Sei nicht nett, sei echt! Die GFK als Burnout-Prävention

21. Oktober 2024

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Klingt vielleicht nach einer gewagten These, dass die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) einen Burnout verhindern bzw. Dir aus dem Burnout helfen kann. Ja, vielleicht. Doch meine eigene Geschichte zeigt, dass die GFK absolut das Potenzial dazu hat.

Allerdings setzt es eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Dir selbst voraus. Klar – was sonst.
Denn methodisch angewandt bewirkt sie gar nichts.

Mit „Sei nicht nett, sei echt!“ möchte ich einen Weg aufzeigen, wie Du zum einen entschlüsseln kannst, was tatsächlich in Dir los ist und zum anderen, wie Du damit wirklich in Kontakt kommst mit Deinem Gegenüber.

Und trotzdem Fragezeichen in den Augen, wie das nun einen Burnout verhindern kann?
Die Antworten liegen nur einen Klick entfernt – hör rein und erfahre, was es damit auf sich hat.

 

 

 

Wenn Du lieber liest, statt Dir die Audio anzuhören, dann findest Du hier die Shownotes:

 

Zuallererst: Mit allem da sein – nicht nur eine Haltung, gelebte Praxis

Nach wie vor spüre ich eine melancholische Herbststimmung und fühle mich, anders als noch im Frühjahr/ Sommer, wenig beschwingt über ein Thema zu sprechen. Und dennoch tue ich es. Da stellt sich doch die Frage, warum lass ich es nicht einfach? Weil ich gerne mit allem da sein möchte, was gerade ist. Dann geht es halt mal darum, sich auch in Phasen des Stillstands bewusst zu erleben und anzunehmen, dass es gerade nicht so fließt. Das muss ja nicht zwingend ein Grund sein, kein Podcast zu machen. Denn schließlich konnte ich als Arbeitnehmerin nicht einfach zu Hause bleiben, wenn meine Kreativität gerade Pause machte. Mit dem zu sein, was ist und damit weiterzugehen, ist also meine jetzige Devise. Und ja, auch ich darf mich daran immer wieder erinnern 😉

 

Kommunikation als Schlüssel zur Verbindung – Wie echt ist der Kontakt?

Ich verstehe Kommunikation als unser Werkzeug, um echte Verbindungen zu schaffen. Doch wie oft sind wir wirklich „echt“ in unseren Gesprächen? Treffen zwei Menschen aufeinander, die immer nur nett sind, bleibt der wahre Kontakt aus. Denn hinter der Nettigkeit verstecken wir oft unsere wahren Gefühle. Und zwar nicht nur vor dem anderen, sondern auch vor uns selbst. Wir sind freundlich und nett und lächeln dabei weg, dass es uns gerade schlecht geht. Mir sind Menschen lieber, die auch mal ihre schlechten Stimmungen zeigen, weil das ehrlicher ist. Und ich weiß, woran ich bin.

 

Sei nicht nett, sei echt – Was bedeutet das nun?

Das bedeutet nicht, unfreundlich zu sein, sondern authentisch zu bleiben. Viele von uns haben den Drang, immer nett und freundlich zu sein, um Anerkennung zu bekommen. Doch das geht oft auf Kosten der eigenen Wahrhaftigkeit. Wir dürfen (wieder) lernen, ehrlich zu sein – mit uns selbst und anderen – ohne dabei unüberlegt alles auszusprechen, was uns bewegt. Was ist wirklich in mir los und was brauche ich? Diese Frage können viele adhoc nicht beantworten. Eigentlich traurig, oder?

 

Ist es wirklich nötig, etwas zu sagen?

Ein Zitat von Sokrates, das mich im Zusammenhang mit Kommunikation beschäftigt, ist:
Bevor ich etwas sage, frage ich mich, ob es wahr, notwendig und besser als die Stille ist. Doch was ist eigentlich „wahr“? Für mich bedeutet es, dass das, was ich sage, in Übereinstimmung mit meinen Gefühlen stehen muss. Authentizität beginnt dort, wo wir uns trauen, das auszusprechen, was wirklich in uns ist – jedoch mit Bedacht und nicht in jeder Situation. Authentisch zu sein bedeutet nicht, immer alles zu jeder Zeit auszusprechen. In der Kommunikation heißt es vielmehr, dass Du, wenn Du sprichst, das teilst, was Deiner inneren Wahrheit entspricht.

 

Die gewaltfreie Kommunikation als Schlüssel, sich auf die Spur zu kommen

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg basiert auf vier zentralen Elementen: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Diese Methode zielt darauf ab, wertschätzend, ehrlich und klar miteinander zu kommunizieren, ohne dabei in Schuldzuweisungen oder Abwertungen zu verfallen. Sie schafft ein Bewusstsein für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse sowie die der anderen, was das gegenseitige Verständnis und den respektvollen Austausch fördert.
Im Rahmen meiner Weiterbildungen in gewaltfreier Kommunikation war für mich einer der wesentlichen Schlüsselmomente, dass das, was ich bislang als Beobachtung, als Realität angenommen hatte, nichts weiter war als meine Bewertung. Und insofern würde ich gerne diesen entscheidenden Schritt ergänzen: Die Bewertung, die zwischen Beobachtung und Gefühl steht. Unsere Urteile und Fantasien beeinflussen, wie wir eine Situation interpretieren.

