Le Sauvage – Aumont-Aubrac 29,3 km
Ich habe schon Glück, oder ich setze auf die richtige Karte. Also zumindest wird mein Vertrauen belohnt. Bislang haut soweit alles hin. Ich mache mir keine Gedanken über den Weg, ob nun sehr bergig oder nicht. Ich laufe einfach und nehme, wie es kommt. Und so mache ich das auch mit dem Schlafplatz. Deutlich spürbar: ich habe eine hohe Toleranz und Offenheit für das, was mir offeriert wird. Ja klar, mal erkenne ich schon, dass es nicht so sauber ist, wie mir es gefiele. Oder wie zum Beispiel in der letzten Herberge war ich mit 3 anderen in einem Zimmer mit Dachfenster, das sich nicht öffnen ließ. Normalerweise schlafe ich immer bei geöffnetem Fenster. Aber ey, es ist auf über 1200 hm angenehm kühl und tagsüber gerade auch nicht sehr heiß. Die Luft in dem Zimmer war also gut erträglich und meine 3 Mitschläfer zwar schon älteren Semesters, anders als erst befürchtet, haben sie aber nicht geschnarcht. Es war also eine ruhige Nacht. Schätzungsweise war ich die lauteste, denn mein Bett knarzte fürchterlich mit jeder Bewegung. Na hoffentlich habe ich ruhig geschlafen.
Und auch am heutigen Zielort bekomme ich schnell ein Bett. Die erste Herberge, die ich passiere, ist voll, hätte mir gut gefallen. Hier treffe ich auch bereits bekannte Pilger. U.a. ein junges deutsches Pilgerpaar. Egal, ich gehe weiter. In der Tourismus Information lasse ich die anderen Herbergen anrufen, bevor ich nun durch den Ort laufen muss. Und siehe da, die erste Herberge hat ein Bett für mich. 2 Pilger hätten just ihre Reservierung aufgehoben und mir damit ein freies Bett beschert. So darf es weitergehen 😉
Und mit noch etwas habe ich Glück: dem Wetter. Ich bekomme eine Idee davon, warum die Via Podiensis nicht im Hochsommer empfohlen wird. Hier ist es momentan sehr angenehm. Temperaturen von 20-26 Grad am Tag, leicht bewölkt und immer eine Brise, die für Abkühlung sorgt. Wäre es so, wie noch vor 3 Wochen, wäre es entschieden anstrengender. Zwar geht der Weg immer wieder durch schattige Wälder, zumeist passiert man allerdings eher lose Ansammlungen von Kiefernbäume, die nur ab und an Schatten spenden. Bei hochsommerlichen Temperaturen um die 30-35 Grad wäre es hier unerträglich.
Und der Weg ist einfach traumhaft. Ein stetes Auf und Ab, viel über sandige Wege, manchmal anspruchsvoll steinig oder wurzlig, mal steil auf oder ab. Dazwischen viele Kilometer angenehmes Gehen, zwischen Kiefern und karstigem Gelände mit fantastischen Ausblicken.
Und da ich durch die Via Gebennensis gut trainiert bin, macht mir auch das hügelige Gehen selten etwas aus.
Apropos, ich bin heute genau 3 Wochen unterwegs und habe bereits 477 km erlaufen. Das sind genau 100 km mehr als auf dem Schweizer Jakobsweg in 19 Lauftagen.