Alle Welt spricht von Resilienz und wie Du widerstandsfähiger den Unwägbarkeiten des Lebens trotzt.
Doch was genau steckt dahinter? Wie wird man denn widerstandsfähiger und was braucht es dazu?
Und was hat dies mit Wellenreiten zu tun?
All das erfährst Du in dieser Episode.
Außerdem verrate ich Dir, dass jede/r Resilienz besitzt.
Interessiert herauszufinden, wie resilient und stress-widerstandsfähig Du bist?
Dann hör‘ gleich rein.
Wenn Du lieber liest, statt Dir die Audio anzuhören, dann findest Du hier die Shownotes:
Alle Welt spricht von Resilienz. Auch ich möchte mich mit dieser Folge diesem Thema zuwenden.
Doch, was ist eigentlich Resilienz?
Resilienz wird als Widerstandskraft gegenüber äußeren Einflüssen beschrieben. Es gibt viele Ansätze zur Definition, aber im Allgemeinen bezeichnet es die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen „ohne dauerhafte Beeinträchtigung“ zu überstehen. Jon Kabat-Zinn, der Begründer der modernen Achtsamkeitspraxis, beschreibt es bildhaft wie folgt:
„Du kannst die Wellen nicht aufhalten, aber Du kannst lernen, sie zu surfen.“
Diese Metapher verdeutlicht, dass es bei Resilienz nicht darum geht, Schwierigkeiten zu vermeiden (was ich ohnehin für unmöglich halte), sondern sie anzunehmen und zu meistern.
Und woher kommt das Wort Resilienz?
Das Wort Resilienz stammt aus dem Lateinischen („resiliere“) und bedeutet „abprallen“. Ursprünglich wurde der Begriff in der Werkstoffkunde verwendet, um die Fähigkeit eines Materials zu beschreiben, sich nach einer Verformung wieder in die ursprüngliche Form zurückzufinden. Diese Eigenschaft wurde auf den menschlichen Kontext übertragen, um die Fähigkeit zu beschreiben, Krisen ohne Beeinträchtigung zu überstehen. Also quasi die Fähigkeit, nach einer Belastung wieder zur alten Form zurückzufinden, ist das, was Resilienz beschreibt.
Ist es erstrebenswert, ohne Beeinträchtigung aus Krisen herauszukommen?
Es stellt sich die Frage, ob es wirklich erstrebenswert ist, aus Krisen ohne Beeinträchtigungen hervorzugehen. Krisen prägen uns und machen uns einzigartig, ähnlich wie ein wettergegerbtes Gesicht, das von einem erfahrungsreichen Leben erzählt. Kennst Du das Gefühl, wenn Du auf eine schwierige Zeit zurückblickst und erkennst, wie sehr Du daran gewachsen bist? Es kommt also darauf an, wie uns Krisen formen und verändern. Und mal ehrlich, die besten Geschichten entstehen doch oft aus den größten Herausforderungen. Wer will schon ein Leben ohne Höhen und Tiefen? Diese Erfahrungen machen uns menschlich und tragen dazu bei, dass wir uns weiterentwickeln.
Insofern würde ich Resilienz definieren, als eine Fähigkeit durch persönliche und soziale Ressourcen einschneidende und herausfordernde Lebenssituationen zu meistern und diese als Anlass für Entwicklung zu nutzen.
Ist Resilienz angeboren oder erlernt?
Die vorherrschende Meinung ist, dass Resilienz eine soziale Komponente hat und erlernt werden muss. Allerdings teile ich eher die Ansicht der Gestalttherapie, dass wir Menschen grundsätzlich die Fähigkeit zur Selbstregulation in uns tragen und natürlicherweise optimistisch bzw. offen und neugierig in die Welt blicken. Und dass uns diese Fähigkeit durch entsprechende Erfahrungen eher abtrainiert wird. Das bedeutet, dass jeder die Fähigkeit zur Resilienz in sich trägt und diese stärken kann, indem er sich den Herausforderungen des Lebens stellt und daraus lernt.
Wie das gelingt, darum soll es nun gehen.
