01.06.2025 – Boudou nach Saint-Antoine-de-Pont-d’Arratz 23,7 km
Als ich mich kurz vor 9:30 Uhr losmache, trudeln schon die ersten Pilger aus Moissac ein, um sich am Ausblick zu erfreuen.
Da ich mir rund 6-7 km von Moissac nach Boudou und damit auch 2 Anstiege erspart habe, starte ich heute entsprechend spät. Ist doch logisch, oder? 😉
Und trotz dieser Ersparnisse an Anstrengung, spüre ich beim nächsten Anstieg (und die sind hier schon vergleichsweise gering) wieder diesen Widerwillen.
Schon seit Beginn dieses Jakobsweges schaue ich jeden Tag auf das Etappenhöhenprofil mit krauser Stirn, wenn ich darin jegliche Form von Erhebung sehe.
Seit geraumer Zeit habe ich eine regelrechte Abneigung entwickelt, wenn es anstrengend wird…
Das passt ja gut zum Motto vor 5 Tagen: Disziplin gegen Unlust, Demotivation und Anstrengung.
Und Disziplin ist wie schon erwähnt nicht mein Steckenpferd. Vielleicht darf es das jetzt werden.
Ich finde es schon bedenklich, dass mich nun auch schon jeder kleine Hügel beim Gehen erschreckt. Vor 3 Jahren war das der Grund für den Kauf eines E-Bikes: Jeder Hügel war für mich gleich so abschreckend, dass erst gar nicht auf den Bock sitzen wollte.
Seit meinem Burnout scheint sich das immer mehr zuzuspitzen: das Leben möge ja nicht anstrengend sein. Genug der Anstrengung habe ich schon erlebt und mich durch jegliche Form von Arbeit und Bemühung hindurchgepeitscht. Aufgeben gab’s für mich nicht. Und der Preis: Burnout, weil ich eben ständig über meine Grenzen gegangen bin.
Aber bitte, Katja, jetzt dramatisiere das nicht, dass es jetzt auf gar keinen Fall mehr anstrengend werden darf.
Ich habe über die letzten Jahre eine regelrechte Aversion aufgebaut.
Per se bringt mich Anstrengung ja nicht um und ist auch nicht gleich schädlich. Kurzfristig erhöhte Muskel- und Mentale Energie zu investieren, steigert die Leistungsfähigkeit bzw. regt Geist und Körper an. Extrem wichtig, wie ich finde, wenn man fit bleiben will.
Ich erkenne eine Tendenz, Erschwernissen aus dem Weg zu gehen. Nicht immer förderlich.
Also darf dieser Camino mich auch ein bisschen fordern, finde ich.
Denn, eines ist klar: ich will den Weg zu Ende gehen, um meinen „großen Jakobsweg“ abzuschließen.
Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Mit Disziplin verbunden mit dem Wille, den Weg zu beenden, schaffe ich dann auch anstrengende Passagen mit dem altbekannten Motto: Schritt für Schritt wird selbst der höchste Berg erglommen.
Am Morgen – die ersten Pilger treffen aus Moissac ein.
Geht gemütlich erstmal abwärts – erstmal (vom Bergauf gibt’s kein Foto – war damit beschäftigt, mich nicht zu sehr anzustrengen 😂)
🙂
Am Canal de Garonne – für die nächsten 45 Minuten geht’s hier lang.
Mittagspause bei „chez Frank“ – vorzüglich 😋 mein neuestes Lieblingsgetränk auf dem Camino: Cidre…
Ich nähere mich Auvillar.
Frank ist mit Hanny auch schon da und erkundet den Ort.
Kurzer Quatsch und dann geht’s die letzten 8 km weiter nach St-Antoine.
Auvillar
Übrigens ist das Wetter heute super-angenehm – zwischen 20 und 24 Grad und bewölkt, dabei trocken. Genau richtig zum Pilgern und Wandern. Die nächsten Tage sollen nasser werden. Na, mal sehen… Es kommt ohnehin, wie es kommt.
Ortseingang von Saint-Antoine – Bäuerin oder Bauer mit grünem 👍🏻
Selbst in diesem kleinen Kaff gibt es einen offiziellen Wohnmobil-Stellplatz mit Wasserversorgung 👌🏼
Um kurz vor 16 Uhr ist dann heute Schluss.
Nach all der Anstrengung brauche ich erstmal Pause bis morgen 😅
Etappe 11