Viana do Castelo – Caminha
(ca. 27 km)
Die Nacht war sehr windig und trieb damit vermutlich die üppigen Regenwolken ins Land. Nach einem ordentlichen Morgenguss, der runterkam, noch bevor ich mein Nachtquartier verließ, blieb es den Tag über grau in grau und nieselig. Das macht mir wenig aus. Die letzten 7 Kilometer hielt sich dann allerdings der Regen stur über mir. Auch jetzt schüttet es immer wieder ergiebig. Das notwendige Einkaufen werde ich wohl daher mit Poncho machen.
Ansonsten zieht sich der Weg heute größtenteils durch Ortschaften; dabei gehe ich vielfach über das bereits geschilderte mittelalterliche Kopfsteinpflaster. Schöne und bei diesem Wetter ganz besonders mystische Wälder waren glücklicherweise ebenfalls gegeben.
Und so ist heute viel Zeit – wie jeden Tag☺️ – und offenbar genau die richtige Atmosphäre zum Revue passieren lassen. Dabei machen meine Gedanken allerdings nicht bei den vergangenen Camino-Wochen Halt. Sie wandern bis 3,5 Jahre in die Vergangenheit. Manches darf also heute nochmals durchlebt, betrauert, gewürdigt und, ja, vielleicht endgültig losgelassen werden.
Die Wolken hängen tief über Areosa.
Kopfsteinpflaster macht meine Beine müde.
Endlich Waldboden…
…welcher leider selbst dort ab und an unterbrochen wird durch Kopfsteinpflaster. Offenbar wandle ich wirklich auf sehr alten Pfaden.
Und da Wald nicht selten meine Fantasie anregt, wandern meine Gedanken bald schon nicht nur in tiefste sondern auch in die jüngste Vergangenheit.
Angeregt durch vorausgehende Pilger und deren Wegzeichen, baue auch ich ein Steinmanderl und lasse mit diesem Geister aus meiner Vergangenheit hinter mir, in dem ich mich für ihre Lehren bedanke:
Zum Schluss und dann schon bei durchgehendem Regen geht es nochmals direkt am Meer entlang.
Nahezu gespenstisch ist das gegenüberliegende Festland in Wolken gehüllt. Erneut driften meine Gedanken ab in fantastische Welten.
Um 17 Uhr trudle ich so in Caminha ein. Bin froh, denn zwischenzeitlich merke ich mein linkes Knie deutlich.