Ein Beispiel: Mein Partner schaut in seine Zeitung, während ich ihm etwas erzähle – das ist die reine Beobachtung, weil dies auch eine Kamera aufnehmen würde und jeder ebenfalls beobachten würde, der die Szene verfolgt.  Doch ich interpretiere diese Beobachtung als Desinteresse, als Nicht-Zuhören. Es ist eine Interpretation, die ich erst einmal einem Realitätscheck unterziehen müsste, um sie als wahr zu definieren. Es ist also meine Bewertung und nicht die Wahrheit.
Das zu trennen und zu erkennen, dass nicht das Äußere sondern dessen Bewertung meine Gefühle auslöst, war für mich ein Schlüsselmoment. So verstand ich, dass mein inneres Erleben größtenteils auf meinen Narrativen aufbaute, also auf all dem, was ich zu sehen glaubte, was ich über den anderen annahm, wie ich eine Situation bewerte.

 

Immer nett-sein entkoppelt von unseren Bedürfnissen

Immer nett-sein zu müssen, ist eine dieser Narrative. Zugegeben war das nicht unbedingt meines, denn ich hielt mich schon immer für sehr direkt. Doch was habe ich auf diesem direkten Weg geäußert? Nur meine Geschichten, die ich mir selbst erzählte, unreflektiert und für-wahr-haltend.
Und dennoch kenne auch ich das Thema sehr gut, den Erwartungen anderer gerecht werden zu wollen. Wir sind so sehr damit beschäftigt, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrnehmen. Einer der wesentlichen Gründe eines Burnouts, denn diese Erwartungen anderer sind nicht zwingend immer ausgesprochene Erwartungen: es genügt schon, dass wir glauben (!), dass von uns etwas erwartet wird.
Die GFK hat mir geholfen, bewusster zu hinterfragen: Was brauche ich (!) eigentlich gerade? Wie fühle ich mich wirklich? Und mehr noch: ich habe angefangen Realitätschecks zu machen – was wird gerade wirklich von mir erwartet? All das brachte mir Klarheit, über mich, meine Annahmen, meine Gefühle und Bedürfnisse.

 

GFK als Burnout-Prävention

GFK kann also eine zentrale Rolle bei der Burnout-Prävention und -Bewältigung spielen, da sie Menschen dabei unterstützt, wieder in Kontakt mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen zu kommen. Burnout entsteht oft durch ein ständiges Übergehen eigener Bedürfnisse und eine fehlende Selbstwahrnehmung. Durch die GFK werde ich also dazu angeregt, mich mit mir intensiv auseinanderzusetzen. Denn, bevor ich nach außen bringe, worum es mir geht und was ich brauche, bedarf es erstmal der Selbstklärung. Der Fokus liegt dabei mitunter ebenfalls auf einem selbstempathischen Auseinandersetzen: erkenne ich an, was ich denke und welche Gefühle dieser Gedanke auslöst, kann ich milder mit mir umgehen. Insbesondere wenn mir klar wird, welche Bedürfnisse dahinter stehen. Mehr Verständnis für mich fördert dabei auch mehr Verständnis für andere.

Mit GFK lerne ich also, meine inneren Signale rechtzeitig zu erkennen und mir selbst einzugestehen, wo die eigenen Grenzen liegen. Durch die wertschätzende Selbstkommunikation, die die GFK fördert, kann ich frühzeitig erkennen, wann ich emotional oder körperlich überlastet bin, und konstruktive Maßnahmen ergreifen, bevor es zu einem völligen Erschöpfungszustand kommt.

Zudem hilft GFK in der Burnout-Bewältigung, indem sie Betroffenen ermöglicht, sich authentisch und ehrlich über ihre Überforderung auszudrücken – sowohl gegenüber sich selbst als auch im Austausch mit anderen. Dies fördert das Verständnis im beruflichen und privaten Umfeld, was den Druck reduziert und eine Basis für gegenseitige Unterstützung schafft. Auf diese Weise trägt die Gewaltfreie Kommunikation wesentlich dazu bei, aus dem Zustand der Überforderung herauszufinden und nachhaltige Selbstfürsorge zu betreiben.

Die Gewaltfreie Kommunikation ist also wesentlich mehr als eine Methode oder ein Werkzeug. Denn unintegriertes Anwenden wirkt unauthentisch, hölzern und kommt beim Gegenüber auch nicht an. Die GFK setzt also eine Integrieren der Ansätze voraus. Es setzt voraus, dass es in Fleisch und Blut übergeht.
Und das gelang mir insbesondere, da ich die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Psychotherapie, in der ich mich nach meinem Burnout befand, durch die GFK direkt im Alltag anwenden konnte.

 

Fazit: Warum es wichtig ist, echt zu sein

Diese Episode dreht sich um die Kraft der Authentizität. Echt zu sein bedeutet, sich selbst zu erkennen, ehrlich zu sich und anderen zu sein und sich nicht hinter Nettigkeit zu verstecken. Die gewaltfreie Kommunikation war ein Werkzeug, das mir geholfen hat, diesen Weg zu gehen und mich aus meinem Burnout zu befreien. Kommunikation beginnt immer bei uns selbst – und je mehr wir uns mit unseren wahren Gefühlen und Bedürfnissen auseinandersetzen, desto besser können wir echte Verbindungen zu anderen aufbauen.