Col du Somport – Jaca
(30,7 km)
Heute war wettertechnisch fast alles dabei. Am Morgen blickte ich in eine Winterlandschaft. Es hatte über Nacht 15cm Schnee hingeworfen. Und es schneite noch!
Entsprechend kalt war es. Meine teuer investierte Wander-/Outdoorkleidung hielt allerdings, was sie verspricht. Gefroren habe ich zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil. Nach einigen Kilometern wurde mir unter meinem Regenponcho richtig warm. Dafür bin ich die ersten 4 km der Straße entlang gegangen. Durch den Schnee sind die Wegmarkierung noch weniger auszumachen. Außerdem war es sehr schlüpfrig. Der Herbergsvater wies mich bei meinem Abschied um 8:15 Uhr entsprechend daraufhin, auf jeden Fall entlang der Straße zu gehen. Ich folgte – mal zur Abwechslung – brav?
Nach gut 4-5 Kilometer wurde aus dem Schnee von oben zusehends Regen. Ich kehrte damit auf den Camino zurück und verließ die ohnehin wenig befahrene Straße. In Canfranc Estación begegnete ich den beiden Amerikanerinnen wieder. Sie sind dem Schnee entgangen und haben sich mit dem ersten Bus direkt hierherfahren lassen. Wir kommen zeitgleich hier an und gehen bis kurz vor Villanúa, wo die beiden über Nacht bleiben wollen, mal mehr mal weniger zusammen. Nicht wirklich gemeinsam, doch tauchen sie immer wieder in meiner Nähe auf. Und das überrascht mich schon „etwas“: sind die beiden doch deutlich über 70 und ganz schön flott unterwegs, denn mein Gang ist tatsächlich selten langsam. Wie so manche von mir wissen….?
Noch total eingemummt.
Das Wetter bessert sich zusehends und so verlasse ich Villanúa nach einer einstündigen Pause begleitet durch einen freundlichen Sonne-Wolken-Mix.
Beim Verlassen von Villanúa.
Die Spuren des ergiebigen Regens sind noch erkennbar, aber auch die Strahlen der wärmenden Sonne. Mehr und mehr Schichten meiner Kleidung wollen ausgezogen werden.
Wilder Fluß Aragón.
Um 17:15 Uhr erreiche in Jaca, nach ca. 7,5 h reiner Gehzeit.
Die Zitadelle von Jaca.
Nun liege ich in alter Manier in meinem Herbergsbett mit an die Wand hochgelegten Beinen und schreibe diesen Blogeintrag. Blasentechnisch schauen meine Füße gut aus. So ganz ohne Tape und Co. sind meine empfindlichen Stellen an der Ferse nur gerötet. Und die übliche Blase am zweitkleinen Zeh (die hatte ich ja jetzt jedes Mal nach dem ersten Pilgertag) links zeigt sich auch. Ansonsten sind meine Fußsohlen an der Ferse die letzten Kilometer spürbar gewesen, so als ob sich hier bald Blasen zeigen. Nun ja, wir werden sehen.
Das Fazit des Tages:
Es lief erstaunlich gut – im wahrsten Sinne des Wortes – für den ersten Tag, gleich mit knackigen 30 km und einem herrlichen Wettermix für Anspruchsvolle. Tatsächlich war ich ziemlich überrascht, als ich in Jaca körperlich zwar beansprucht und dennoch ziemlich fit ankam, erwartete ich doch irgendwie den üblichen Hänger auf den letzten 3-4 Kilometer. Umso schöner, dass der heute ausblieb.
Und jetzt geht’s unter die Dusche und dann essen. Das habe ich mir auch verdient, wobei ersteres einfach nur nötig ist ?