Die beste Burnout-Prävention ist neben dem Wahren eigener Grenzen den „richtigen“ Beruf auszuüben.
Würdest Du dem zustimmen?
Und, hast Du Deinen „Traumjob“ gefunden – neuerdings Berufung genannt?
Doch Du fragst Dich, was soll das eigentlich sein? Vielleicht denkst Du auch, dass das alles nur esoterisches Geschwätz ist.
Pustekuchen! Absolute Realität.
Erfahre in dieser Podcast-Folge, wie die Einwohner eines japanischen Dorfes mit Ikigai etwas gefunden haben, das sie gesund alt werden lässt, und was Du daraus lernen kannst, um Deine Berufung zu finden.
Wenn Du lieber liest, statt Dir die Audio anzuhören, dann findest Du hier die Shownotes:
Heute widme ich mich einem Thema, das mir persönlich ganz besonders am Herzen liegt:
dem Lebenssinn und was unserem Leben und unserem Dasein Bedeutung verleiht.
Schon mit 13, 14 Jahren habe ich darüber sinniert, wozu ist mein Leben gut und was möchte ich in meinem Leben erreichen, worum geht es mir und was ist mir wichtig? Also quasi, was gibt mir Erfüllung?
Das sind ganz schön hochtrabende Worte und auch ganz schön schwerwiegende Fragen.
Und selbst wenn du dich nicht direkt mit der Frage nach dem Sinn des Lebens auseinandersetzt, so glaube ich, dass allen Menschen im Kern gewisse Aspekte wichtig sind. Zum Beispiel etwas zu tun, das zutiefst aus uns heraus will, wofür wir leidenschaftlich brennen und das uns wichtig ist und wir gleichzeitig damit einen Beitrag leisten können.
In diesem Zusammenhang bin ich auf ein unfassbar kluges Konzept gestoßen, das aus Japan kommt und sich Ikigai nennt.
Mit Ikigai 100 Jahre alt werden?
Ikigai ist schon ein sehr altes Konzept der richtigen Lebensweise. Tatsächlich wird es das erste Mal im 14. Jahrhundert benannt. Zu uns in den Westen schwappte es, als Forscher auf eine ganz spannende Sache gestoßen sind, nämlich auf ein Dorf, das in Japan das Dorf der 100-Jährigen genannt wird. Erst vermutete man, dass eine entsprechende Ernährungsweise die ungewöhnlich hohe Dichte von Hundertjährigen begründete. Schlussendlich war man dann doch auf die Erkenntnis gestoßen, dass es daran allein nicht liegen kann. Was viel auffälliger war, war oder ist die spezielle Lebensphilosophie dieser Menschen, Ikigai genannt.
Ikigai bedeutet zu viel wie Leben (Iki) und Wert (gai). Frei übersetzt also Lebenssinn oder auch das, wofür es sich zu Leben lohnt oder das Gefühl, etwas zu haben, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen. Und das klingt doch schon mal richtig gut, oder?
Was steckt nun also hinter Ikigai und was macht diese Lebensphilosophie so besonders?
Im Wesentlichen baut Ikigai auf vier Grundprinzipien auf.
1 . Deine Talente, Begabungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten
2. Deine Leidenschaftsthemen, alles, was Du liebst.
3. Womit du einen Beitrag leisten kannst, was für andere von Nutzen ist.
4. Womit du Geld verdienst.
Die Schnittmenge aus all dem nennt man Ikigai oder bezeichnet dein Ikigai.
Suche also nach der Leidenschaft, in der du deine Talente und Fähigkeiten anwenden kannst, die etwas hervorbringt, das andere brauchen und für die sie dich bezahlen.
Als Beispiel: vielleicht bist du jemand, der leidenschaftlich gerne mit Holz arbeitet und der zudem eine handwerkliche Begabung hat. D.h. du liebst die Holzbearbeitung nicht nur, sondern du bist auch flink und geschickt mit Hammer, Säge, Stechbeitel und Co. Ein Nutzen für andere könnte nun z.B. durch geschnitztes Handwerk sein (Bildhauerrei) sein, oder Möbel erschaffen (Tischlerberuf) oder Zimmermann erzielt werden. Und wofür sind Menschen dann auch bereit, Geld zu bezahlen? Nehmen wir mal an, dass du vielleicht denkst: „naja, Bildhauerrei könnte ja mein Hobby sein, aber ich glaube nicht, dass ich damit ausreichend Geld verdienen kann. Außerdem mag ich es gerne praktisch und weniger künstlerisch. Daher wähle ich lieber den Tischlerberuf oder den Zimmermann.“
Ich denke, du verstehst das Prinzip.
