Schweizer Jakobsweg – Wissenswertes

von Katja Härle

21. Mai 2023

Viele haben aus mehreren Gründen Respekt vor dem Pilgern durch die Schweiz. Die hohen Berge assoziieren einen sehr anstrengenden Weg, für den man besser alpine Erfahrung mitbringt. Das Preisniveau lässt vermuten, dass es einen dicken Geldbeutel bedarf. Außerdem ist die Schweiz in vielen Mobilfunktarifen nicht im Roamingabkommen beinhaltet, weshalb hohe Kosten anfallen können. Auf diese Punkte möchte ich hier kurz zusammenfassend eingehen.

Wegbeschaffenheit

Jakobsweg durch die Schweiz

Grundsätzlich weist der Weg durch die Schweiz gewisse Auf- und Abstiege auf; einige Berge wie das Hörnli, Haggenegg sowie der Etzel- und Brüningpass dürfen erlaufen werden. Allerdings braucht es zu keinem wirklich alpine Erfahrung. Es kommt jedoch – wie üblich – auf die momentane Kondition und Verfassung an, wie anstrengend etwas empfunden wird. Aus meiner Erfahrung und dem Vergleich mit anderen Wegen ist die Schweiz durchaus anspruchsvoll, aber gut zu machen, da Etappen auch kurz gehalten werden können. Meist geht man auf guten Feld-, Wald- und Ziehwegen. Manchmal auf Wiesen, die stark bewachsen sein können (Zeckengefahr! Lange Hosen sind von Vorteil) und selten auch auf steinigen und wurzligen Wegen. Grundsätzlich empfehle ich Wanderstöcke. Die entschärfen viele steile und schlüpfrige Stellen, ist aber Geschmackssache.

Wegkennzeichnung

Der Schweizer Jakobsweg ist als Route 4 ViaJacobi durchgängig durch die Schweiz gekennzeichnet. Oft werden allerdings mehrere Wanderwege, die an einer Kreuzung alle denselben Weg nehmen, durch einen gelben Pfeil oder eine gelbe Raute zusammengefasst gekennzeichnet. Eine gesonderte Ausweisung des Jakobsweges fehlt an diesen Stellen. Hier gilt das gelbe Schild/ die gelbe Raute analog dem Verkehrsschild „alle Richtungen“.

Die Route 4 ViaJacobi wird immer in beide Richtungen ausgewiesen. Nur in Richtung Santiago de Compostela weist die 4 zusätzlich eine stilisierte Muschel im blauen Rand aus.

In manchen Kantonen kommen zusätzliche Jakobswegweiser hinzu, wie z.B. die historischen Schilder auf dem Schwabenweg (von Konstanz bis Einsiedeln) oder in der französischen Schweiz das blaue Schild mit Muschel und der Bezeichnung „Chemin de St-Jacques“.

Ich empfand die Wegmarkierung durchweg gut. Manchmal fehlte ein Schild oder man musste achtsam das nächste gelbe Schild oder die Raute suchen. In Summe ist der Weg aber durchaus ohne zusätzliches Kartenmaterial zu finden.

Typische Wegmarkierung des Jakobsweges durch die Schweiz
Unterschiedliche Wegmarkierungen

Unser Weg – Katja & Frank vom 02.-20.05.2023

Von den ca. 450 km des Schweizer Jakobswegs sind wir in 19 Tagen 377 Kilometer gelaufen. Im Schnitt also knapp 20 km/Tag.

Eine Strecke von ca. 10 km bis Interlaken haben wir mit dem Zug überwunden und 3x ein Schiff genutzt. Am Vierwaldstättersee sind wir die längere Strecke bis Buochs gefahren und haben dadurch den Weg am Südufer sowie am Genfer See die Strecke von St-Prex bis Genf eingespart. 75 km haben wir somit anstatt zu Fuß mit fahrbaren Untersätzen überwunden.

In Höhenmetern gesprochen bedeutet unsere Strecke 8.405 hoch und 8.270 runter, also einmal den Himalaya rauf und runter. 😉 Schon eine Leistung.

Apropos Kilometerangaben, Höhenmeter und das verwendete Kartenmaterial der Etappen: wir beide haben Garmin Uhren, mit denen wir jeden Tag unsere gelaufenen Meter aufgezeichnet haben. Hübscherweise lassen sich die Aufzeichnungen an Komoot übertragen, woraus ich dann täglich die Darstellung der Etappe gewonnen habe. Dabei sind gewisse Abweichungen möglich – geringe gab es selbst schon zwischen unseren Uhren, obwohl wir dieselbe Strecke gelaufen sind. Also bitte nicht darauf festnageln. Einen guten Anhalt geben die Daten aber allemal und mit einer gewissen Streckenänderung muss immer gerechnet werden. Das hatten wir ja auch, z.B. Umleitungen wegen Baumsturz.

Kosten

Hierzu hatte ich anfänglich bereits Franks und meine Befürchtungen dargelegt, die mich auch dazu veranlasst haben, im Voraus eine Überschlagsrechnung anzustellen. Auch wir nahmen die Schweiz als sehr hochpreisiges Land wahr und wollten sicher gehen, dass die Reise ins Budget passt.

