23.09.2019 – Camino del norte 7. Tag

von Katja Härle

23. September 2019

Ontón – Laredo
(40,1 km)

In Ontóns Herberge bei Giuseppe, einem Italiener, konnte ich endlich mal eine Ladung Wäsche in der Waschmaschine waschen. In dem feuchtwarmen Klima hier stellt sich schnell Muff in der Wäsche ein, letztlich trocknet man untertags ja nie, so dass es hier neben der Katzen-Handwäsche dann doch öfter einen Vollwaschgang bedarf – wobei, das ist es hier nie. Die Hospitaleros stellen immer das kürzeste Waschprogramm ein, meist irgendwas zwischen 30-40 Minuten. Wenn mehrere waschen wollen, wäre ein normales Programm von 1,5-2 h gar nicht möglich. Ja, für den Ersten, aber nicht mehr für die Folgenden. Ansonsten ist’s ganz nett in Giuseppes Herberge. Er ist freundlich und bemüht. Außerdem bietet der Ort nichts, wohin man zum Essen gehen könnte, so dass Giuseppe für uns kocht: Salat, leckere Gemüsepaella und Joghurt zum Nachtisch:

Pilger-Gemeinschaftsessen.

Ein typischer Schlafsaal.

Um 21 Uhr kommt dann noch eine Gruppe aus 4 Pilgern an. Offenbar war im vorigen Ort die Herberge voll, weshalb man sie auf Ontón verwies. Und so kommen die 4 Schwaben mit dem Taxi. Und dann ist was los. Die Eine quasselt gleich mal munter drauf los und auf Giuseppe ein, dass sie ja wohl selbstverständlich jetzt schon noch was zum Essen kriegen. Und natürlich tut sie ihre Meinung in astreinem Schwäbisch kund. Kann man ja erwarten, dass man in Spanien die Weltsprache Schwäbisch spricht. Im Vergleich zu allen anderen, die sich über das rüpelhafte Benehmen der vier Deutschen hinterrücks beklagen, weise ich die Dame freundlich (wirklich!) daraufhin, dass Giuseppe wohl kein Schwäbisch verstünde. So steht Giuseppe an diesem Abend zum zweiten Mal am Herd. Paella gibt’s nicht mehr, wäre auch zu zeitaufwändig, aber immerhin bekocht er die Nachzügler. Ganz und gar keine Selbstverständlichkeit, was die Schwaben offenbar anders sehen. Dass so ziemlich jeder hier unter deren schlechtem Zeitmanagement leidet, scheint ihnen nicht einmal aufzufallen. Ganz selbstvergessen erzählen sie, wie sie im Meer baden waren, lange zu Mittag gegessen haben und so weiter und so fort. Schön und gut. Genießen und sich Zeit lassen, ist total legitim, nur sollte das eben in die Etappenplanung miteinbezogen werden. Diese Kleinigkeit haben sie wohl vergessen oder es ist ihnen schlicht Wurscht.

So kehrt auch erst verspätet Ruhe im Schlafsaal ein, da man ja schließlich auch noch duschen wolle und das natürlich erst nach dem Essen. Bis die Herrschaften dann letztlich alle in den Betten liegen, ist es 22:30 Uhr.

Dafür wollen sie auch gleich um 6:15 Uhr heute Morgen wieder raus. Und auch hier erklärt es sich von selbst, dass damit für alle die Nacht vorbei ist. Wenn ich ehrlich sein soll, mich hat das Ganze nur amüsiert. So habe ich eine nette Anekdote zu erzählen. Der Rest meiner Pilgergenossen ist eher sichtlich genervt.

Also starte ich bereits um 7:45 Uhr in den Tag und erlebe einen wunderschönen Sonnenaufgang. Hat es neben der Anekdote als noch was Gutes ☺️

Ontón liegt noch im Dunkeln.

Bald erwacht der Tag und begrüßt mich mit einem eindrucksvollen Sonnenaufgang.

Heute ist leider wieder viel Straße dabei, so dass ich sogar einen 5,2 km längeren Alternative-Weg wähle, nur weil dieser nicht an der Straße entlang geht.

Den nächsten Ort Castro-Urdiales habe ich nach gut 8 Kilometer schnell erreicht und mache dort mein übliches Pilgerfrühstück.

Schöne Wegmomente gibt es dann doch:

Und zur Abwechslung sehe ich auch mal wieder das Meer…

…wenn auch der Weg nicht immer lauschig dahingeht.

Dafür passiere ich wieder Eukalyptus-Wälder…

…und genieße schöne Ausblicke.

In Liendo angekommen, habe ich bereits 33 Kilometer hinter mir, doch ist es mit 15 Uhr noch recht früh und irgendwas drängt mich zum Weitergehen, obwohl der Ort recht nett ist:

Letztlich höre ich auf mein Bauchgefühl und laufe weiter, die letzten gut 7 km bis Laredo, ein Ort direkt am Meer. Vielleicht brauche ich das heute einfach: endlich mal an einem Ort am Meer zu nächtigen.

Unterwegs nach Laredo darf ich nochmals einen Berg erklimmen.

Rückblick auf den bewältigten Anstieg.

Laredo liegt vor mir. Noch gut 3 Kilometer.

Meine Herberge befindet sich in der Altstadt von Laredo, die ich zuerst erreiche. Der Strand ist mit Hotelbunkern bestückt. Jetzt werde ich mich auf den Weg machen und mir ein schönes Restaurant suchen. Habe einen Mords-Hunger, wie jeden Abend. Und wie jeden Abend habe ich mir das auch verdient☺️?

Vielleicht interessiert Dich auch….