BeWERTungen sagen nichts über meinen Wert aus, oder?

6. Mai 2024

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Selbstwert gilt gemeinhin als DIE tragende Säule, um mit Kritik und Unwägbarkeiten des Lebens gut umgehen zu können. Durch einen gesunden Selbstwert stehen wir stabiler im Leben und können uns gut gegen zu hohe Anforderungen abgrenzen.
Doch wie gelangen wir zu einem gesunden Selbstwert? Und welche Rolle spielen dabei jegliche Form von BeWERTungen von außen?
Das versuche ich – zumindest in Ansätzen – in dieser Podcast-Folge zu beleuchten.

 

Wenn Du lieber liest, statt Dir die Audio anzuhören, dann findest Du hier die vollständigen Shownotes:

 

Heute mit einem zugegeben etwas schwierigen Thema für mich.
Weil heute soll es um das Thema Bewertungen gehen und ich stelle mir selbst die Frage: in dem Wort Bewertungen steckt das Wort Wert:

was sagen Bewertungen über unseren Wert aus und wie hängen Bewertungen mit unserem Selbstwert zusammen?

Ein ziemlich harter Tobak und ein ziemlich zäher Knochen für mich. Weil da befinden wir uns ja schon wirklich in der Tiefe unseres Seins.
Der Selbstwert ist ein, ja, die Säule schlechthin, auf der sich letztendlich alles aufbaut.
Also das, wie wir durchs Leben gehen und das wie wir die Dinge im Leben erleben und erfahren. Will heißen, wenn etwas im äußeren geschieht, wenn ich etwas gespiegelt bekomme, eine gewisse Resonanz bekomme, kratzt dies gleich an meinem Selbstwertgefühl oder kann sich mein Selbstwertgefühl gut etablieren und halten, auch wenn ich vielleicht mal tatsächlich mit ordentlich Gegenwind rechnen muss?
Das ist eben die entscheidende Frage und dann ist doch interessant hinzuschauen, woher kommt eigentlich dieses Selbstwertgefühl?
Also wie entsteht das und was genau ist es?

Man hat bei Studien mit Zwillingen festgestellt, dass lediglich ca. 30% des Selbstwertes genetisch bedingt sind.

Der Großteil des Selbstwertgefühls entwickelt sich also durch äußere Faktoren und Erfahrungen, die wir machen. Also zum Beispiel durch Rückmeldungen von anderen und fundamental dabei spielen vor allem Werte, Verhaltensweisen, aber auch Ängste unserer Eltern bzw. der Hauptbezugspersonen eine Rolle. Wie Sie mit uns umgehen, wie Sie auf unser Verhalten, unsere Aussagen reagieren, welche Dinge uns dadurch zurückgemeldet und gespiegelt werden, sind also entscheidend für das Aufbauen eines gesunden Selbstwertes.

Was ist nun eigentlich dieser Selbstwert?

Schlussendlich ist der eigene Selbstwert ein Ergebnis davon, wie ich all meine Eigenschaften und Fähigkeiten selbst bewerte.

Und dazu gehören natürlich auch und insbesondere meine Schwächen.
Also ein positiver Selbstwert begründet sich kurz gesagt darauf, dass ich mich selbst akzeptiere und lieben kann, so wie ich bin und zwar ohne dabei in Extreme wie Selbstüberschätzung oder -unterschätzung zu verfallen. Also nicht mich hervortun müssen, damit ich quasi Selbstwert nach außen demonstriere oder eben mich zu sehr klein machen.