Unser Fazit:

Wir haben im Schnitt pro Übernachtung 79 CHF gezahlt, wobei oft inkl. Frühstück und manchmal sogar das Abendessen beinhaltet war. Pro Person sind das also knapp 40 CHF pro Nacht.

Die teuersten Übernachtungen betrugen 120 CHF für ein DZ, wobei wir an den Orten meist auch günstigere Möglichkeiten gehabt hätten, wir aber ein Séparée bevorzugten.

Wer alleine unterwegs ist, dürfte sicher etwas mehr für die Übernachtung brauchen, da DZ auf die Person gerechnet günstiger sind als EZ.

Ich bin auf jeden Fall erstaunt, dass meine Überschlagsrechnung, die ich im Voraus angestellt habe, so ziemlich genau hinhaute. Denn in Summe haben wir jeweils um die 1500 Euro ausgegeben, wobei hier schon Zugtickets für die Heimfahrt und unser Ausflug in den Intersport beinhaltet sind sowie zahlreiche Bäckerei-Besuche mit Kaffee und Croissants und 3x Essengehen. Wer‘s noch günstiger will, versorgt sich durchgehend selbst und verzichtet auf den kleinen Luxus, auf Kaffee und Leckereien einzukehren. Am Rande erwähnt: ein Bäckerei-Besuch mit 2 Cappuccinos und 2 Croissants schlägt mit um die 15-20 CHF zu Buche.

Zusammenfassend bin ich erstaunt, wie pilgerfreundlich man uns in der Schweiz begegnete. Wer wirklich auf den Cent achten muss, kann also noch günstiger als wir übernachten, in dem er ausschließlich die günstigsten Unterkünfte anläuft oder sogar Couchsurfing nutzt. In beiden Fällen würde ich dann allerdings eine Vorabreservierung empfehlen. Oder Du vertraust dem Weg 😉

Realistisch ist die Schweiz sicher auch bei einem geringeren Budget als unserem zu machen, wenn auf sämtliches Einkehren verzichtet wird, die günstigsten Übernachtungsmöglichkeiten gewählt werden und öffentliche Verkehrsmittel wie Schiffe minimal genutzt werden. Außerdem hängt es davon ab, wie groß man die Etappen wählt. Umso kürzere Distanzen erlaufen werden, desto mehr Übernachtungen – klaro. Allerdings desto mehr Zeit für sich, für das Genießen der Landschaften, in Kontakt kommen mit den Schweizern ….

Mobilfunk

Manche handy-fasten für die Zeit des Pilgerns. Sie entsagen auf dem Jakobsweg sämtlichen Kommunikationskanälen, außer dem face-to-face. Ich habe großen Respekt davor und hänge doch zu sehr an den Annehmlichkeiten eines Handys – z.B. für Übernachtungsreservierungen, Navigation, falls erforderlich und Anrufe in Notfällen. All das noch mehr, wenn ich alleine unterwegs bin. Für diejenigen, die da ähnlich sind wie ich, habe ich einen guten Tipp, wie man mobil kostengünstig und vor allem „gedeckelt“ – also ohne böse Überraschung am Schluss – durch die Schweiz kommt.

In meinem Mobilfunktarif ist die Schweiz nicht im Roamingabkommen der EU-Länder inkludiert, was bedeutet, dass ich sehr hohe Roamingkosten für Datennutzung und Telefonate zahlen müsste.

Es besteht die Möglichkeit, Roaming zu deaktivieren und nur Wlan zu nutzen, wo verfügbar. In der heutigen Zeit, in der fast jedes Café Wlan hat, sicher kein Problem. Unterwegs nützt das allerdings wenig, wenn z.B. die Wegmarkierung fehlt und man doch mal navigieren muss. Oder man sich auf Wegstrecken befindet, bei denen kein Restaurant oder Café passiert wird. Und diese Streckenabschnitte gibt es in der Schweiz öfter.

Abhilfe schafft die Nutzung einer eSim (Handykompatibilität vorausgesetzt) z.B. über https://digitalrepublic.ch/de/. Sowohl Frank als auch ich haben diesen Dienst genutzt. Hier kannst Du einen unlimitierten (!) Datenpass für 30 Tage kaufen für sagenhafte 10 CHF – also Internetflat für Dein Handy. Die Telefonie-Flat kannst Du für weitere 10 CHF dazubuchen. Ich finde, gut 20 Euro für einen Monat flat surfen und innerhalb der Schweiz telefonieren ein super Angebot. Und die Netzabdeckung (Sunrise) ist hervorragend. Wir hatten selten schlechten Empfang und häufig ein zur Verfügung stehendes Wlan ignoriert, weil die Geschwindigkeit des Mobilfunks überragte. Und das Gute: sofort aktivierbar, keine Wartezeit, keine Laufzeit, keinen Haken. Nach 30 Tagen endet einfach der Tarif. Super Sache!

So! Das wär geschafft. Nun hast Du hoffentlich einen guten Überblick, was das Pilgern durch die Schweiz bedeutet. Und vor allem – und das war mein eigentliches Ziel – dass Du nun Lust hast, Dich selbst auf den Weg durch die Schweiz zu machen. Buen camino!



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