Puente la Reina – Pamplona
(ca. 24 km)
Ich hätte jeden Tag noch so viel mehr schreiben können. Aber das ist schon immer so gewesen. Letztlich konzentriere ich mich abends beim Schreiben dann immer auf das Wesentliche, das dann halt geschrieben werden will und kann. Nach so einem Lauftag ist dann, die Geduld und Motivation zu schreiben, doch manchmal begrenzt. Und dennoch mache ich das gerne, bleibt es dadurch ja auch mir als Erinnerung erhalten. Mit dem persönlichen Tagebuchschreiben habe ich’s sonst nicht so.
Nun denn, wie auch immer. Mal sehen, wie der Eintrag heute wird, denn tatsächlich beginne ich diesen ausnahmsweise mal schon während des Tages. Wieso auch immer. Abweichen von der Regel scheint einer der Grundsätze dieses Caminos zu sein.?
Den Camino Aragonés habe ich tatsächlich bereits gestern mit Erreichen von Puente la Reina abgeschlossen. Hier mündet er – streng genommen schon eine Ortschaft zuvor, in Obanos – in den Camino Francés. Und damit ist die Beschaulichkeit des Pilgerns vorbei. Hier treffe ich auch wieder auf die Heerscharen an Pilgern.
Ich hatte Glück, dass ich in einer mini kleinen Herberge untergebracht war (12 Betten), die zudem nur mit 3 weiteren Pilgern belegt war. Einer der Pilger, ein Franzose, ist schon seit knapp 2 Monaten und ca. 1200 km unterwegs, läuft noch bis nach Finisterre, natürlich über Santiago und wieder zurück und danach noch nach Porto. So kommt er auf knapp 2300 Kilometer. Wooooow. Und der Knaller: er trägt seine Schlafmaske wegen Schlaf-Apnoe sogar mit sich. Beeindruckend, also sein Vorhaben an sich.
Die Nacht war somit ganz ruhig, mein Schlaf dennoch wie üblich nicht so erholsam und tief wie gewünscht. Um 7:30 Uhr beginne dann auch ich, mich für den Tag klar zu machen. Die anderen drei Pilger sind soeben weg.
Und ich entschließe mich, den Weg nach Pamplona zu Fuß zurückzulegen. Freue mich schon darauf, den vor gut 1,5 Jahren begangenen Weg einen kleinen Teil retour zu gehen. Mal schauen, wie das ist, wenn einem die Pilger alle entgegen kommen. Meine heutige und abschließende Tour:
Beim Verlassen Puente la Reinas nach meinem gewöhnlichen Pilgerfrühstück gegen 9:15 Uhr.
Camino-Kunst.
Mächtige Wolkendecke.
Ich bin in Obanos angekommen. Hier wäre ich gestern bereits durchgekommen, hätte ich die Fahrt mit dem Taxi nicht bevorzugt.
Auch meine Boots schauen heute wieder besser aus, wenn auch noch nicht ganz trocken.
Ich nähere mich dem Berg Alto del Perdón.
Der Aufstieg führt durch die Geröll-Hölle, wobei es aufwärts erstaunlich gut geht. Bergab kommt man durch den losen Untergrund immer wieder ins Rutschen. Manche fragen mich erstaunt, ob ich den Camino eben wieder retour laufe. Ein Spanier – schon nahe Pamplona – verweist mich ganz aufgeregt auf die andere Richtung.
Der Blick zurück Richtung Puente la Reina. Endlich oben angekommen. Die Aussicht von dort oben ist einfach gigantisch, weil man zu beiden Seiten weit ins Tal blicken kann – einmal auf Pamplona und auf der anderen Seite auf Puente la Reina.
Sie trotzen jedem Wind. Hier oben bläst’s. Ich muss aufpassen, dass ich beim Panorama-Fotografieren nicht trotz beschwerenden Rucksack von der Kante gefegt werde☺️
Immer noch schauen die Wolken bedrohlich aus, halten aber dicht.
Beim Abstieg ein Appetitanregender Snackstand gegen Spende. Das gibt es so tatsächlich nur auf dem Camino Francés.
Und gleich eine ganze Population Steinmanderl. Die scheinen sich hier wie die Karnickel zu vermehren ?
Pilger ooooohne Ende… hier ist man selten alleine.
Traumhafte Landschaften!
Und dann trudle ich um 13 Uhr tatsächlich noch voller Elan in Zariquiegui ein. Tatsächlich, weil ich damit nun gut über die Hälfte der heutigen Strecke und vor allem den Berg hinter mir habe.
Ab jetzt geht’s sichtbar auf Pamplona zu. Fast nicht zu glauben, dass es immer noch 10 Kilometer bis ins Zentrum sind:
Langsam, aber stetig rückt die Stadt näher.
Und dann bin ich da:
Geschafft!
Gut 180 km liegen hinter mir. Ich bin glücklich, weil es einmal mehr eine wunderschöne und bereichernde Erfahrung war.