Ist Stress die Ursache eines Burnouts?

24. März 2024

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Ich beleuchte den Zusammenhang zwischen Stress und Burnout. Das heißt, ich veranschauliche, was Stress überhaupt ist und welche Faktoren zusammenkommen, damit ein nachhaltiger Erschöpfungszustand (sprich: Burnout) überhaupt entstehen kann. Außerdem erfährst Du, was meiner Ansicht nach häufig die wahre Ursache eines Burnouts ist und was ein wirkungsvoller und effektiver Weg aus der Erschöpfungs- und Stressspirale ist.
Zum Abschluss der Episode gibt es eine kleine Übung, die Du leicht in Deinen Alltag integrieren kannst.

 

 

Wenn Du lieber liest, statt Dir die Audio anzuhören, dann findest Du hier die vollständigen Shownotes:

 

Heute soll es um das Thema Burnout und um Stress gehen und wie diese beiden Dinge zusammenhängen.
Ich werde im Zuge dessen immer wieder auch auf die medizinisch-wissenschaftlichen oder physiologischen Hintergründe eingehen.
Das wird – zugegeben – vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas trocken, aber dafür gibt es zum Schluss noch eine Übung, also etwas, was ihr ganz konkret in eurem Alltag anwenden könnt.

Ich beschäftige mich nunmehr schon seit vielen Jahren, fast einem Jahrzehnt mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung und Selbstbewusstwerdung und habe mich zwischenzeitlich auf das Thema Stress und Burnout fokussiert. Und was soll ich euch sagen?
Allein das ist ein Thema, das man wahrscheinlich ein Leben lang studieren, erforschen und darüber berichten könnte.
Ich versuche jetzt in diesem Podcast diese Begrifflichkeiten und Zusammenhänge möglichst anschaulich und übersichtlich zu erklären.
Ich hoffe es gelingt mir.
Dafür wird es tatsächlich auch nötig sein, manchmal die Themen über mehrere Folgen zu strecken oder eben auch zu vertiefen.
Das heißt, Wiederholungen werden nicht ausbleiben.
Ich hoffe, ihr verzeiht mir das bzw. empfindet es als vielleicht schöne Wiederholung es immer wieder bewusst werden zu lassen, was das eigentlich bedeutet in unserer heutigen Zeit zu leben, stressgeplagt zu sein oder gar einen Burnout zu erleiden.

Laut deutschen Krankenkassen ist das Burnout-bedingte Arbeitsunfähigkeitsvolumen im letzten Jahrzehnt um mehr als 50% angestiegen.
Und ich finde das wirklich eine bedenkliche Entwicklung und gleichzeitig sagt es uns auch aus, dass es wirklich ein Thema ist, genauer hinzuschauen und vielleicht auch für sich selbst zu verstehen.

Bin ich vielleicht davon betroffen?
Könnte ich auf einen Burnout zulaufen?
Oder was, wenn ich einen Burnout bereits erlitten habe, wie gehe ich jetzt damit um?

In der neuesten Überarbeitung der internationalen Klassifikation der Krankheiten, kurz ICD-Code, wird Burnout weiterhin nicht als eigenständige Diagnose erfasst, aber zwischenzeitlich überhaupt benannt. Das ist ja schon mal etwas.
Konkret wird hier Burnout als ein Symptom beschrieben, dass aufgrund von Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann, definiert.
Nochmal: Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann.
Im Grunde heißt das, immer wenn ich Stress empfinde und das eben nicht erfolgreich, also für mich gut verarbeiten kann, bin ich letztendlich Burnout-gefährdet.
Schlimmer an der Stelle ist, andere Menschengruppen wie Hausfrauen, Hausmänner, Studenten, ja Schüler sind demnach nicht von Burnout betroffen. Also die World Health Organization, kurz WHO, schließt quasi aus, dass diese Menschengruppen überhaupt einen Burnout erleiden können. Anders ausgedrückt heißt das, dass ein Burnout nur im Kontext beruflicher Tätigkeiten entsteht.
Und das ist so ein bisschen der Haken an der Geschichte, den ich übrigens nicht teile.
Burnout ist für mich etwas, was im Grunde jeden treffen kann, gleich was er tut und ob er einen Beruf ausübt im Sinne von ich habe einen Arbeitsplatz, einen Arbeitgeber oder ein Arbeitsverhältnis oder bin ich selbstständig oder eben halt nicht.
Weit gefasst könnte man sagen, naja, der Beruf des Hausmanns ist eben der Haushalt oder der Beruf eines Studenten ist eben das Studium.
Allerdings sieht das die WHO nicht so. Aber das ist ein Haken an der Geschichte.