Dieses gesunde Selbstwertgefühl. Das ist schon gar nicht so einfach für mich zu ergründen.
Selbstwert ist auch nicht zu verwechseln mit Selbstvertrauen, denn das kann tatsächlich mal mit einem Beispiel genau erläutert werden, wo darin der Unterschied liegt.
Stell dir vor, ein Kind, das überhaupt kein Selbstvertrauen in seine schulischen Leistungen hat, aber dennoch einen guten Selbstwert haben kann, wenn es eben weiß, dass es trotzdem liebenswert und wertvoll ist.
Wenn wir jetzt nun allerdings davon ausgehen, ein Kind kommt nach Hause und erfährt zum Beispiel eine Bestrafung, weil es keine guten Noten hat, wird zum Beispiel mit Hausarrest bestraft oder du darfst kein Handy mehr anrühren oder den Laptop nicht anrühren, du darfst diese Spiele nicht mehr spielen. Also es wird allem entzogen, woran es Freude und Spaß hat und es bekommt vielleicht sogar den Frust und den Ärger der Mutter oder des Vaters oder beider Personen zu spüren. Dann könnte bei dem Kind letztendlich der Eindruck entstehen, schlechte Noten heißt, ich bin schlecht.

Schlechte Noten heißt, ich bin nicht liebenswert.

Schlechte Noten heißt, meine Mutter ist sauer auf mich, weil ich nicht das gemacht habe, was sie von mir erwartet. Sauer sein, enttäuscht sein, sind letztendlich erst mal ganz normale Gefühlsreaktionen und ich finde es durchaus auch legitim, ein Kind darauf hinzuweisen, dass wenn es zum Beispiel über Gebühr viel Zeit vor dem Nintendo-Gerät, am Handy, dem Laptop, der Spielkonsole verbringt, dass es dadurch eben zu wenig Zeit für Schulaufgaben hat und damit vielleicht tatsächlich die ein oder andere Sache nicht entsprechend lernt. Ich finde es durchaus legitim darauf hinzuweisen.

Ich glaube, es ist ein unglaublich schmaler Grad und auch sehr abhängig vom Kind, wie eben die entsprechenden Reaktionen, also der Frust der Mutter oder der Ärger des Vaters bezogen auf eine schlechte Note, auf den innersten Kern meines Selbst bezogen wird.
Ich denke, das ist ein unglaublich schmaler Grad und wahrscheinlich für Eltern fast nicht auszuloten, weil es soll ja nicht heißen, dass wenn die Kinder nach Hause kommen, im Grunde jede Note scheißegal ist und keine Rolle spielt.

Vielleicht noch mal ein ganz anderes Thema, worauf werden Kinder in der Schule überhaupt vorbereitet und machen Noten in dieser Form überhaupt Sinn?

Kleiner Ausflug und ich möchte da nicht zu tief reinsteigen, weil es ist, glaube ich, ein superheißes Thema.
Ich persönlich denke, dass die Kinder nicht auf das Wesentliche im Leben vorbereitet werden.
Am Ende denke ich mir, was sollen denn all diese Noten überhaupt aussagen?
Wie gut ich etwas gelernt habe? Okay, wie gut ich etwas kann? Alles klar. Nur, was hat das mit mir im Einzelnen wirklich zu tun?
Mit mir als Mensch, mit mir als dem, was mich ausmacht, ziemlich wenig.
Was ich glaube ist, dass wir uns in der Schule nicht darum bemühen, herauszufinden, was das kleine Wesen dieser Mensch, der da vor mir steht, denn wirklich mitbringt. Was ist in diesem Kind lebendig? Was möchte gerne raussprudeln und ins Leben gebracht werden?

Wir werden also in der Schule jahrelang vollgepumpt mit Wissen, um dann kurz vor Schulschluss die alles Entscheidende und vor allem erste ganz wichtige Frage unseres Lebens von jetzt auf nachher beantworten zu können: Was willst du beruflich machen?

Und dann stehen alle Jugendlichen da, oder zumindest ganz viele, nicht alle, aber viele, das erste Mal wieder Ochs vorm Berg und denken sich, wie soll ich das jetzt beantworten? Das ist nämlich genau das Problem.
Die ganze Zeit über die Jahre in der Schule bekommen wir Dinge eingeimpft, die wir wissen sollten, die wir zu lernen haben, wie gut oder wie schlecht wir abschneiden und werden daran gemessen.
Fragt uns in dieser Zeit irgendjemand, was wir eigentlich wollen, was uns wirklich wichtig ist, was uns Spaß macht, haben wir überhaupt eine Idee davon, wer wir sind und was uns wirklich brennend interessiert?
Klar ist es wichtig, das ein oder andere zu lernen, wie zum Beispiel grundsätzliche Rechenprozedere oder auch die deutsche Sprache, vielleicht auch eine Fremdsprache, gewisse geschichtlichen Zusammenhänge und der gleichen sind mit Sicherheit nicht verkehrt.

