La Chapelle-de-Surieu – Chavanay 20,4 km
Gestern noch in 4-Gängen mehr als ausreichend gegessen, gut und ruhig geschlafen, um 7 Uhr ein kleines Frühstück genommen und um 8 Uhr losgelaufen. Yvette hat es sich dabei nicht nehmen lassen, uns die ca. 1,5 km zum Jakobsweg zu fahren. Sie findet, es wäre scheußlich bis dorthin an der Straße entlang zu laufen.
Falls der Eindruck entstünde: Ruth und ich laufen nicht zusammen. Selten, dass wir mehr als ein paar Meter gemeinsam laufen. Ich laufe meist schneller. Manchmal treffen wir uns dann wieder bei den Pausen. Ankommen tue ich allerdings immer viel eher, was sicher auch daran liegt, dass Ruth meist einen Mittagsschlaf hält.
Der Weg ist die ersten 10 Kilometer schön, einiges durch den Wald, immer wieder schattige Wege, wenig anstrengende Geröllstrecken und immer wieder Asphalt.
In der 2. Weghälfte ändert sich das. Viel Straße, fast ausschließlich Asphalt, kaum Schatten und leider öfter auch viel befahrene Streckenabschnitte. Insofern ist das Stadtgebiet um Chavanay wieder eine Wohltat.
Heute kommt mir eine wichtige Erkenntnis. Ich laufe erneut circa einen 1/2 bis 3/4 Kilometer falsch – erkennbar an der „Nase gen Norden“ nach gut einem Drittel des Weges (siehe Etappenkarte). Ich merke es, weil ich eine Zeitlang keine Wegzeichen mehr sehe. Ein Blick in meinen Pilgerführer zeigt mir auf, dass ich an einer Kreuzung hätte anders abbiegen müssen. Genervt laufe ich zurück, finde dann auch sofort den Weg, und erkenne, dass das Zeichen so klein war, dass ich es in meiner Unachtsamkeit einfach übersehen habe. Denn erneut bin ich beschäftigt: Mit meinen Erwartungen, Hoffnungen, Wünschen, Sehnsüchten. Und mir wird schlagartig klar: mit all unseren Hoffnungen, Sehnsüchten, Erwartungen, Vorstellungen, Wünschen, Interpretationen und Bewertungen in einer Situation werden wir blind für das, was wirklich da ist. Die letzten zwei Tage bin ich genau aus diesen Gründen 3x falsch gelaufen. Shit. Schon ärgerlich, und gleichzeitig ziemlich lehrreich.