Mélide – O Pedrouzo
(33 km)
Das Laufen wird zur Gewohnheit. Das ist so gemeint, dass ich es einfach tue, ohne nachzudenken oder mich damit auch nur noch im Ansatz schwer zu tun. Die 33 Kilometer laufe ich fast wie mal kurz um die Ecke zum Bäcker Brötchenholen: beschwingt, ohne dass meine Beine Pause bräuchten, quasi in einem Stück. Gut, ich mache meine gewohnte Frühstückspause und auch eine Mittagspause – aber nur weil mein Magen knurrt und mit 20 Minuten effizient kurz, gerade dass ich gegessen habe. Eine Kurzpause 4 Kilometer vor dem heutigen Etappenziel mache ich dann auch nur noch im Stehen, weil ich Durst hatte auf ein Kas Naranja, die spanische Variante von Fanta. Auf das Zeug stehe ich seit Beginn meiner Reise irgendwie total.
Nachdem ich heute wieder etwas später gestartet bin – um 8 Uhr – erreiche ich nach gut 2,75 Stunden Arzúa. Da habe ich erst ein Drittel der Strecke hinter mir und denke schon, das wird wohl heute ein längerer Tag. Als ich dann aber zwischendrin mal checke, wie viele Kilometer ich noch habe – ich denke dabei an noch mindestens 10 – sind es tatsächlich gerade noch knappe 5 Kilometer. Fast denke ich bei mir, da könnte ich ja gleich durchlaufen nach Santiago, verwerfe den Gedanken aber schnell wieder.
Also bleibe ich im um ca. 15:30 Uhr erreichten O Pedrouzo, gerade mal 19 Kilometer vor Santiago.
Das wird für mich morgen ein Spaziergang.
Dann erreiche ich also Santiago genau 4 Wochen nach meinem Start. Am Montag vor 28 Tagen bin ich los. Und am Montag erreiche ich Santiago. Eine runde Sache?
Verbleibende Kilometer laut Wegmarkierung in Mélide beim Tagesstart.
Da nehme ich mein Frühstück ein. Man beachte den Namen des Cafés:
Und ich teste den Mann hinterm Tresen gleich, ob er denn wirklich deutsch spricht. Er tut es!
Der Weg ist landschaftlich eine Fortsetzung von gestern:
Palmen zeugen vom milderen Klima. Tatsächlich hat es heute Morgen, als ich starte, bereits 15-17 Grad. Die Tage davor waren es oft nur 7 Grad! Ansonsten kündigt der Tag einen Wetterumschwung an, war ja mit dem Nebel gestern schon zu spüren.
Es ist diesig und schwül. Es wird bald gewittern und dann die Regenfront Spanien erreichen, die angekündigt ist. Aber einen Grund zu klagen, habe ich keinen: so stabiles Wetter hatte ich nicht erwartet. Es war die ganzen 4 Wochen bis auf den ersten Tag und einmal Gewitter immer schön, vollsonnig und warm. Da darf es jetzt ruhig mal regnen?
Und überall wieder Eukalyptusbäume, riesige nebenbei erwähnt. Siehe zum Vergleich die Menschen auf dem Foto – wer sie denn ausmachen kann?
Auf dem Camino war es heute mäßig bevölkert. Dabei sieht es mittlerweile so aus, als würde es heute Nacht in meiner Herberge rammelvoll. Und auch wenn alles recht neu ist und die Betten schön angeordnet sind, so stehen in meinem Raum mindestens 25-30 Stockbetten! Verspricht eine interessante Nacht zu werden. Aber egal, ich nehms zwischenzeitlich gelassen!