05.05.2023 – Schweizer Jakobsweg 4. Tag

von Katja Härle

5. Mai 2023

Steg – Rapperswil 21,6 km

Was für ein wunderschöner Tag!

Sonne. Abwechslungsreiche Wege. Fantastische Aussichten. Deutlich mehr bergab als -auf. Noch vor dem Gewitterregen am Zielort in Rapperswil angekommen. Und der Morgen startet – wie soll es anders sein – mit meinem obligatorischen Pilgerfrühstück. Perfekt!

abwechslungsreiche Wege
Schneebedeckte Berge
Sommer-Wiesen
Zauberhafte Waldwege – das leuchtende Grün der Laubbäume neben dem dunklen Grün der Nadelbäume
Um 16 Uhr Ankunft in Rapperswil

In Rapperswil haben wir uns in der Pilgerherberge eingebucht. Anders als in Märstetten sind wir hier allerdings nicht alleine: 6 weitere Pilgerinnen sind mit uns hier. Neben Bruno, dem Hospitalero, ist damit Frank Hahn im Korb. Und alle schlafen wir in einem Raum. Ich bin auf die Nacht gespannt. Der Grund, warum wir hier plötzlich auf mehrere Pilger treffen: in Rapperswil treffen der Schwabenweg aus Konstanz auf den Appenzeller Weg aus Oberriet und auf den St. Galler Weg aus Rorschach.

Pilgerherberge in Rapperswil: 8 von 12 Betten sind belegt.

Nun steht noch ein gemeinsames Essen mit Pasta an. So erlebt Frank mal Pilgergemütlichkeit, wie ich sie sonst aus Spanien kenne.

Exkurs – Die Schweiz, exklusives Pilgerland?

Am Morgen erzählt mir Frank, dass er nachts einen Traum hatte, dass uns das Geld nicht bis Genf reichen würde. Auch Nachfragen von Freunden und Bekannten zu Hause, wie es denn so mit den Preisen in der Schweiz wäre, zeigen mir, dass andere sich auch darüber Gedanken machen. Die Pilgerinnen hier in der Unterkunft – bis auf eine alles Deutsche – sagen Ähnliches. Und schon vor unserer Abreise hatte ich in einem Blogbeitrag geschrieben, dass mich neben meinen körperlichen Beschwerden die Kosten für eine Pilgerreise durch die Schweiz beschäftigten. Über Geld spricht „man“ ja nicht – oder zumindest nicht gerne. Und schon gar nicht öffentlich. Ich tue es jetzt doch – gerade weil es für Pilger durch die Schweiz ein wirkliches Thema ist. Denn, wenn man durch die gesamte Schweiz laufen möchte und am Tag zwischen 15 und 20 Kilometer schafft, braucht man rund 25 Tage. Und da spielt es dann schon eine Rolle, wie hoch die Kosten pro Tag sind.

Unsere Erfahrungen bislang zeigen, dass es kein engmaschiges Netz von Pilgerherbergen in der Schweiz – ähnlich wie in Spanien – gibt. Diese kosten in der Regel 25 CHF die Nacht/ Person. Das ist soweit fein. Und unschlagbar günstig im Vergleich sonstiger Übernachtungspreise in Pensionen und Hotels. Da liegen die Preise eher jenseits der 80-100 CHF. Allerdings gibt es daneben eine Reihe weiterer Möglichkeiten für günstiges Übernachten. Immer wieder sehen wir Angebote von Privatpersonen, so wie wir es am Mittwoch erlebt haben, die auf Spendenbasis ein Zimmer an Pilger vermieten. Dann finden sich immer wieder B&B Pensionen, die Pilgertarife haben, die meist bei 40-70 CHF liegen. Eine weitere, kostengünstige Möglichkeit ist das Schlafen im Stroh bei Bauern. Hier liegt man bei ca. 22-27 CHF. Wem das alles dennoch zu teuer ist, kann ja mal Couch Surfing ausprobieren. Die App vermittelt Gastgeber, die kostenlos Schlafplätze privat anbieten. Gegenleistung: ist ein gutes Gespräch, vielleicht gemeinsames Kochen und Essen…

Hinsichtlich Verpflegung sehe ich bei den Lebensmittelpreisen im Supermarkt geringfügige Unterschiede zu Deutschland. In Restaurants sieht das entschieden anders aus. Um Geld zu sparen, gilt also Selbstversorgung.

Ich war überrascht über den Traum von Frank. Irgendwie dachte ich vor unserer Pilgerreise, er wäre der Gelassenere von uns, der mich dann eher runterholt, sollten meine Gedanken mich abheben lassen. Zumindest bin ich derzeit voll und ganz im Vertrauen, dass alles so kommt, wie es kommen soll. Und dass das genauso richtig sein wird.

Etappe 4

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