Gleichzeitig bemängle ich, dass solche Fächer wie Psychologie und Philosophie völlig auf dem Lehrplan fehlen.

Kommunikationstechniken, die mögen vielleicht im Deutschunterricht geübt werden, größtenteils aber nicht.
Das heißt, wie ich mit anderen spreche, wie ich mich ausdrücke und wie ich überhaupt erst mal für mich empfinde, was denn gerade los ist und was mir wichtig ist zu sagen, also wirklich dieses mit sich in Kontakt kommen und es nach außen zu bringen, lernen wir nicht.
Was wir genauso wenig lernen ist, wirklich für uns herauszufinden, worum geht es mir eigentlich im Leben?
Wie viele Menschen beschäftigen sich ihr Leben lang genau mit dieser Frage? Was ist mir wichtig im Leben, worum geht es mir?
Ok, zugegeben, viele beschäftigen sich nie mit dieser Frage, bis sie in die Midlife-Crisis rutschen, irgendein traumatisches Erlebnis haben oder ein lebenseinschneidendes Erleben haben, so dass sie quasi von jetzt auf nachher zum Umdenken gezwungen werden, wie zum Beispiel durch einen Burnout.

Schwelen tut diese Unzufriedenheit doch schon sehr, sehr lange in uns.

Und warum geschieht überhaupt ein Burnout?
Und warum haben wir und empfinden wir so außerordentlich viel Stress? Weil wir eben nicht mehr mit uns im Kontakt sind.
Wir sind zu sehr auf das äußere Geprägt, auf das, was von außen an uns herangetragen wird und viel zu wenig auf das, was in uns steckt, was aus uns heraus will, womit wir wirklich zutiefst in Kontakt kommen.
Ein wesentlicher Teil, den ich dabei gar nicht aussparen kann, ist das Thema, was bedeutet für mich überhaupt Erfolg.
Mit dem Thema beschäftige ich mich gerade sehr intensiv und habe für mich auch noch keine abschließende Definition gefunden.
Eine ganz elementare Sache, die ich allerdings hier gerne wiedergeben möchte, ist die Bewusstheit: ich habe bis 39 wohl ein Leben geführt, das man zumindest im beruflichen Kontext als erfolgreich bezeichnen könne.

Ein wesentliches, für mich wesentliches Indiz dafür, dass ich nicht erfolgreich war, so wie ich es gerne verstehen möchte, ist, ich war nicht zu 100 Prozent integer mit mir selbst.

Ich habe äußere Faktoren erfüllt, die, ja, die für Erfolg sprechen.
Ich habe das, was ich machte, gut gemacht.
Ich war glänzend in meinem Job.
Ich wurde befördert, ich wurde anerkannt.
Ich war eine gefragte Fachkoryphäe in meinem Bereich.
Ich habe Menschen erfolgreich in einem Team geführt und dabei sogar mehr aus ihnen herausgeholt, als es vorher möglich war.
Ich habe also viel gemacht, dass man tatsächlich äußerlich betrachtet als Erfolg bezeichnen könnte.
Warum ist dieser Erfolg dennoch nicht bei mir eingegangen, in der Tiefe?
Warum habe ich mich nicht erfolgreich gefühlt?
Also stopp, ich habe mich erfolgreich gefühlt, weil ich eben diese äußeren Faktoren kannte und umso mehr war es für mich unfassbar, dass ich innerlich mich trotzdem unzufrieden gefühlt habe.
Versteht ihr?
Wie soll ich sagen, dieses Spannungsfeld des äußeren Anscheins und des inneren Erlebens, war so enorm, dass ich für mich selber eigentlich gar keinen Verständnis dafür hatte, was ist eigentlich los?

Du bist doch erfolgreich. Also folglich müsste es dir gut gehen.