Die perfekte Berufswahl – Ikigai als einfache Gleichung
Letztlich ist es total nachvollziehbar. Die Dinge, die wir gut können, für die brauchen wir am allerwenigsten Energie, die können wir im Grunde einfach so, die können wir aus uns heraus, weil sie uns überhaupt keine Mühe machen.
Die Dinge, die wir lieben, die wir unfassbar gerne tun, sind der Motor unseres Seins, unseres Tuns.
Die Kombination also aus den Dingen, die uns einfach von der Hand gehen, die uns so gut wie keine Arbeit machen, keine Energie kosten und den Dingen, die wir unglaublich gerne tun, entspricht damit quasi einem Perpetuum mobile (= eine Einrichtung, eine Maschine, die ohne Energiezufuhr dauernd Arbeit leistet).
Also meine Leidenschaft treibt mich auf positive Weise an und dadurch, dass ich auch noch meine Fertigkeiten, Fähigkeiten und Talente anwende, macht es mir fast überhaupt keine Mühe. Eigentlich ganz logisch, oder?
Und wenn ich das dann auch noch so einsetzen kann, dass es anderen von Wert ist, dass andere davon einen Nutzen haben, und mich gerne dafür bezahlen, dann habe ich den perfekten Beruf gefunden.
So einfach und doch so schwer? Die perfekte Berufswahl scheitert an Unwissenheit
Der Haken an der Geschichte ist, dass wir eigentlich gar nicht so genau wissen, was wir gut können und noch wenig wissen, wofür wir eigentlich brennen. Was ist denn nun meine Leidenschaft?
Ich habe ein paar Tipps auf Lager, die vielleicht helfen können, uns auf die Schliche zu kommen.
Was kann ich gut? Frage andere nach deinen Stärken
Bezüglich unserer Talente, Fertigkeiten, Fähigkeiten sind wir zugegeben ganz schön blind, weil die Dinge, die wir so richtig gut können, die uns überhaupt keine Energie und Mühe machen, die nehmen wir selten wahr. Das sind für uns Selbstverständlichkeiten, dass wir nicht einmal wahrnehmen, was wir da können und leisten. Da braucht es einen gewissen Abstand, um unsere Stärken zu erkennen.
Hier kann es helfer, Freunde, Bekannte, Kollegen, Chef, die Familie, Vereinsmitglieder etc. zu fragen: „würdest du mir mal eine Rückmeldung geben, was kann ich aus deiner Sicht richtig gut? Was würdest du als meine Stärken beschreiben?“
Und sammle so viel, wie du kannst. Außerdem kannst du dir überlegen, in welchen Situationen haben dich andere Menschen hinzugezogen? Was ist dir dabei leichter gefallen als ihnen? Was geht dir ganz mühelos von der Hand? Wofür wurdest du schon öfter gelobt und wertgeschätzt?
Was liebe ich? Forsche nach dem, was dir Freude macht
Bezüglich unserer Leidenschaften ist es nicht so ganz einfach. Weil manchmal sind diese für andere nicht sichtbar, weil wir ganz manches im Stillen und im Heimlichen machen. Wie also unseren Leidenschaftsthemen auf die Schliche kommen? Hier kann wieder etwas Forschungsarbeit helfen. Stell dir selbst die Frage: was habe ich schon als Kind gerne gemacht? Worin nehme ich mich ganz versunken wahr, womit beschäftige ich mich in dem Moment? Und vielleicht, gibt es etwas, womit ich mich stundenlang beschäftigen könnte? Was interessiert mich brennend und kann gar nicht aufhören, darüber Berichte zu sehen/ zu lesen/ mehr herauszufinden etc.?
Halt Ausschau nach Dingen, wo du manchmal selbst merkst, jetzt ist die Zeit aber schnell vergangen.
Manchmal sind die Sachen gar nicht so naheliegend. Das heißt, gucke auch um die Ecke. Und halte nicht gezielt nach dem Ausschau, das du zum Beruf machen kannst, sondern nur nach Dingen, die dir Spaß machen. Das muss also nicht gleich der Heilige Grahl im Sinne von „damit kann ich jetzt auch wirklich Geld verdienen“ sein. Sammle einfach mal, ohne dich zu zensieren.
