Villaviciosa – Gijón
(15,9 km zu Fuß + ca. 17 km per Taxi)
Nach einer sehr guten Nacht starte ich optimistisch in den Tag. Ich spüre nach wie vor meine Füße, doch fühlen sie sich heute mal wieder richtig nach laufen an. Ja, meine Füße vielleicht, aber offenbar hat etwas in meinem Körper dennoch anders entschieden. Aber dazu später mehr.
Um 9 Uhr verlasse ich Villaviciosa und mache mich auf den Weg Richtung Deva bzw. Peón, das zuerst erreicht wird. Dazwischen liegen laut Höhenprofil beachtliche Erhebungen:
Eigentlich kann mich sowas nicht schrecken. Aber schon gestern Abend, als ich mich kurz mit der heutigen Etappe beschäftigt habe und auch durch die Aussagen der anderen Pilger über die heutigen Anforderungen bereits informiert, scheine ich doch alarmiert. Irgendwas bereitet mir Kopfzerbrechen. Und das ist das Stichwort.
Als ich kurz vor dem ersten und damit höheren Berg eine Frühstückspause einlege, beginne ich ein merkwürdiges Kopfstechen zu spüren. Es zieht mir links vom Schulterbereich über den Nacken hoch in den Kopf und endet in einem unangenehmen Stechen hinter dem linken Auge.
Um noch rechtzeitig Abhilfe zu schaffen – denke ich zumindest – nehme ich eine Ibuprofen. Mir schwant allerdings schon, dass das nun kein Genuss mehr werden wird.
Frühstückspause in herrlichem Ambiente.
Was dann folgt, ist eher ein in Trance über den Weg wandeln: Meine Füße wissen, was sie tun müssen, mein Körper zieht mit und mein Kopf folgt halt, weil er auf dem Körper sitzt. Aber wollen tut er nicht.
Es ist keine Qual, nur von Freude ist es ebenfalls weit entfernt. Und da zudem die Kopfschmerztablette keinerlei Veränderung erzielt hat, entscheide ich, in Peón nach einem Bus oder Taxi Ausschau zu halten. Denn, bis nach Gijón möchte ich heute kommen. Dazwischen gibt es nämlich entweder die Option einer Herberge und auf Schlafsaal bei Kopfschmerzen habe ich gar keine Lust oder 14 Kilometer weiterlaufen, weil es nichts Erschwingliches zum Schlafen gibt.
Und tatsächlich schiebt mich auch etwas nach Gijón. Wahrscheinlich insbesondere die Möglichkeit, dort morgen vielleicht wirklich einen (notwenigen?) Ruhetag einzulegen….
Noch fit am Morgen.
„Anlauf nehmen“ für den Berg in noch flachem Terrain.
Finale Entscheidung für den Camino del norte. Hier ging es nach Oviedo und damit zum Startpunkt des Camino Primitivo, den ich allerdings vor 1,5 Jahren bereits gelaufen bin. Also bleibe ich weiterhin Richtung Gijón unterwegs und gebe dem Camino del norte seine Chance, mich noch zu verzaubern.
Diesen Berg gilt es wohl zu erklimmen.
Auf dem Weg zur Passhöhe.
Oben fast angekommen werden mir schöne Aussichten geboten, für die ich verständlicherweise kaum einen Blick übrig habe.
Zwischenzeitlich sind meine Augen, abgeschirmt von zu viel Licht durch meine Schildmütze, nur noch nach unten gerichtet. Und dabei muss ich sagen, wäre das Wetter heute wohl optimal zum Wandern: nach nächtlichem Regenguss nicht mehr ganz so schwül wie die Tage davor, meist bewölkt und angenehm temperiert und eher kühl. Nun ja, wenn der Kopf nicht mitspielt, sind diese Dinge allesamt ohne Belang.
In Peón angekommen, kommt eben eine Pilgerin aus der Schweiz dazu und fragt, ob es mir gut geht. Nach meinem kurzen Bericht bietet sie an, ein Taxi zu teilen. Sie hätte heute nämlich ebenfalls genug. Und so ordere ich über meine zwischenzeitlich gebuchte Pension ein Taxi, was uns 20-25 Minuten später nach Gijón bringt.
Hier falle ich als erstes für gut 2 Stunden ins Bett. Noch zuvor habe ich mir eine Massage keine 300 m vom Hotel entfernt gebucht. Ich denke, mein Körper braucht heute eine Extra-Portion Aufmerksamkeit.
Andrea, die etwas unkonventionelle und total sympathische Pensionsinhaberin, nimmt alles etwas locker. Sie gibt mir mit den Worten, sie wisse genau, wie das mit Kopfschmerzen ist, extra ihr ruhigstes Zimmer. Bezüglich meiner noch zögerlichen Entscheidung eines Ruhetages meint sie nur flapsig, ich solle mir keinen Stress machen wegen der Entscheidung der weiteren Übernachtung und ihr irgendwann morgen früh per WhatsApp einfach mitteilen, wie ich es machen will. Dann mach ich das doch so☺️