Ganz entscheidend für mich ist, es gibt eine innere Motivation, es gibt eine innere Mission, etwas, was ganz tief in dir schlummert und heraus möchte, was du ausleben möchtest.

Ich finde es also ganz wichtig, wieder zu verstehen, dass es einen ganz signifikanten Unterschied gibt zwischen Wert, Selbstwert und den äußeren Bewertungen.

Das, was bei anderen ankommt und ob das gefällt oder nicht gefällt.
Und das mit den Bewertungen hört ja nicht auf.
Die Schule ist vorbei oder schon während der Schule sind die Kinder und Jugendliche auf Social Media unterwegs.
Worum geht es da?
Um Likes, um nette Kommentare.
Doch was passiert auch? Wir bekommen auch einen Daumen runter. Wir bekommen auch fürchterlich schreckliche Kommentare, die durchsetzt sind von Verurteilungen und Bewertungen der feinsten Art. Auch ich bin nicht davon frei.

Ich zeige mich, ich offenbare mich, ich werde sichtbar und erhalte schöne Kommentare, nette Zuschriften, Daumen nach oben, Bewertungen, die gut sind, die schmeicheln und einen Daumen runter.

Und was passiert?
Der Daumen runter beschäftigt mich. Was war da los? Habe ich was Falsches gesagt? Was hat dem oder derjenigen nicht gefallen?Wieso habe ich jetzt einen Daumen runterbekommen? Aber das war doch ganz okay. Wieso gibt man solche Bewertungen?
Ja, die nicht so schön Bewertungen wollen wir nicht, aber die guten.
Irgendwie kann das auch nicht sein. Per se finde ich eigentlich überhaupt Bewertungen, naja um es mal etwas profan auszudrücken, ungeschickt. Wir machen uns viel zu sehr davon abhängig. Ich mache mich davon abhängig.

Ich mache mich davon abhängig, wie andere mich sehen und dabei sind mir meine Antreiber sehr genau bekannt, es immer perfekt zu machen und allen recht zu machen. Und dabei ist mir total klar auf einer rationalen Ebene, dass das nicht nur unsinnig ist, sondern auch unmöglich. Ich kann es nicht allen recht machen.
Und ich weiß, ein Daumen runter hat vor allem etwas mit den Menschen zu tun, der den Daumen runter gesetzt hat und nicht mit mir. Und im übrigen gilt das auch für den Daumen hoch.

Die Bewertungen sagen sehr viel mehr über den Menschen aus, der die Bewertung ausgesprochen hat, als über mich selbst.

Es sei denn, ich nehme mir das Ganze zu Herzen. Dann sagt es vor allem eines über mich aus, dass mein Selbstwert noch sehr eng geknüpft ist an dem, wie andere mich sehen. Und wie andere das, was ich tue, bewerten. Gut, mit Daumen hoch oder eben nicht so dolle, mit Daumen runter.
Also was will ich eigentlich und wo soll es eigentlich hingehen? Möchte ich komplett frei davon werden? Ja, frei davon, was andere über mich denken, mir völlig wurschtig ist und dass es mit am Allerwertesten vorbeizieht, möchte ich wirklich dahin kommen?
Nein, ganz klar nein.

Ich hatte das schon, mich hinter einem Panzer versteckt zu haben, mich unberührbar zu zeigen und ja nicht angreifbar sein. Das ist für mich nicht der Weg.

Weil am Ende schneidest du nicht nur die unangenehmen Gefühle ab, sondern auch die angenehmen Gefühle. Du wirst einfach kühl und spürst selber gar nicht mehr, was eigentlich los ist. Für mich heißt es, es ist völlig normal, dass wenn eine nicht so dolle Bewertung ausgesprochen wird, dass das verletzt, dass mich das berührt. Ich finde, das ist völlig normal.

Worauf ich allerdings hinaus möchte, für mich selbst, was ich für mich erreichen möchte, ist, dass es nicht gleich an meinem Selbstwert kratzt, dass ich nicht gleich denke, ich bin schlecht, das, was ich tue ist gänzlich schlecht.

