Savoir vivre auf Deutsch?

von Katja Härle

9. Juni 2025

09.06.2025 – Larreule nach Argagnon 26,5 km zu Fuß und dann weiter bis Navarrenx 22 km per Van

Wie lautet eigentlich die deutsche Entsprechung zu „savoir vivre“ – die Kunst, das Leben zu genießen – und zum italienischen „la dolce vita“ – das süße Leben? Gibt es die? Oder glänzen wir Deutschen eher mit „schaffa, schaffa, Häusle baua“ (und dann auch noch mit dem bescheidenen Zusatz „Butterbrot statt Schnitzel kaua“) – sowas würde weder einem Franzosen noch einem Italiener einfallen, auf den Wein und das gute Essen zu verzichten. Wir Deutschen sehen im ‚guten Leben‘ wohl eher das Abrackern, wir sind bekannt für unsere Genauigkeit und unseren Fleiß. Und was ist mit dem Genießen? Das sucht man bei uns Deutschen wohl eher vergeblich. Wird Zeit, dass sich das ändert und ich fange ab sofort damit an 😅

Deshalb habe ich heute nach gut 26 km fast nur Asphalt – schon wieder – auch reichlich die Nase voll, lass mich an Ort und Stelle von Frank abholen und entscheide zudem, dass wir gleich nach Navarranx zum Campingplatz mit Pool fahren, den ich eigentlich erst morgen erreichen wollte. Ich glaube, ich mache morgen lieber mal eine Laufpause und chill mal und genieße Frankreich. Am Mittwoch ist dann erneut Arbeitstag angesagt und am Donnerstag geht’s weiter. Wenn ich mich ranhalte und dann die letzten 66 km richtig ranklotze (ich kann nämlich, wenn ich will 🤣), dann schaffe ich die in 2 Tagen und laufe am Freitag in Saint-Jean-Pied-de-Port ein.

Warum so eilig? Tja, irgendwie will ich es jetzt fertig kriegen. Einen Haken dahinter, versteht ihr. Ankommen und dann – sssssst, ab ans Meer. Savoir vivre üben, versteht sich. Nachdem mir nämlich heute klar wurde, dass ich dem Atlantik verdammt nah bin (Luftlinie sind es momentan gerade mal rund 70-80 km), zieht es mich magisch dorthin. 2-3 Tage ans Meer zum Abschluss, das wär’s.

Start um 8:10 Uhr mit Asphalt.

Teer-Hatsch…

Nach knapp 9 km erstmal Frühstück.

Nach gut 12 km mal anderer Untergrund…

hat nicht lange angehalten, dann wieder Teerstraße und kaum Schatten.

Arthez-de-Béarn ist ein mind. 3-4 km langer Ort, der durchlaufen werden darf.

Hab mal meinen Rucksack bei Frank und Hanny zurückgelassen. Fühle mich wie ne Weinbergschnecke ohne Haus: ganz schön nackt.

Ewig langer Hatsch durch den Ort. 3-4 km heißen ca. 40 min. Supaaaaa.

Ja, da braucht es Sérénité (Gelassenheit) und zwar nicht zu knapp.

Mal zur Abwechslung wieder schöne Wege – ich freue mich schon, aber die Freude währt nicht lange…

keine 15 in später…. Teeeeeeeer, jipiiiiiiie

Deshalb entscheide ich kurz vor Argagnon – Schluss für heute.

Etappe 18

Und die 19. Etappe habe ich gleich mal mitgenommen via Van und so lande ich keine 30 min später in Navarrenx.

Übrigens haben wir keine 3 km, nachdem ich bei Frank zugestiegen bin, einen weiteren Pilger aufgesammelt, der nach Navarrenx lieber fahren will. Lin ist Franzose, wollte unbedingt den Camino bis nach Saint-Jean-Pied-de-Port laufen und ist seit 3 Tagen von Aire-sur-l’Adour unterwegs. Offenbar machen ihm seine Füße Probleme – sein Rucksack ist mit Zelt und Lebensmitteln auch bleischwer.

Navarrenx:

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