Tatsächlich ist es so, dass es bis heute immer noch nicht eine klare Definition von Burnout gibt, das heißt eine einhellige Definition.
Also Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann, ja, es ist eine sehr weit gefasste Definition.
Schon 1974 hat man sich tatsächlich mit dem Begriff des Burnouts beschäftigt und 1989 gab es dann eine erste vollständige Zusammenstellung, die nicht weniger als 130 Anzeichen für einen Burnout benannte.

Das Schwierige daran: kein Anzeichen gibt es nur bei Burnout.

Und das macht schon mal eine klare Trennung und Unterscheidung zwischen anderen Krankheitsbildern schwierig, wie zum Beispiel Erschöpfungszustände allgemeiner Art, Anpassungsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen. Und es gibt große Überschneidungen zu Depressionen.
Immerhin konnte man sich auf drei, nennen wir es mal, Kernsymptome einigen.
Dem Wesen nach sind in der Regel Menschen, die einen Burnout erleiden, emotional erschöpft, erleiden einen subjektiven Leistungsabfall, also haben das Gefühl, von nicht mehr zu können und eine zunehmend geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job.
Manchmal kommt auch noch das Thema Dehumanisierung dazu, was bedeutet, dass man negative bis sogar aggressive Einstellungen zu Mitmenschen einnimmt, insbesondere zu Kunden, Mitarbeitern und Kollegen.
Eigentlich logisch, weil jeder dieser möglichen Gruppen, also Kunden, Mitarbeiter, Kollegen, sind potenzielle Stressvorursacher.
Also stell dir einfach mal vor, jemand, der sehr stressgeplagt ist, geht in den Job, ist sowieso schon am Limit, wenn er ankommt und kriegt dann quasi als allererstes eine Frage vom Kollegen, mit der er sich jetzt überhaupt nicht beschäftigen will. Oder der Chef kommt auf ihn zu und hat ein Anliegen. Oder das Telefon klingelt und ein erboster Kunde ist dran. Natürlich wird dies erneut Stress verursachen.
Und ein Mensch, der ohnehin schon gestresst ist, hat dafür gar keinen Raum mehr.
Im Grunde wird dann jeder neue Kontakt zu einer neuen Quelle von Störungen, die erneut Stress verursacht.

Soweit so gut zu den Definitionen.

Es gibt im Internet eine Reihe von Möglichkeiten, Tests durchzuführen. Also sich selbst abzuklopfen, bin ich denn Stress-geplagt oder gar Burnout-gefährdet. Du kannst es tun und es gibt da, wie ich schon gesagt, eine Vielzahl von Möglichkeiten, das zu tun, um sich da vielleicht mal einzuordnen. Vielleicht bist du ja ein Mensch, der das einfach nochmal schwarz auf weiß sehen möchte, wo du da stehst.

Am Ende würde ich sagen, es spielt überhaupt gar keine Rolle, ob du Burnout-gefährdet bist, ob du schon die ersten Anzeichen eines Burnouts hast.

Denn, wenn du hier auf meinem Podcast unterwegs bist, wenn du im Internet dich bereits informierst, wenn du dich mit diesem Thema per se auseinandersetzt, dann gehe ich einfach mal davon aus, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist für dich Stress ein Problem. Und wenn es für dich ein Problem ist, dann ist es völlig egal, ob du auf einen Burnout zu steuerst oder ob du einfach nur ein in Anführungsstriche normaler stressgeplagter Mensch bist. Du hast ein Thema damit und du möchtest dich diesem Thema widmen und vor allem Abhilfe schaffen.

