03.05.2023 – Schweizer Jakobsweg 2. Tag

von Katja Härle

3. Mai 2023

Märstetten – Anwil 24,7 km

Die Nacht in unserer Pilgerherberge war ruhig, sehr ruhig. Wir bleiben alleine und hatten somit die ganze Unterkunft für uns.

Nachdem um 22:30 Uhr für uns Zapfenstreich war, kamen wir um 7:30 Uhr ausgeschlafen wieder aus unseren Kojen. Und, was soll ich sagen? Bislang hatte ich zwei erstaunlich gute Nächte. Und diese Nacht könnte Nummer drei werden…

Ganz gemütlich starten wir dann tatsächlich nach unserem Frühstück erst um kurz vor 10 Uhr in unseren 2. Wandertag. Anfänglich noch kühl und sehr bedeckt, wird es später zusehends sonniger und vor allem wärmer. Absolutes Sonnenbrand-Wetter: trotz LSF 50 leuchten wir beide – vor allem Frank – bereits ab Mittag in sattem Rot.

Wie ich so diesen Blog-Beitrag schreibe, krame ich in mir, was es zu berichten gibt. Dabei merke ich, dass sich durch das gemeinsame Laufen mit Frank eine längere Gedankenkette eher selten aufbaut. Wir reden wenig und meist nur einzelne Sätze, laufen also viel im Schweigen neben- oder gar hintereinander. Zeit zum Denken und Sinnieren, wie ich das sonst vom Pilgern kenne, wäre also sehr wohl. Und dennoch bin ich oft leer. Es tauchen mal einzelne Gedankenfetzen auf, aber nichts zusammenhängendes. Ob das nun am Umstand des gemeinsamen Pilgerns liegt oder ohnehin grad in mir ist, ist unklar und auch egal: ich genieße diese Ruhe auf jeden Fall sehr. Zur Abwechslung mal was anderes 😉

Wegimpressionen
Auch das ist Jakobsweg-Pilgern…
Mittagspause…
… inkl. ausgelassenem Wippen
Die Natur scheint hier mind. 2 Wochen Deutschland voraus. Bauern mähten heute bereits fleißig ihre Wiesen und der Raps ist fast Hüfthoch.
Kurze Kutschfahrt

Ein Einheimischer begegnet uns heute 2mal mit seinem imposanten Pferde-Gespann. Beim letzten Mal lädt er uns spontan zu einer kurzen Fahrt ein – er wollte uns einen kürzeren Weg zum nächsten Ort zeigen. Kürzer hieß in diesem Fall entlang einer Landstraße statt auf Feldwegen. Ob das nun so viel besser war… Egal, wir fanden es einfach witzig, mit ihm ein Stück mitzufahren.

Ursprünglich hatten wir nur geplant bis Münchwilen oder Sirnach zu kommen. Also ca. 19-21 km Strecke. Doch irgendwie sagte uns nichts dort zum Übernachten zu, so dass wir uns kurzerhand telefonisch zwei Betten im Kloster Fischingen sicherten. Doch soweit sollten wir nicht kommen.

Auf dem Weg kurz hinter Sirnach
Abendessen

Auf halber Strecke zwischen Sirnach und Fischingen passieren wir ein winziges Örtchen namens Anwil. An einem der letzten Häuser des Ortes sehen wir eine Notiz kleben, die uns Pilger einlädt, dort für einen Kaffee, etwas zu essen oder für die Nacht einzukehren. Da wir beide nach gut 24 km nicht mehr weiterlaufen wollen, entscheiden wir uns kurzer Hand, die Einladung der 5-köpfigen Familie anzunehmen, obwohl dies bedeutet, dass wir nun auf das Klosterbier verzichten müssten, auf das wir uns schon beide freuten. Doch, was soll ich sagen? Keine 5 Minuten später sitzen wir an deren Esstisch und halten lachend das Pilgerbier des Klosters Fischingen in Händen. Also gab’s auch heute wieder eine Handvoll Gründe, rundherum zufrieden zu sein.

Pilgerbier des Klosters Fischingen
Etappe 2



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