Warum stören oder stressen uns äußere Einflüsse überhaupt?
Äußere Einflüsse wie z.B. Regen oder laute Geräusche können störend sein. Als ich diese Podcast-Folge aufnehmen will, fängst es just in diesem Moment an, heftig zu stürmen und zu regnen. Der Regen prasselt nur so an die Fenster. Das war kurz Stress für mich, hege ich doch den Wunsch nach einer glasklaren – sprich perfekten – Tonaufnahme. Aber eigentlich ist es doch nur Wetter. Was ist also so schlimm daran, Regentropfen zu hören, die auf die Fensterscheibe trommeln? Das wird mir dann auch bewusst.
Unser Perfektionismus kann sehr hinderlich sein, weil es immer äußere Faktoren geben wird, die wir nicht kontrollieren können. Kennst Du das auch, in Stress zu geraten, wenn es mal nicht nach Plan läuft?
Manchmal muss man einfach das Beste daraus machen und sich mit den Gegebenheiten arrangieren – insbesondere dann, wenn wir ohnehin nichts daran ändern können. Die Fähigkeit, sich anzupassen und das Beste aus einer unerwarteten Situation zu machen, ist ein zentraler Aspekt der Resilienz.
Die sieben Säulen der Resilienz
Resilienz basiert auf einem Modell mit sieben Säulen, die in zwei Gruppen unterteilt werden können: innere Haltung und Kompetenzen. Die innere Haltung umfasst z.B. Optimismus und Akzeptanz, während die Kompetenzen unter anderem Lösungsorientiertheit, Selbstregulation und die Übernahme von Verantwortung beinhalten.
Diese Säulen helfen dabei, ein starkes Fundament für Resilienz zu schaffen und geben uns die Werkzeuge an die Hand, um mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.
1. Optimismus: Warum Optimismus so wichtig ist
Eine positive Weltsicht und ein positives Selbstbild bilden eine wichtige Grundlage für Resilienz. Optimisten sehen Schwierigkeiten als vorübergehend und lösbar an, was ihnen hilft, Herausforderungen zu bewältigen und sich schneller zu erholen. Eine positive Lebenseinstellung trägt dazu bei, dass wir uns nicht so leicht entmutigen lassen und weiterhin nach Lösungen suchen, anstatt aufzugeben. Achte also insbesondere auf innere Glaubenssätze wie „Das Leben meint es nicht gut mit mir.“ „Mir widerfährt nichts Gutes.“ „Ich bin ein Pechvogel.“ oder „Die Menschen sind von Grund auf böse.“ Wer solche Gedanken hegt und sie glaubt, wird Schwierigkeiten anders begegnen und sie übermäßig schwer gewichten. Wenn Du solche Gedankenmuster in Dir entdeckst, ist es wichtig, sie zu entkräften.
2. Akzeptanz: Wie uns Akzeptanz hilft
Akzeptanz bedeutet, die Realität so anzunehmen, wie sie ist, ohne sie verändern zu wollen. Diese Haltung reduziert den inneren Widerstand und den damit verbundenen Stress. Wenn wir akzeptieren, dass manche Dinge außerhalb unserer Kontrolle liegen, können wir unsere Energie darauf konzentrieren, die wir kontrollieren können: nämlich, wie wir mit der Situation umgehen. Hast Du schon mal versucht, Dich gegen eine unveränderliche Situation zu wehren, nur um festzustellen, dass es Dich noch mehr stresst? Indem wir akzeptieren, was wir nicht ändern können, schaffen wir Raum für neue Lösungen und positive Veränderungen. Deshalb ist Akzeptanz ein wesentlicher Bestandteil von Resilienz – ich würde sogar so weit gehen, dass sie DIE tragende Säule ist. Denn, indem wir die Dinge so nehmen, wie sie sind, reduzieren wir den inneren Widerstand und damit den Stress. Es ist sinnlos, sich gegen unveränderliche Umstände zu wehren. Stattdessen sollte man lernen, die Situation anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Stell Dir vor, Du steckst im Stau – anstatt sich aufzuregen, kann man die Zeit nutzen, um einen interessanten Podcast zu hören oder einfach mal tief durchzuatmen und die Ruhe zu genießen. Diese Fähigkeit, sich auf das Positive zu konzentrieren und die Situation zu akzeptieren, wie sie ist, hilft dabei, resilienter zu werden.