Ich kann dir dazu nur gratulieren, dass du dich damit beschäftigst. Gleichwohl, ob du bereits einen Burnout erlitten hast und deswegen dich jetzt auf den Weg machst oder weil du vielleicht fürchtest, einen Burnout zu erleiden, völlig egal, du setzt dich mit dir auseinander und das ist das Wesentliche. Wie gesagt, dazu kann ich dir nur gratulieren, weil das ist der Weg. Es gibt keinen anderen Weg – aus meiner Sicht zumindest nicht.

Wenn ein Thema da ist und wenn du ein Bewusstsein für dieses Thema hast und dich damit auseinandersetzen willst, dann ist das genau das, worum es geht. Punkt. Ob du nun 40 Prozent Risikokandidat bist, oder 60 Prozent oder 70 Prozent, was für einen Unterschied macht das? Du hast ein Thema für dich erkannt, etwas worunter du leidest, etwas woran du knabberst und du möchtest es ändern oder zumindest erstmal verstehen und das ist das Wesentliche.

Und jetzt mag vielleicht diese große Frage im Raum hängen, ja schön und gut, aber was bringt mir das jetzt? Also was kann ich denn jetzt effektiv tun? Was ist denn überhaupt der Grund für dieses Stresserleben oder für einen Burnout? Also was bedeutet es denn, wenn hier der ICD-Code mir ausgibt, dass es ein Stress ist, den ich nicht erfolgreich verarbeitet habe? Warum ist das so?

Und das ist die eigentlich entscheidende Frage.

Die einhellige Meinung ist, dass Stress einen Burnout auslösen kann. Nicht muss, weil sonst hätten es ja alle, die Stress erleben.
Also ist Stress die eigentliche Ursache eines Burnouts? Ich stelle das absichtlich als Frage in den Raum, denn meiner Ansicht nach ist die Antwort nein.

Auch Stress ist nur ein Symptom.

Man könnte sich nämlich die Frage stellen, warum erlebe ich überhaupt Stress? Also was genau stresst mich überhaupt? Und dazu vielleicht nochmal eins vorneweg: Lass uns mal kurz hinschauen, was Stress überhaupt ist.

Stress ist eine völlig normale, biologische, körperliche Reaktion. Man nennt sie auch Flucht-Angriff-Reaktion. Das heißt, das ist etwas evolutionsbedingtes, wo unser Körper in dem Moment, wenn wir uns einer Gefahren- oder Notsituation ausgesetzt sehen, sehr schnell auf Höchstleistung schaltet. Das heißt, alle Reserven werden etabliert und nicht notwendige Systeme wie zum Beispiel unser Immunsystem werden kurzzeitig unterdrückt. Ich will euch nicht mit medizinischen und biologischen Begriffen langweilen, nur am Rande ein paar Informationen für all jene, die es interessiert.
Der Körper wird letztendlich durch eine hohe Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin in einen besonderen Zustand versetzt. Unsere Herzschlagrate, der Blutdruck und auch die Durchblutung der Skelettmuskulatur wird erhöht. Warum, ist eigentlich auch klar. Weil sich dadurch eben alles etabliert in uns, das uns befähigt, schnell zu fliehen oder eben in einen Angriff überzugehen. Hält allerdings der, ich sage jetzt mal Reiz länger an, kommt noch etwas Weiteres in Gang. Nämlich eine starke Aktivierung des Hypothalamus- und Hypophüsen-Nebennierenrindensystems. Das wiederum sorgt dafür, dass vermehrt Glucocorticoide in unser System geschwemmt werden, die Energien mobilisieren sollen, gleichzeitig allerdings auch eine hemmende Wirkung auf verschiedene Immunfunktionen ausüben.
Wenn man sich nun vorstellt: wir sind anno-dazumal auf der Steppe unterwegs und jagen einem Mammut hinterher und plötzlich steht da ein Säbelzahntiger vor uns, müssen wir ja relativ schnell genau das können, an unsere Energiereserven kommen, damit ja, worum geht es überhaupt? Worum geht es im menschlichen System? Es geht immer um den Lebenserhaltungstrieb. Wir wollen überleben.
Das heißt, evolutionsbedingt haben wir einfach Mechanismen in unserem Körper veranlagt, die dafür sorgen sollen, dass wir nicht unter die Räder kommen. Also wenn eine Gefahr droht, braucht es so eine Systematik, damit wir ganz schnell an alle Energiereserven kommen, um möglichst schnell uns aus dieser Gefahrensituation zu befreien, halt eben durch Angriff oder Weglaufen.

