Impuls 09: Das Gasthaus des Lebens oder allen Gefühlen freundlich begegnen

14. Oktober 2024

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In meinem heutigen Impuls geht es mal wieder um Gefühle – stöööööhn. Schon wieder Gefühle?
Ja, schon wieder. Eigentlich müsste ich sagen, nicht ’schon wieder‘ sondern immer. Ohne einen Zusatz.
Im Leben geht es immer um Gefühle – auch da, wo wir sie nicht zu finden glauben. Z.B. im Geschäftsleben.

Und Gefühle sind für mich ein Schlüssel. Ein Schlüssel für ein besseres Verständnis von mir und anderen.
Ein Schlüssel, anhand dessen ich erkennen kann, wie es mir gerade geht und mehr noch, was ich jetzt brauche und erlebe. Sie geben mir dadurch Führung.
Und genau darum geht es im Gedicht von Rumi – einem der bedeutendsten persischen Dichter und islamischen Mystiker des Mittelalters.

Neugierig? Dann hör‘ gleich rein und lass Dich inspirieren.

 

 

 

Wenn Du lieber liest, statt Dir die Audio anzuhören, dann findest Du hier die Shownotes:

Dasein und mich zeigen mit dem, was ist

Heute bin ich nicht so schwungvoll oder leidenschaftlich dabei. Trotzdem habe ich mich hingesetzt und geschaut, was heute gesagt bzw. geteilt werden möchte.
Denn für mich geht es darum, mit allem da zu sein, was in mir ist.
Auch mal gedämpft oder melancholisch zu sein, in Herbststimmung eben.
Und so möchte ich Dich heute mit einem wunderschönen Gedicht von Rumi, einem bekannten Sufi-Dichter des 13. Jahrhunderts, einladen, mit allen Gefühle zu sein.

 

„Das Gasthaus“

Dieses menschliche Dasein ist ein Gasthaus.
Jeden Morgen ein neuer Gast.

Freude, Depression und Niedertracht –
auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit
kommt unverhofft als Besucher.

Begrüße und bewirte sie alle!
Selbst wenn es eine Schar Sorgen ist,
die gewaltsam dein Haus seiner Möbel entledigt,
selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.
Vielleicht reinigt er dich ja für neue Wonnen.

Dem dunklen Gedanken, der Scham und Bosheit –
begegne ihnen lachend an der Tür
und lade sie zu dir ein.

Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn alle sind zu deiner Führung
geschickt worden aus einer anderen Welt.

(Rumi)

 

Umgang mit Gefühlen

Ich finde dieses Gedicht sehr treffend. Es zeigt, dass wir uns – wie in einem Gasthaus – unsere Gäste, in diesem Fall unsere Gefühle, nicht aussuchen können. Manchmal kommen ungebetene Emotionen wie Traurigkeit oder Melancholie vorbei.

Und dabei gastfreundlich zu bleiben, ist nicht immer leicht. Denn es bedeutet, nicht nur die freudvollen Gefühle willkommen zu heißen, sondern auch die schwierigen.
Momente des Glücks wollen wir festhalten, während wir trübe Gedanken lieber verscheuchen möchten. Doch warum sollten Freude und Glück einen höheren Stellenwert haben als Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit, weisen sie uns doch auf etwas hin?

 

Die Bedeutung von unangenehmen Gefühlen

Emotionen wie Traurigkeit oder Unzufriedenheit sind ebenso wichtig, denn sie zeigen uns, dass etwas nicht stimmt oder dass wir genauer hinsehen müssen. Sie sind Hinweise darauf, dass wir mehr Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte unseres Lebens richten sollten. Es geht nicht darum, Freude und Glück abzuwerten, sondern den anderen Gefühlen die gleiche Bedeutung zuzugestehen.

Oft sind es gerade die schwierigen Gefühle, die uns zeigen, wie es uns wirklich geht. Es ist nicht nur die äußere Welt, die unsere Emotionen bestimmt – oft sind es innere Prozesse, die unsere Stimmung beeinflussen. Selbst Menschen mit schweren Schicksalen können Zufriedenheit empfinden, weil Emotionen nicht allein – oder seien wir ehrlich und schauen genauer hin – selten wirklich von äußeren Umständen abhängen.

 

Das Leben als Gasthaus

Das Leben spielt nicht nach unseren Regeln. Es schickt uns Gäste, die wir nicht immer erwarten oder einladen. Doch anstatt sie abzuweisen, sollten wir alle Gefühle willkommen heißen. Jede Emotion hat ihre Bedeutung und kann uns etwas lehren.

Also sei dankbar für jeden Gast, der kommt – sei es Freude oder Schmerz –, denn sie alle haben eine Botschaft für uns. Vielleicht können wir dadurch lernen, milder mit uns selbst und unseren Emotionen umzugehen, gerade in Zeiten, in denen es schwerfällt, positive Gefühle zu spüren.