3. Lösungsorientiertheit: Warum es besser ist, auf Lösungen zu fokussieren
Lösungsorientierung ist die Fähigkeit, sich auf Lösungen statt auf Probleme zu konzentrieren. Es geht darum, aktiv nach Wegen zu suchen, eine Herausforderung zu bewältigen, anstatt sich in negativen Gedanken zu verlieren. Wenn Du beispielsweise vor einer schwierigen Aufgabe stehst, ist es hilfreich, einen Plan zu erstellen und Schritt für Schritt vorzugehen. Kennst Du das Gefühl, wenn Du eine scheinbar unlösbare Aufgabe doch gemeistert hast, indem Du sie in kleinere, machbare Schritte unterteilt hast? Diese Herangehensweise hilft, die Kontrolle zu behalten und motiviert zu bleiben. Außerdem gibt es meiner Ansicht nach keine ausweglosen Situationen und auch keine, die nur einen Lösung besitzen. Oftmals ist es eher der Fall, dass wir uns bereits unbewusst gegen gewisse Handlungsalternativen entschieden haben. Es ist zwar manchmal deutlich schwerer die Verantwortung für eine Lösung zu übernehmen, als von einem „ich muss…“ oder „ich kann nicht…“ zu sprechen. Aber der Vorteil, sich selbst als der Macher und Gestalter zu erleben, überwiegt, was mich zum nächsten Punkt bringt.
4. Verantwortungsübernahme: Warum Verantwortungsübernahme besser ist als Opferrolle
Verantwortungsübernahme bedeutet, die Verantwortung für das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen zu übernehmen. Es geht darum, sich nicht als Opfer der Umstände zu sehen, sondern aktiv zu handeln und Einfluss auf das eigene Leben zu nehmen. Denn, wenn Du Dich nicht mehr als Spielball des Universums sondern vielmehr als aktiven Gestalter Deines Lebens ansiehst und somit die Verantwortung für Herausforderungen und deren Lösung übernimmst, ermächtigst Du Dich selbst. Dann hast Du aktiv die schwierige Situation gelöst (und nicht Dein Schicksal es gut mit Dir gemeint), was Deine Selbstwirksamkeit stärkt und Dich persönliche Entwicklung erleben lässt.
5. Selbstregulation: Mit Abstand bekommst Du einen klareren Kopf
Selbstregulation ist eine entscheidende Säule der Resilienz, die es uns ermöglicht, unsere Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen effektiv zu steuern. Es geht darum, in herausfordernden Situationen einen klaren Kopf zu bewahren und angemessen zu reagieren. Selbstregulation bedeutet nicht, Emotionen zu unterdrücken, sondern sie bewusst wahrzunehmen und konstruktiv damit umzugehen. Indem wir einen gewissen Abstand zur Situation herstellen – z.B. durch gezielte Atemübungen oder einen kurzen Spaziergang an frischer Luft – können wir uns selbst beruhigen. Dadurch können wir beispielsweise in einer stressigen Situation Ruhe bewahren und mit klarem Blick auf die Sache schauen. So wird angemessenes Handeln möglich.
6. Netzwerkorientierung: Wie uns ein starkes soziales Netzwerk unterstützt
Ein starkes soziales Netzwerk bietet emotionale Unterstützung und praktische Hilfe in schwierigen Zeiten. Freunde und Familie können Trost spenden, neue Perspektiven aufzeigen und helfen, Probleme zu lösen. Hast Du Menschen in Deinem Leben, auf die Du Dich verlassen kannst, wenn es hart auf hart kommt? Diese sozialen Verbindungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Resilienz. Sie bieten nicht nur Unterstützung in Krisenzeiten, sondern auch im Alltag, indem sie ein Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit vermitteln. Es ist gut zu wissen, dass man die Dinge nicht alleine meistern muss und dass man in dem, wie man die Dinge erfährt, nicht alleine ist.
