Wo Sonne ist, da ist auch Schatten

von Katja Härle

29. Mai 2025

29.05.2025 – Cahors bis kurz vor Lascabanes 21,5 km

Heiß, sonnig, schweißtreibend könnte das heutige Motto heißen. Die erste Nacht im Hannybal, die wir mit geöffneten Fenstern schlafen.

Ich fange gemütlich an, in dem ich mich von Frank wieder zum Abholpunkt von Vorgestern fahren lasse. Auf die 2,5 km zusätzlich habe ich auch heute keine Lust.

Frank befüllt Hanny – diese Service-Points für Wohnmobile gibt es in Frankreich überall, größtenteils gratis 👍🏻

Und ich mache mich auf den Weg – 9:30 Uhr ist eine gute Zeit. Wobei heute wäre ein früherer Start sicher sinnig gewesen, soll es doch gerade auf die ersten 14/15 km bergig sein und immerhin 28 Grad geben.

Egal. Nun ist es, wie es ist und ich schnaufe und schwitze die Anhöhen hoch.

Aber zuerst geht’s nochmals durch Cahors.

Finde die Muschel – in Städten oft nicht so einfach.

Der Ortsausgang Cahors kann sich sehen lassen.

Und dann gleich eine Umleitung – leider heißt das oft zusätzliche km. Mal sehen, wie es heute ist.

Auf jeden Fall geht es die ersten knapp 9 km fast nur auf Landstraßen entlang.

Zum Glück dann auch mal wieder andere Wege und Schatten 🥳

Am Ortseingang von Labastide-Marnhac treffe ich plötzlich auf …. keine Ahnung wie viele Pilger.

Darunter leider auch einen Haufen Deutsche. Komisch, wieso leider? Bejammerte ich doch die Sprachbarriere. Hmm, ist auch nicht generell so, dass ich ungern auf Deutsche treffe. Hier kommen sie nur gleich so geballt (eine Gruppe Frauen) und sie gackern und quatschen lautstark, dass ich mich auf jeden Fall lieber nicht als Deutsche zu erkennen geben will. Manchmal schäme ich mich scheinbar für mein Volk.

Nun denn, ich finde eine ruhige Bank im Schatten – ohne Geschnatter in näherer Umgebung – und mache nach 12,5 km und gut 2,5 h Laufen erstmal Frühstückspause.

Erneut eine kleine Weggabe:

Die blaue Scherbe mit Goldrand ist von mir.

Sie war ein Geschenk und folgt der japanischen Kunst, Kintsugi genannt, Zerbrochenes mit Gold zu reparieren. Kintsugi ist dabei mehr als nur Handwerk. Die Philosophie dahinter heißt Wabi-Sabi, die Schönheit im Unvollkommenen, Vergänglichen und Reparierten erkennt. Brüche werden nicht versteckt, sondern mit Gold betont – als Zeichen gelebter Geschichte.

Kintsugi lehrt: Narben machen wertvoll. Was beschädigt wurde und heilen durfte, gewinnt an Tiefe und Charakter. Es ist eine Ästhetik der Akzeptanz – und eine stille Erinnerung daran, dass gerade die Risse eines Lebens Licht hindurchlassen können und uns ausmachen.

Ich hinterlasse die Scherbe stellvertretend für all meine Narben und Verletzungen verbunden mit dem Wunsch, ich möge durch sie lernen und reifen und nicht verbittern oder argwöhnisch sein.

Gehen in der prallen Sonne…. 🥵

Einem schmalen Weg folgend schlappe ich die nächsten 9 km dahin. Es ist warm. Glücklicherweise gibt es dann neben dem Ziehweg (für Reiter und landwirtschaftliche Fahrzeuge) extra einen Trampelpfad für Wanderer. Und dieser wurde – wie es scheint – extra bepflanzt, damit wir an Tagen wie diesen Schatten haben.

Eidechsen bevorzugen heute ebenfalls den Schatten.

Ca. 2,5 km vor Lascabanes steht Frank mit Hanny. Ich entschließe mich: für heute darf Schluss sein.

Etappe 8.

Cooler Stellplatz an der Chapelle St-Jean le Froid wieder direkt am Jakobsweg.

2 weitere Pilger hatten sich bereits in der Kapelle eingerichtet. Offenbar wollen die heute dort nächtigen.
Und das taten sind dann auch. Wir staunten allerdings nicht schlecht, als die 2 ihr Zelt in der Kapelle aufbauten.
Eine weitere Pilgerin kam noch hinzu und dann noch eine, die sich allerdings neben 2 Radpilger außerhalb der Kapelle auf der Wiese mit Zelt niederließ.

Fertsch vom Tag

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