Interessant ist nun hinzuschauen, wodurch wird dieser Mechanismus auch in Situationen angestoßen, wenn überhaupt gar kein Säbelzahntiger vor uns steht. Das ist doch die eigentliche Preisfrage oder findet ihr nicht?

Sich darüber Gedanken zu machen, dass es Stress gibt und was da im Körper ausgelöst wird, ist ja die eine Sache. Damit verstehe ich vielleicht was überhaupt passiert und warum das auf lange Sicht hingesehen krank machen kann.
Ich glaube, es ist total verständlich, wenn wir überlegen, dass wir in einem Notprogramm laufen und das fast ständig, dass das auf Dauer niemals gut sein kann. Wir pumpen und zuzeln im wahrsten Sinne des Wortes unseren Körper leer. Wir nehmen jegliche Reserven aus allen Ecken unseres Körpers und verschwenden sie für die täglichen Aufgaben unseres Lebens.

Also interessant ist es doch hinzuschauen, warum stecken wir ständig genau in diesem Notprogramm und was löst dieses Notprogramm in uns aus?

Das ist doch die Gretchenfrage oder nicht?
Es ist doch die Frage, wieso stresst es mich, wenn mein Chef daherkommt und mir eine neue Aufgabe hinlegt.
Warum?
Und das ist die eigentliche interessante Aufgabe, die eigentliche interessante Frage.

Wir wissen jetzt also, Stress ist erstmal eine ganz normale körperliche Reaktion, die wir auch brauchen. Es ist einfach notwendig. Wir brauchen sie allerdings deutlich weniger oft, als wir sie erleben.
Das heißt, wir erleben sie sehr viel häufiger, als sie notwendig wäre. Weil unser Körper, unser System, wir als Ganzheit, offenbar Situationen als lebensbedrohlich einstufen, obwohl sie das gar nicht sind.

Mal ganz plagativ ausgedrückt.

Im Umkehrschloss heißt es für mich, wir müssen dorthin schauen, wo eine Bewertung der Situation stattfindet und die findet nun mal in uns statt. Die äußeren Umstände sind, wie sie sind. Punkt.

Im Zen sagt man, alles ist von Natur aus leer. Was bedeutet, es ist weder gut noch schlecht.
Ob es morgens regnet oder donnert oder die Sonne scheint, ist per se weder gut noch schlecht. Es ist, wie es ist. Der eine empfindet es als ein Segen, der andere als ein Fluch. Woran liegt es nun? An der Sache selbst kann es nicht sein.
Es liegt also in uns selbst, wie wir die Dinge bewerten.
Und dort beginnt die eigentliche Suche, die eigentliche Reise und die eigentliche Aufgabe, Stress und auch einem Burnout zu begegnen.
Hinzuschauen, was in dir Stress auslöst und wieso.

Burnout-gefährdet sind in der Regel vor allem Menschen, die hohe Antreiber in sich haben.

