Carrión de los Condes – Sahagún
(unglaubliche 39,3 km)
Was für ein Tag. Was für eine unglaubliche Strecke. Und, wie jeden anderen Tag davor: ich hatte das weder geplant und damit vorgehabt, noch gedacht oder hätte ich es geglaubt, hätte es mir jemand gestern gesagt. Ach, was sage ich, noch unterwegs habe ich auf die Frage von anderen Pilgern Sahagún als Ziel für den heutigen Tag für ausgeschlossen gehalten.
Ich beginne den Tag extrem früh. Um 5:30 Uhr gehts los! Wieso? Erstens weil mich Symon tatsächlich überredet hat, wenigstens einmal so früh zu starten. Und weil sich das zweitens für die heutige Etappe mehr als angeboten hat. Das erste Teilstück geht nämlich über 17 km schnurgerade, völlig eben und schattenlos dahin und das ohne Unterbrechung durch ein Dorf oder eine Kleinstadt. Auf dieser Strecke gibt es absolut gar nichts. Das bei brütender Hitze und stechender Sonne zu machen, erscheint mir selbst wenig ratsam. Also lass ich mich nach einigem Hin und Her drauf ein.
Sorry, meine Lieben, aber ein Foto des atemberaubenden Himmelszelt gibt es nicht und hätte ich vermutlich sowieso kaum auf ein Foto bannen können. So etwas gibt es wohl im dicht bevölkerten Deutschland selten zu sehen. Es ist einfach unglaublich und lässt mich ehrfürchtig erfühlen, wie wenig einflussreich und wichtig ich als Mensch doch bin.
Dass der frühe Aufbruch ob der Besorgnis des heißen Tages vielen ein Gedanke war, sehe ich als wir nach 3,5 h diese Etappe gemeistert haben und uns ein Frühstück gönnen. Es trudeln immer mehr altbekannte Gesichter ein.
Nachdem mein Knie erneut etwas schmerzt, setze ich alle Hoffnung ins Tapen und laufe wacker weiter. Als wir den nächsten Ort erreichen, stellt sich die Frage des dort Verweilens nicht mehr. Zwischenzeitlich laufe ich wieder ziemlich beschwerdefrei dahin, naja, oder was unter dem Aspekt des Gehens des Caminos als beschwerdefrei gelten kann. Durch ein kleines Missverständnis (ich denke, dass es nur noch 6 km sind, tatsächlich sind es aber knapp 13) gehts dann doch tatsächlich weiter bis Sahagún. Das geht erstaunlicherweise gut, bis auf die tückischen letzten 3-4 Kilometer. Die habens schon seit Tagen in sich.
Dennoch, um 15 Uhr ist es geschafft. Mit in Summe einer Stunde Pause haben wir doch tatsächlich Sahagún nach nur 8,5 Stunden erreicht. Beachtlich. Und meine Füße und mein Körper sind auch nicht müder als gestern.
Naja, ich muss eingestehen. Derzeit merke ich meine Knochen, meine Füße, Knie mehr als je zuvor in meinem Leben. Ich denke deshalb, ich laufe ab nun wieder allein. 2 Tage in Gesellschaft zu laufen, war toll und mal was anderes. Und trotzdem werde ich für die nächsten Tage das Alleinegehen wieder bevorzugen. Und gegebenenfalls mache ich wieder einen Tag Pause bzw. 1-2 wirklich kurze Etappen. Das werde ich sehen. Insbesondere auch wie mir die jeweiligen Orte behagen. Sahagún ist auf jeden Fall übel und für mich kein Ort zum Pausieren.
Immer wieder begegnen einem abgelegte, ausgediente Schuhe, nett drapiert auf der Wegmarkierung.
Mit dem heutigen Tag ist die Hälfte der Strecke nach Santiago de Compostela geschafft!