7. Zukunftsorientierung: Warum Ziele und Visionen wichtig sind
Zukunftsorientierung bedeutet, langfristige Ziele zu haben und eine positive Vision für die Zukunft zu entwickeln. Diese Perspektive hilft, auch in schwierigen Zeiten motiviert und hoffnungsvoll zu bleiben. Stell Dir vor, Du hast ein Ziel vor Augen, das Du unbedingt erreichen möchtest, wie z.B. einen Marathon zu laufen oder eine berufliche Weiterbildung abzuschließen. Diese Vision gibt Dir die nötige Motivation und Energie, um Hindernisse zu überwinden und kontinuierlich auf Dein Ziel hinzuarbeiten. Zukunftsorientierung fördert die Resilienz, indem sie einen Sinn und Zweck im Leben schafft. Aber Achtung: es ist wichtig, dass Ziele und Visionen uns helfen, unsere Schritte aufzurichten. Zu sehr an ihnen festzuhalten, kann bedeuten, dass wichtige Entwicklungen übersehen werden. Denke daran, dass Du mit jedem Schritt, den Du auf ein Ziel zugehst, Deine Perspektive auf das Ziel veränderst und nicht mehr denselben Wissensstand hast als zu Beginn. Es macht also durchaus Sinn, regelmäßig Ziele und Visionen an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Deshalb:
Warum ich Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu den 7 Säulen ergänzen möchte
Flexibilität beschreibt die Fähigkeit, sich an veränderte Umstände anzupassen. Diese Anpassungsfähigkeit ist für mich neben Akzeptanz einer der wesentlichen Bestandteile von Resilienz. Wenn wir lernen, flexibel zu bleiben und uns auf Veränderungen einzustellen, können wir besser mit unerwarteten Wendungen und Unwägbarkeiten umgehen. Vielleicht hast Du das auch schon mal erlebt, dass eine Planänderung dann doch zu unerwartet positiven Ergebnissen geführt hat, auch wenn es erst überhaupt nicht danach aussah? Du kennst ja sicher den Spruch: wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, dann erzähl ihm von Deinen Plänen.
Es kommt sowieso ganz oft anders als gedacht.
Die Fähigkeit, sich anzupassen und Ziele und Visionen zu modifizieren, könnte also mit dem Reiten der Welle gleichgesetzt werden, anstatt sich kräftezehrend ständig dagegen zu werfen, um doch noch den eigenen Willen durchzusetzen.
Resilienz ist eine Fähigkeit, die jeder entwickeln kann. Es geht darum, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen, aus ihnen zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen. Indem wir uns auf unsere inneren Stärken konzentrieren und uns von äußeren Einflüssen nicht entmutigen lassen, können wir eine widerstandsfähige Haltung entwickeln und ein erfülltes, ausgeglichenes Leben führen.
Wie komme ich nun zu mehr Resilienz? Lerne die Wellen zu reiten.
Wie in allen Dingen im Leben, ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Die Übung macht nämlich den Meister. Und dazu setzt Du am besten, dort an, was Dir schon gut gelingt. Welche der obigen Punkte kannst Du bereits gut umsetzen? Aufschreiben und Dir selbst auf die Schulter zu klopfen, kann sehr wirkungsvoll sein. Ein erster, ganz wichtiger Schritt: anzuerkennen, was bereits da ist und Dir gelingt.
Dann baue Deine Kompetenzen Schritt für Schritt auf. Wo fehlt es noch und was kannst Du konkret tun, um darin besser zu werden? Sammle Ideen – denke dabei auch an Deine sozialen Netze, wie gehen beispielsweise Deine Freunde mit stressigen und herausfordernden Situationen um? Was hilft ihnen? Was kannst Du von ihnen lernen? Und welche Ideen hätten sie für Dich. Und dann übe Dich darin, Schritt für Schritt mit den Wellen des Lebens gelassener umzugehen und lerne die Wellen zu surfen.
Ich wünsche Dir viel Freude beim Lebenswellen-Surfing 😉