Perfektionisten, Menschen, die ein Leitmotiv haben, wie „Ich muss es allen recht machen“, „Wenn ich Nein sage, werde ich abgelehnt“, „Ich bin nicht gut genug“, „Ich muss mich besonders anstrengen“, „Das Leben ist hart“, „Es muss anstrengend sein“. Es gibt Zick dieser Leitmotive, die wir tief in unserem Unterbewussten eingefräst haben, die irgendwann vor langer, langer Zeit in uns angelegt und geprägt wurden. Und ganz hilfreich dabei – für mich zumindest – war es zu verstehen, dass diese Leitmotive zwar geprägt sind, also ich so nicht auf die Welt komme, gleichzeitig allerdings auch ein Resonanzraum in mir dafür war.
Was heißt das?
Nicht jeder Mensch, der vermutlich ähnliche Umstände erlebt hat wie jetzt zum Beispiel ich, wird zum Perfektionist.
Was also bringe ich als Persönlichkeit, als Grundcharakteristika schon mit auf die Welt, dass quasi sich dort ein Perfektionismus drauflegen kann?
Vielleicht werden wir nicht auf alles immer Antworten finden. Wir werden Möglichkeiten finden: Ja, es kann sein, dass es da oder daher kommt. Eine biografische Erforschung hilft dir oft zu verstehen, warum bist du so, wie du bist?
Vielleicht hilft es dir damit so ein bisschen Frieden zu machen, wenn du verstehst, warum es so ist, wie es ist.
Vielleicht bist du aber auch ein Typ, der das gar nicht wissen muss. Denn, es ist im Grunde gar nicht wichtig.

Manche brauchen es, manche brauchen es nicht, um weiter zu gehen, um weiter zu machen, solche Fragen beantwortet zu wissen.
Was ankommen soll an der Stelle, was mir ganz wichtig wäre, ist: es liegt in dir, dein Stresserleben zu ändern, weil auch dort findet es statt.
Dein System, du, etwas in dir entscheidet: „diese Situation ist eine Notsituation. Hier muss ich alles hochfahren“ und dein Stresssystem wird angestoßen. Etwas in dir entscheidet das und das ist die entscheidende Frage.
Was entscheidet das?
Warum entscheidest du es?
Was löst in dir Stress aus?
Das ist die Gretchenfrage, dorthin zu schauen.

Und wie das jetzt tun?

Ich kann es mit einem Wort überschreiben: Selbstbewusstsein!

Selbstbewusstwerdung, Selbstkontakt, wie auch immer du das nennen möchtest.

Es geht darum, sich selbst zuzuwenden, sich selbst zu erforschen. Und du kannst es ganz im Hier und Jetzt machen.

Du brauchst dazu keine lange Biografiearbeit leisten. Das muss es nicht, es braucht es nicht.
Wenn du es brauchst für dich, für deinen Verstand, damit er es vielleicht besser greifen kann, dann tue es.
Dann lass dich auch auf das ein. Völlig in Ordnung.

Wichtig ist nur, tue auf jeden Fall eines: Beobachte dich selbst.
Immer wieder selbst zu spüren, hey, jetzt empfinde ich gerade wirklich Stress. Was ist denn eigentlich gerade los? Ist es gerade notwendig?

Das ist der erste Schritt.

Ich bin zugegeben auch kein Typ, immer wieder mal versuche ich es und stelle mir so eine Achtsamkeitsglocke ein, die mich drei, vier mal am Tag erinnert, jetzt mal achtsam zu sein. Tatsächlich ist es selten so, dass ich dann wirklich innehalte, den Stift zur Seite lege, wie ich es durchaus meinen Klienten empfehle und dann innehalte und spüre, wie geht es mir eigentlich gerade.

Bei mir ist es eher so wie ein kurzes, ah, okay, einloggen. Ich logge mich kurz ein.
Und bei mir zum Glück, kann ich sagen, braucht es vielleicht diese Achtsamkeitsglocke in diesem Sinne nicht, weil ich relativ schnell merke, hey, was ist denn gerade los? Also es kann sein, dass ich mal wirklich zwei Stunden in so einem Stressmoment bin und irgendwo vor mich hinrödle und mich irgendwie hetze und plötzlich kommt so ein, hey, was ist denn eigentlich gerade los? Braucht es das gerade? Warum stresst du dich so?
Also ich bin sehr nah an mir dran.

Und das macht die Übung aus.

