Polanco – Comillas
(ca. 33 km)
Eigentlich wollte ich heute nur eine kurze Etappe laufen. Eigentlich… Wie jedes Mal, wenn ich sehr früh an einer Herberge ankomme, spüre ich eine Macht in mir, die mich zum Weiterlaufen zwingt. Ja, regelrecht zwingt. Ich weiß auch nicht, woran das genau liegt. Es scheint mir einfach unmöglich, bereits um 13 oder 14 Uhr für die Nacht zu stoppen. Und dabei müsste ich auch mal dringend meine Wäsche richtig waschen. Diese Handwäsche bringt’s auf Dauer nicht. Ich will gar nicht näher beschreiben, wie die Kleidung nach einer gewissen Zeit des Tragens, ständig Schwitzens, kaum dass sie trocken ist, erneut feucht Werdens, riecht. Und nein, nach Schweiß rieche ich nie…
Ich mag diesen Geruch wirklich nicht und habe mir gestern sogar ein Billigparfüm im Supermarkt gekauft, das ich ausgiebig und großzügig verteile. Nur hilft auch das nicht. Nun ja, genug des Lamentierens über Unwichtiges?
Ich bin also mal wieder weiter gegangen, als ursprünglich gedacht. Und das obwohl mich die Strecke zusehends nervt. Wieso? Asphalt. Teer. Asphalt. Und zur Abwechslung Beton. Und dann wieder Asphalt. Die Region Kantabrien, die ich nach dem Baskenland schon seit Ontón durchstreife, ist mir nicht so sympathisch. Es gibt wenig Herbergen mit noch weniger Schlafplätzen und der Weg wird ganz wartungsfreundlich auf Straßen gelegt. So gibt es nichts extra für uns Pilger zu tun, denn die Straßen werden ja schon per se für den Verkehr instand gesetzt. Und so fühlen sich meine Füße und Knie ziemlich schnell müde an. Also zumindest vergleichsweise. Wenn ich den ganzen Tag über Stock und Stein bei wechselndem Untergrund unterwegs bin, läuft es im wahrsten Sinne des Wortes besser. Nun denn, dennoch spule ich die Kilometer nur so runter. Vor allem bergauf bin ich auffallend schnell und überhole sogar Radfahrer?
Um 16:35 Uhr erreiche ich Comillas. Und wie schon in meinem Jakobswegführer prognostiziert ist die Herberge „completo“ – also voll, weil diese mit nur 20 Betten nicht annähernd das Pilgeraufkommen abdecken kann. Die Hospitalera ist dann allerdings so freundlich und ruft für mich umliegende Pensionen nach einem verfügbaren und günstigen Zimmer an. Und so lande ich in der Pension La Aldea für 20 Euro die Nacht. Das ist in Ordnung. Zumindest ist mir so eine ruhigere, schnarchfreie Nacht garantiert.
Wegromantik vom Feinsten?
Sehnsüchtig schaue ich auf einen angrenzenden Weg. Wieso kann ich nicht dort laufen? Falsche Richtung…..?
So geht’s weiter an Straßen…
…durch Ortschaften, die manchmal auch schön anzusehen sind, wie hier Santillana del Mar.
Noch mehr Straßen.
Schöne Kirchen säumen den Weg.
Und viiiiiiel mehr Straßen… (wenn das so weitergeht, werden meine Plattfüße schlimmer ??)
Und noch mehr Kirchen.
Zur Abwechslung und heute eine Seltenheit auch mal Strand und das Meer.
Welche Wohltat: Holzdielen.
Die Aussichten lassen kurzfristig den nervtötenden Untergrund vergessen.
Schluss für heute: Ankunft in Comillas!