Negreira – Olveiroa
(33,2 km)
Überraschender Tag, wieder einmal und wieder einmal ganz anders als gedacht.
Nachdem es morgens noch heftig geregnet hat, habe ich den Morgen ganz langsam gestartet und denke noch bei mir, heute nur wenig Kilometer zu machen und bin daher erst gegen 9 Uhr los. Die Nacht war mal wieder einer der schlechteren: die zwei Asiaten (Koreaner um genau zu sein) waren zwar nett, aber der im Bett neben mir liegende der beiden war ein begnadeter Schnarcher. Waaaahnsinn! Der muss jeden Morgen heiser sein. Anders kann ich mir das nicht vorstellen.
Ich frage dann aber noch vor Start die quirlige Sylvie, ob sie nicht Lust hätte, die ersten Kilometer mit mir zu laufen. Sie hat.
Tatsächlich laufen wir dann den ganzen Tag zusammen und hatten beide nicht vor, heute soweit zu laufen und sind überrascht, wie einfach und so ganz nebenbei (also neben dem ganzen Plappern?) uns das gelingt. Am Ende ist es aber dennoch ein langer Wandertag, denn wir erreichen Olveiroa erst um 17:30 Uhr.
Irgendwann kurz nach unserer Mittagspause gesellt sich William aus Wisconsin zu uns und bleibt uns bis Olveiroa erhalten. Er ist 18! und ein Schachgenie. Er brauchte die Auszeit für sich, um nun – nach der Highschool – zu überlegen, was er studieren will und um über eine 4-jährige (!!!) Beziehung zu kommen, die im Juli endete.
Nun bin ich noch ca. 34 Kilometer von Finisterre – dem Ende der Welt – entfernt.
So denke ich, ich werde es nun tatsächlich langsam ausklingen lassen. Vor allem das Schreiben über meine Pilgerschaft, naja, über mein Trip, meine Wanderschaft. Weil…? Ja, weil ich mein Ziel erreicht habe, nicht Santiago, doch, auch Santiago, aber vor allem habe ich mich selbst daran erinnert, welche Stärke ich habe und an das Vertrauen in das Leben.
Ich freue mich am Montag nach Santiago zurückzukehren, um hoffentlich Isi und Romana zu treffen, die wohl am Montag Santiago erreichen und am Dienstag meine Angels del Camino, Catherine und Toni. Ich werde es dann nachholen, die Pilgermesse zu besuchen. Das hatte ich nämlich nach dem Anstehen für die Compostela nicht mehr geschafft. Ich freue mich darauf, die Stadt in Ruhe auf mich wirken zu lassen, bekannte Gesichter zu treffen, mit Ihnen das Erreichen unseres Ziels (jedem das Seine) zu feiern und meine Reise damit zu beschließen.
Das ist der wildeste, beste Trip, den ich bisher in meinem Leben erleben durfte und mit nichts zu vergleichen!