Oviedo – Grado
(25,5 km)
Ich bin zurück! Der Morgen fühlte sich an wie Heimkommen. Das Laufen mit dem Rucksack auf meinen Schultern, alles dabei zu haben, was man braucht – ok, außer meinem Microfaserhandtuch. Das habe ich doch tatsächlich vergessen einzupacken.
Egal, ich bin wieder Pilger, spüre den Boden unter meinen Füßen, folge wieder den Muscheln und gelben Pfeilen, höre und sage das „Buen Camino“ – den Pilgergruß.
Ich liebe es! Das ist einfach mein Ding. Und die heute zurück gelegte Strecke bestätigt das: die mit 7 Stunden angegebene Etappe laufe ich in 5! Und das fast am Stück, wenn man von einer 15-minütigen Kaffeepause mal absieht.
So verlasse ich zu meiner gewohnten Zeit um 8:30 Uhr meine Pension und folge den Muscheln ortsauswärts. Der Weg zeigt sich sehr abwechslungsreich, ein stetiges Auf und Ab, Landstraße, Waldweg, Feldweg, Schotter, felsig, Erde, alles wechselt so schnell, dass man nichts überdrüssig oder gelangweilt wird oder sich gar dran gewöhnen kann. Nichts ist dabei grenzwertig, auch kein Abstieg oder Aufstieg. Es ist, als würde mich der Weg einstimmen wollen, meinen Körper, meine Sehnen und Muskeln warm machen für das, was noch kommt.
Auch das Wetter ist höchst freundlich zu mir: anfangs sehr bewölkt, reißt die Wolkendecke schnell auf und so begleitet mich die Sonne den ganzen Tag. Dabei sorgt eine frische, meist steife Brise für die nötige Abkühlung.
Überhitzung bleibt daher aus.
Um 13:45 Uhr erreiche ich bereits mein heutiges Ziel, die städtische Herberge in Grado. Übrigens die erste auf Spendenbasis, in der ich übernachte. Also entscheide ich morgen früh, abhängig vom Schlaf, was mir die Nacht wert war 😉
Auf jeden Fall sind zwischenzeitlich 11 Pilger im Schlafsaal und damit zu 2/3 voll. Die Herberge fasst in Summe nur 16 Pilger.
Als ich ankam, saß nur eine Kanadierin, eigentlich Engländerin, wohnhaft in Kanada, vor der Herberge und wartete, dass diese um 14 Uhr öffnet. Nun sind fast alle hier, die ich auch während des Tages passiert habe und das waren nicht viele. Von Massenpilgerei weit entfernt begegnete ich heute den Tag über ganze 9 Pilger. Der Weg verspricht also ruhig zu werden. Leider gibt’s in dieser Herberge kein gemeinsames Pilger-Abendessen. Für Restaurant oder Bar ist’s in Spanien noch zu früh. Deshalb gibt’s doch wieder nur kalte Küche: Brot, Jamón, Käse, Tomaten. Gestern gab’s letztlich dasselbe. Naja, vielleicht habe ich morgen mehr Glück.
Das obligatorische Selfie zum Start, im Flur meiner Pension.
Landschaftlich schönes und abwechslungsreiches Asturien, über und über grün und blühend.
Callas begleiten mich heute den ganzen Tag. Wie schön, ich liebe diese Blumen.
Nur für dich, Wiebke 😉 Haben sich extra zum Foto postiert, als ich sagte, dass das Bild für dich ist.
Mein erster selbstgebastelter Pfeil! An einer Weggablung – naja, Gabelung ist übertrieben, der Schotterweg ging links weiter, ein Trampelpfad rechts weg – bin ich dem für mich eindeutigen Weg gefolgt, dem Schotterweg. Einige Minuten später danach stand ich vor dem Ende des Weges. Der Camino war also der Trampelpfad. Leider befand sich an der Stelle kein Wegweiser. Nach meinem Eingreifen jetzt schon 😀