Ich bin schon sehr viele Jahre unterwegs und im Kontakt mit mir und immer wieder im Hinschauen meditieren.
Und auch da: Ich habe jahrelang versucht, eine regelmäßige Meditationspraxis zu finden. Es hat nicht funktioniert.
Es ging mal, mal ging es wieder nicht, dann war ich wieder ganz weit weg.
Und dann habe ich wieder den Bogen über irgendwas anderes genommen.
Ich habe einen Achtsamkeitskurs gemacht, habe mich so mit mir auseinandergesetzt.
Also es ist letztendlich schon eine innere Triebfeder, die ich habe, sich mit mir auseinanderzusetzen.
Wie eingangs erwähnte, ich bin schon seit über einem Jahrzehnt an der Persönlichkeitsentwicklung dran und beschäftige mich sehr intensiv mit mir. Mal mehr, mal weniger. In den letzten zehn Jahren eben sehr intensiv, davor eher weniger.
Ich denke, es braucht Zeit.

Meine Einladung mag daher einfach nur sein, geh in Kontakt mit dir, geh auf Tuchfühlung und finde dafür deinen Weg.
Wichtig ist nur, und das war mir eben dieser Podcast wert, die eigentliche Ursache von Burnout ist nicht Stress.
Oder man könnte auch anders sagen, Burnout wird durch Stress ausgelöst und Stress wird durch innere Leitmotive, durch innere Strukturen, durch das innere Bewerten „eine Situation ist für mich belastend und ich reagiere darauf mit Stress“.
Da liegt der Kern, da liegt die Ursache begraben.
Genau an dieser Stelle, wo eine Bewertung stattfindet, diese Situation ist für mich belastend. Das ist der Auslöser. Und da darfst du hinschauen.

Und wir können vielleicht zum Abschluss gemeinsam eine kleine Übung machen, indem du, wenn du gerade nicht Auto fährst oder deine Augen notwendigerweise brauchst, deine Augen kurz schließt, Kontakt mit deinem Körper aufnimmst, schau mal, wie du gerade sitzt, atme vielleicht ein, zwei mal ganz bewusst ein und aus.

Und dann schau mal, wie würdest du den folgenden Satz ganz spontan vervollständigen:

„Ich bin gestresst, wenn…..“

„Ich bin gestresst, wenn……“

Nicht lange darüber nachdenken, schau einfach, was ganz spontan aufkommen mag.

„Ich empfinde Stress, wenn…..“

„Ich bin gestresst, wenn…..“

Und dann lass das alles wieder gehen und öffne wieder langsam die Augen.

Und das war jetzt nur ein ganz kurzes Reinschnuppern.

Du kannst es jederzeit tun, du kannst es abends tun, indem du vielleicht deinen Tag vor deinem geistigen Auge vor dir vorbeiziehen lassen kannst und einfach mal reinspürst. An welcher Stelle war ich gestresst? Und dann halte kurz den Film an und schau genau hin.

Wieso bin ich in dieser Situation gestresst?

Das ist eine Möglichkeit, mit dir in Kontakt zu gehen, um mal genauer hinzuspüren, was löst eigentlich Stress in dir aus?

Und ein weiterer Schritt kann dann sein, wirklich hinzuschauen und zu fragen, ist es wirklich notwendig, mir da so einen Stress zu machen?
Hätte ich anders reagieren können?
Waren vielleicht meine Grenzen betroffen?
War es mir zu viel?
Hätte ich besser nein gesagt?
Warum fällt es mir so schwer, nein zu sagen?
Was würde passieren, wenn ich nein sage?

Das jetzt mal nur ganz kurz am Rande, ich werde sicher in späteren Folgen noch mal detaillierter auf genau solche Dinge zu sprechen kommen. Also zum Beispiel auf das Thema Grenzen wahrzunehmen, Grenzen zu äußern, nein zu sagen.
Und neben dem Selbstkontakt, also das Sich-Selbstbewusstwerden, was da in mir los ist, auch in den Selbstausdruck zu kommen, es nach außen zu kommunizieren. Viele haben da eine ganz große Hürde, also die eigenen Grenzen zu spüren, ist das eine, sie allerdings auch zu wahren und damit auch nach außen Grenzen zu setzen, ist das andere. Dazu in einer anderen Folge.

Für heute soll es das gewesen sein. Danke, dass du bis hierher gelesen hast. Ich hoffe, es war informativ für dich.

Bis zum nächsten Mal. Tschüss!



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