09.07.23 – Via Gebennensis 1. Tag

von Katja Härle

9. Juli 2023

Genf – Neydens 15 km

Schwitz! So eine Hitze zum Start. Nun ja, bis um 14:15 Uhr merke ich von der Hitze tatsächlich nicht viel. Ich sitze ab 6:55 Uhr nämlich erstmal im Zug.

Abfahrt in München – weil ich hier gestern noch einen Workshop gehalten habe – ist auf die Minute pünktlich. Doch schon kurz nach München dümpeln wir nur rum und machen kaum Strecke. Gleisbelegung. Und das schon am frühen Morgen. Irgendwas haut doch da mit der Planung der Deutschen Bahn überhaupt nicht hin. Erst habe ich tatsächlich die irrationale Hoffnung, dass wir die zu dem Zeitpunkt angehäuften 7 Verspätungsminuten noch reinfahren würden. Diese Hoffnung begrabe ich allerdings, als wir nur eine Stunde später bereits über 20 Minuten hinter dem Zeitplan liegen. Mein Anschlusszug in Zürich ist damit weg.

Spannend ist allerdings, was dann in mir abläuft. Ich schaue nach Alternativen, habe 2 Züge gefunden und verbeiße mich – wie kann es auch anders sein – an der nächstbesten Option. Dieser Zug würde Zürich um 11:04 Uhr verlassen, also ca 30 Minuten nach meinem ursprünglichen Zug. Ich überlege sogar, schon in Winterthur auf diesen Zug umzusteigen, um ja sicher wenigstens in diesem zu sitzen. Aber auch das scheitert, weil wir zu spät dort eintreffen. Ich rechne und merke, dass damit der Umstieg auch in Zürich schwer bis fast unmöglich wird, weil der Alternativ-Anschlusszug dieselbe Strecke fährt wie mein verspäteter Zug aus München. Und da schaue ich mir erst die zweite Option genauer an: dieser Zug fährt ca 30 Min später in Zürich ab, kommt allerdings sage und schreibe nur 10 Minuten später in Genf an als mein favorisierter Ersatz, weil ein Umstieg wegfällt. Und deshalb dieser ganze Zirkus? Ich hab schon was am Geweih.

Und wie mir klar wird, wie vernagelt ich manchmal bin, dichte ich im Geiste ein Mantra, das mich vielleicht diesen Jakobsweg begleiten wird:

All is good.

All is to my best.

Nothing to worry about.

Trust in life & Believe in yourself.

Nobody really wants to harm you.

And there is a lot of help – you just need to ask for.

Katja Härle, 09. Juli 2023

Ich ahne, dass einzelne Sätze davon immer wieder eine Rolle spielen werden. Es ging während des Weges bei heißen 37 Grad bereits los, als merkwürdige Gedanken mich überfallen (ich weiß tatsächlich schon gar nicht mehr welche). Da kommt mir plötzlich „nothing to worry about“ wieder in den Sinn und die Gedanken stoppen – offenbar so nachhaltig, dass ich mich gleich gar nicht mehr an deren Inhalt erinnere.

Außerdem nehme ich mir vor, Störungen gleich zu beseitigen. Also, drückt der Schuh, dann Pflaster auf die betroffene Stelle und nicht warten, bis daraus eine Blase wird. Und später gesellt sich noch das Vorhaben, ich darf es mir leicht machen, zum Mantra dazu. Wenn es mich beruhigt, am Abend ein Bett sicher zu wissen, dann darf ich mir ein solches reservieren. Das empfiehlt die Dame vom Empfang des Campingplatzes ohnehin. Ihr Argument: einige Unterkünfte sind zu oder es sind neue dazugekommen, was beides unter Umständen noch nicht im Jakobsweg-Führer aktualisiert ist. Um keine böse Überraschung zu erleben, wäre ein Reservieren am Morgen desselben Tages sinnvoll.

So werde ich es mal starten. Und dann sehen wir weiter 😉 will ja nicht jeden Rat in den Wind schlagen…

Genfer See – ich bin wieder zurück
Puuuuh. Das ist schon sehr warm hier 😉
Genfer Impressionen
Ich folge den Pfeilen stadtauswärts
Endlich schattige Wege
Flirrende Hitze
Die Grenze ist unspektakulär überschritten. Nur ein kleines Schild weist daraufhin.
Von nun an folge ich diesen Beschilderungen.
18:15 Uhr erreiche ich den Campingplatz von Neydens
Meine heutige Unterkunft, eine sogenannte Gîte d‘étape – schick ist anders 😉
Dafür mit Pool und Aperol Spritz – was will ich mehr
Aussichten für morgen – na Prost Mahlzeit
Etappe 1



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