Nein, ich möchte einfach nur spüren, okay, das ist jetzt nicht angenehm, das tut weh, das verletzt mich, wenn jemand ein böses Wort über mich sagt oder so über mich denkt, das verletzt mich. Und gleichzeitig möchte ich dann aber auch anerkennen können: aber das hat nichts mit mir im Innersten zu tun. Nicht ich als Mensch bin schlecht oder abgelehnt, sondern bin einfach in dem Moment nur Adressat von einem unschönen Kommentar oder von einem Daumen runter geworden. Und dass mich das berührt, das möchte ich mir auch erhalten.

Ein kleines Bild dazu, stell dir vor, jemand feuert einen Pfeil auf dich ab und dieser Pfeil trifft dich, sagen wir mal an der Schulter.
Dass mich der Pfeil trifft und dass es mir wehtut, möchte ich überhaupt nicht leugnen und ich möchte es auch nicht spüren, also nicht nicht spüren, sondern es ist ein Schmerz. Aua.

Was ich allerdings vermeiden möchte, ist, dass ich den zweiten Pfeil selber auf mich abschieße, indem ich nämlich denke: Mist, Ich bin es nicht wert, ich bin nicht gut genug dafür.

Ich sollte mich besser wieder zurückziehen und nichts mehr dergleichen machen.
Das möchte ich vermeiden, das ist der zweite Pfeil, den ich mehr ersparen kann, weil der trifft nicht meine Schulter, sondern der trifft mich ins Mark, der trifft mich in mein Herz, der trifft mich im innersten Wesenskern. Und mein innerster Wesenskern, den möchte ich mir bewahren.  Ich möchte ihn schützen und hüten wie den größten Schatz, den ich habe.

Mein innerster Wesenskern ist tatsächlich unerschütterlich und von äußeren Umständen frei. So sollte es zumindest sein.

Gelernt haben wir das leider eben zumal nicht. Wir haben einfach etwas anderes gelernt. Wir haben eine viel zu enge Verdrahtung von Leistung, Verhalten zu unserem Selbstwert gelernt. Und das wieder aufzulösen und da wieder eine Distanz reinzubringen und zu sagen, das eine ist das, was ich nach außen tue und wie es bewertet wird und das andere bin ich im tiefsten Inneren meines Seins, das sollte eben nicht miteinander verknüpft sein.
Und trotzdem ist es natürlich wichtig und gut, dass wir Rückmeldung erhalten.
Wir brauchen Spiegel, damit wir auch erfahren können, wie wir wirken.
Und natürlich kann ich bei jedem Kommentar und bei jeder Reaktion das herausnehmen, was für mich wichtig ist.
Vielleicht gibt es ja in einer, ich sage jetzt mal, etwas unschönen Rückmeldung, einen versteckten Schatz.
Etwas, was ich mitnehmen kann, wo ich sagen kann, oh, das war mir nicht bewusst, das kann ich mitnehmen.
Das wollte ich so nicht. Gut, dass du es mir zurückmeldest.
Und trotzdem hat es nichts mit mir als Mensch zu tun.

Nicht ich bin schlecht oder ich bin falsch, sondern ich habe vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt.

Und hallo, ich bin nicht frei davon, ich werde wahrscheinlich öfter mal etwas unglücklich ausdrücken und im Nachgang denken, das hätte ich gerne ein bisschen anders formuliert. Bewusst machen darf man sich einfach nur, wir können es nicht verhindern. Es gibt einfach Befindlichkeiten, Verletzungen und verletzbare Stellen in jedem Menschen. Und wir sagen oft Dinge, die so gar nicht gemeint waren, wie sie vielleicht beim anderen ankommen.

Und das ist eben auch das Wesentliche zu erkennen, dass ganz vieles, was beim einen vielleicht das oder das anregt oder zu einer schlechten Bewertung führt, vielleicht gar nicht das war, was ich aussenden wollte.

