herzen der Altstadt
Etappe 6/ 23. Lauftag – leider mal wieder zweigeteilt



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