31.05.2025 – Lauzerte nach Moissac 27,7 km
Ich starte um 8:20 Uhr und habe ca. 1,5 km bis Lauzerte – da wir außerhalb auf dem Campingplatz waren.
Dafür schenke ich mir die letzten 2 km bis zur Stadtmitte von Moissac. Diese hätten mich ohnehin nur entlang einer vielbefahrenden Straße vorbei an Industriegebäuden geführt. Darauf kann ich verzichten.
Außerdem entscheide ich, nachdem ich nach 28 km pilgern noch die Innenstadt von Moissac mit Frank besichtigt habe, dass ich lieber außerhalb übernachten will, anstatt auf einem Parkplatz nahe der Stadtmitte. Und damit schenke ich mir auch gleich die ersten 3-4 km der Etappe von morgen. Nach so vielen Jakobswegen und erlaufenen Kilometern bin ich nicht mehr pedantisch (jeder Kilometer muss erlaufen werden) und weiß den Luxus, dass Frank mich jederzeit erlösen kann, sehr wohl zu schätzen.
Ja, so viele Jakobswege liegen hinter mir und was weiß ich wie viele Tausend Kilometer.
Vor acht Jahren habe ich mich auf den Weg gemacht, um mich zu finden.
Acht Jahre – so fern und doch so nah.
Damals war ich in meinem Leben richtungslos doch nicht verloren. Suchend stolperte ich über den Weg.
Heute bin ich hier, um zu vollenden, was ich damals begann.
Doch worin liegt die Vollendung?
Geographisch, den Weg abzuschließen – einmal von München nach Santiago?
Habe ich gefunden, was ich gesucht habe?
Nein.
Aber ich hab die Suche lieb gewonnen; sie als Lebenssinn erkannt, als mein Lebenssinn.
Ich weiß nun meine Fragen und Zweifel zu schätzen. Sie dienen mir als Wegweiser – nicht um ihnen stattzugeben, sondern um sie zu befragen, was sie mir sagen wollen.
Habe ich mich verändert? Ganz gewiss.
Bin ich ein anderer Mensch geworden? Sicher nicht.
Aber ich bin zu der geworden, die ich bin.
Ich hab mich lieb gewonnen.
Die Suche wird nie enden. Sie ist der Dialog in mir, der Dialog zwischen mir und dem Leben.
Und dieser Dialog wird nie enden – selbst meinen Tod überdauern. Irgendwie, davon bin ich überzeugt.
So lässt mich diese Suche, dieser Dialog voranschreiten, weitergehen, weitermachen.
Denn die Suche selbst ist das Ziel – nicht das Finden.
Ankommen und Finden erfüllt sich im Tod. Dann habe ich Vollendung erreicht.
Der Sinn des Lebens besteht also nicht darin zu vollenden, sondern stets zu suchen und zu fragen.
Wer nicht mehr fragt und glaubt, alles zu wissen, wird nicht mehr überrascht.
Dem bleibt die Welt da draußen für immer verschlossen.
So laufe ich und gehe meinen Weg vielleicht geographisch zu Ende. Ob dies bereits Vollendung ist, weiß ich ebenso wenig wie du. Denn die Gnade des Lebens ist, dass wir nicht wissen, wann wir diesen Weg wirklich vollendet haben.
Bleibe neugierig und interessiert. Bleibe offen, suchend und fragend bis zu deinem letzten Atemzug.
Das Leben ist Mysterium. Das Leben ist Geheimnis und kann nur erfahren werden, von Moment zum Moment. Es kann nicht vorweggenommen werden und schon gar nicht gewusst.
Guten Morgen ☀️
Auf schönen Wegen lasse ich bergauf Lauzerte hinter mir
Ein letzter Blick auf Lauzerte
Frische Kirschen und mehr direkt vom Bauer
Heute viel Graswege – und Sonne
Frühstückspause mit bzw. bei Frank – köstlich 😋
Es ist so heiß, wie es aussieht…
Moissac:
Stellplatz in Boudou – ca. 6 km westlich von Moissac – mit Aussicht auf die Garonne:
Etappe 10
Apropos: meine Zeiten sind immer inkl. Pausen 😉