Es kam bei den Menschen nur so an.
Bewertungen sind also ein super-heißes Eisen für mich.
Bewertungen heißt, auf der einen Seite wollen wir sie, Daumen hoch, weil sie gut tun, weil sie uns ein Stück weit ja auch gefallen.
Weil wir dadurch auch merken, also gerade zum Beispiel jemand wie ich, der eine virtuelle Leistung bietet in Form von einem Podcast, dass ich dadurch merke, ja okay, es gibt Menschen, die mögen es. Es gibt Menschen, denen hilft es. Es gibt Menschen, für die ist das gut, was ich hier tue. Das hat ja auch etwas mit Wirksamkeit zu tun, mit Beitrag leisten zu tun, mit Sinnhaftigkeit zu tun.

Wenn ich überhaupt keine Rückmeldung, kein Feedback bekäme, wüsste ich auch nicht, dass das, was ich hier tue, überhaupt jemanden taugt.

Also ist es durchaus wichtig, Rückmeldungen zu kriegen. Und dass diese Rückmeldungen auch Formen von Bewertungen sind, ist klar. Die Frage ist nur, was bewerten sie? Mich oder meine Leistung? Mich oder das, was ich gesagt habe? Mich im Kern, mich als Mensch? Oder das, wie ich es vielleicht übermittelt habe, was mir wichtig ist?

Wichtig ist, dass wir lernen zu unterscheiden zwischen Selbstwert und Leistungsbewertung.

Es ist wichtig also, dass wir unseren Selbstwert, also unseren Wert selbst erkennen und entdecken und dass das auch unabhängig davon ist, was andere über uns sagen. Das zu lernen und zu üben, vor allem dann, wenn man schon erwachsen ist, ist nicht einfach. Es ist etwas, was wir aus Kindheitstagen bestenfalls mit uns tragen, weil, wie in einem Bild ein Baum ohne Wurzeln im Grunde durch jeden kleinsten äußeren Wind umgeblasen wird. Und so ist es auch mit unserem Selbstwert. Wenn unser Selbstwert ein Baum ist ohne Wurzeln, dann können jeglichen kleinsten Winde ihn umblasen. Wenn aber unser Selbstwert tiefe Wurzeln in das Erdreich hat, dann können wir auch wirklich starken Winden trotzen.

Zum Abschluss möchte ich euch noch eine Geschichte näher bringen, die vielleicht den Blick auf Leistung und die Koppelung an unseren Wert etwas anders darstellt.

Der Sprung in das Schüssel.

Eine alte chinesische Frau trug eine Stange über ihren Schultern, an deren Enden zwei große Schüsseln hingen.
Eine der Schüsseln hatte einen Sprung. Die andere war marklos und fasste stets eine volle Portion Wasser.
Am Ende der Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die Schüssel mit dem Sprung nur noch halb gefüllt.
Zwei Jahre lang ging die Frau täglich mit ihren beiden Schüsseln zum Fluss, um Wasser zu schöpfen. Und jeden Tag brachte sie eine volle und eine halbvolle Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die marklose Schüssel war natürlich stolz auf ihre Leistung.
Die Schüssel mit dem Sprung aber schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie eigentlich gemacht war.
Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkam, sprach die Schüssel zu der alten Frau. „Ich schäme mich so wegen meiner Sprungs, durch den den ganzen Weg bis zu deinem Haus Wasser rinnt.“ Die alte Frau lächelte und sprachweise.
„Das Wasser im Haus genügt mir. Aber ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen und auf der anderen Seite nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumen ausgesät, weil ich mir deines Sprungs bewusst war. Und nun wässerst du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. In den zwei Jahren konnte ich so wunderschöne Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und könnte nicht mein Haus beehren.“

 

Ja, so viel zu einem chinesischen, weisen Märchen, aus dem wir hoffentlich das ein oder andere mitnehmen können, dass unser Wert weit mehr ist, als das, was wir zu leisten vermögen, beziehungsweise was wir denken leisten zu müssen.

Ich hoffe, dass heute wieder einiges für dich dabei war und dich angeregt hat, mal darüber nachzudenken, woran eigentlich dein Selbstwert hängt und ob hier an der ein oder anderen Stelle noch eine kleine Nachjustage notwendig ist, um sich etwas freier zu machen von äußeren Rückmeldungen und Bewertungen.

Ich danke dir für dein Lesen und danke für dein wertvolles Dasein.

Bis zum nächsten Mal.

Ciao



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