Und natürlich können dir dabei auch andere helfen. Frage vor allem nahestehende Menschen, die dich gut kennen, worin sie dich versunken erleben, wo sie mitbekommen, dass es dir Freude macht, was sie als deine Leidenschaftsthemen sehen.
Außerdem können Coaches und Wegbegleiter wertvolle Unterstützung leisten. Mit objektiven Fragetechniken und wirksamen Methoden helfen sie dir, dir selbst auf die Spur zu kommen.
Wie Ikigai einen Burnout verhindern kann
Vorweg gesagt: einen Burnout zu erleiden, setzt nicht voraus, dass du das, was du tust, nicht gerne machst oder nicht leidenschaftlich machst. Das heißt, du kannst auch einen Burnout erleiden, wenn du genau das Richtige machst. Dann ist es vielleicht eher ein zu viel der Dosis (auch hier gilt es, eigene Grenzen zu wahren) oder du machst in deinem Leidenschaftsthema nicht unbedingt das, was dir leicht von der Hand geht (sprich die Themen, die dir nicht liegen, stressen dich zu sehr).
Anhand des Modells Ikigai kannst du also mal deinen Job abklopfen: wie viel Freude empfinde ich dabei (ich würde meine, da sollte schon mehr als 60 % rauskommen)? Kann ich größtenteils meine Stärken, Talente und Begabungen anwenden (größtenteils = mehr als 50%, besser 70%, es gibt immer ein paar Aufgaben, die wir als „notwendige Übel“ erleben)? Liegen beide Werte deutlich unter 50% würde ich sagen: Alarm!! Hier solltest du wirklich etwas ändern, da das auf Dauer nicht gut gehen kann.
Wie dein Beruf zur Berufung wird
Neben den Dingen, die dir Spaß machen und die dir leicht von der Hand gehen, ist es wichtig eine Zutat hinzuzufügen: wie kann ich dies anwenden, um einen Beitrag zu leisten? Wir alle wollen ein integrativer Bestandteil der Gesellschaft sein. Wir wollen das Gefühl haben, dass das, was wir tun, einen Unterschied macht, dass unsere Arbeit von Nutzen ist. Dann wird unser Tun zur Mission, wir möchten etwas erreichen, erschaffen bzw. für andere tun.
Das kann auch in einer ehrenamtliche Betätigung sein oder mit einem Hobby erreicht werden.
Der Unterschied, damit unser Tun zur Berufung wird, ist eine weitere Ingredienz: nämlich das liebe Geld. Die monetäre Wertschätzung, die uns unseren Lebensunterhalt ermöglicht und uns Sicherheit gibt. Wenn alle Faktoren zusammen kommen, dann hast du deine Berufung gefunden, dein Ikigai. Und im übrigen muss es nicht heißen, dass dabei genau EIN Beruf herauskommt. Wie im obigen Beispiel der Holzbearbeitung können mehrere Möglichkeiten herauskommen oder ein „Korridor“, also eine gewisse Berufsrichtung.
Das ist nicht weiters schlimm. Dann hast du die freie Wahl und kannst dich ausprobieren. Letztlich bedeutet es ja, dass du schon auf einem guten Weg bist. Der Rest ist Finetuning.
Ikigai für mentale Gesundheit bis ins hohe Alter
Wenn wir einen Beruf gefunden haben, der uns jeden Morgen mit einem breiten Lächeln aufstehen lässt, dann gehen wir sicher deutlich stressfreier durchs Leben, als wenn wir schon morgens schon wieder ans Hinlegen denken und wünschen, der Tag wäre bereits vorbei.
Und genau deshalb mag ich sehr, sehr gerne daran glauben, dass der Ort, der 100-Jährigen darin begründet liegt, dass sie alle Ikigai gefunden haben und leben. Also ich glaube daran, dass, wenn wir dieses Prinzip für uns selbst beherzigen und verfolgen, wir nicht nur mental, sondern auch physisch lange gesund bleiben.
In diesem Sinne wünsche ich dir von ganzem Herzen, dass du entweder dein Ikigai schon gefunden hast oder es finden mögest.
Viel Erfolg dabei und alles Liebe.