Ulia – Askizu
(ca. 32 km)
Die Nacht war sehr ruhig und erholsam, wenngleich ich bei jedem Umdrehen wach wurde und das Bett für meinen Geschmack etwas zu hart war. Dennoch schlief ich bereits um 21:30 Uhr und bin erst kurz nach 7 Uhr aufgestanden. 20 nach 5 Uhr weckte mich zudem ein heftiges Gewitter. Das war allerdings nach keinen 15 Minuten vorbei.
Und auch wenn es mit dem Gewitter nur kurz geregnet hatte, so war es morgens dann doch sehr dämpfig und leicht nebelig.
Nach einem ausgedehnten Frühstück mache ich mich 10 vor 9 Uhr auf den Weg.
Diesig nebliger Morgen.
Da die Temperaturen locker bei 18 Grad liegen und die Feuchtigkeit an subtropisches Klima erinnert, wird’s mir mit Jacke dennoch schnell zu warm.
Nach flotten 3 Kilometern liegt San Sebastián zu meinen Füßen.
Die Stadt passiere ich dann weitestgehend an der Strandpromenade entlang. So wird das Durchqueren der 180.000 Einwohner umfassenden Stadt erträglich.
Am Ende von San Sebastián treffe ich Fiona aus Hongkong wieder. Mit ihr gehe ich die nächsten knapp 3 Stunden. Als ich zum Mittag eine Pause einlegen will, gebe ich ihr zu verstehen, dass sie ruhig weiterlaufen könne. Den Wink versteht sie jedoch nicht und entscheidet sich ebenfalls zu rasten – ehrlich gesagt, hoffte ich darauf, dass sie weiterläuft. Pustekuchen.
Kaum habe ich mich niedergelassen zum Essen fängt es zu regnen an. Zum Glück ist mein Poncho recht umfangreich, so dass ich fast wie in einem Zelt sitzend dennoch essen kann. Da Fiona nur eine Regenjacke und keinen Poncho besitzt und es zwischenzeitlich heftig schüttet, lasse ich sie im Hauseingang, in den sie sich vor dem einsetzenden Regen gerettet hatte, zurück.
Ich marschiere zügigen Schrittes, froh wieder für mich zu sein, voran. Doch weit gefehlt: nach ca. 20 Minuten ruft jemand nach mir. Es ist… Fiona. Sie geht dann zwar immer ca. 10 Meter vor mir, lasse ich mich allerdings durch Fotografieren aufgehalten zurückfallen, wartet sie auf mich.
Bei einer solchen Gelegenheit verstaue ich, da der Regen aufgehört hat, wieder meinen Poncho und beginne mich, etwas aufwändiger als nötig damit zu beschäftigen und mich zudem mit Sonnenlotion einzucremen. Dabei gebe ich ihr zu verstehen, dass sie weiterlaufen kann und ich noch etwas Zeit brauche. Dieses Mal tut sie’s, allerdings offensichtlich etwas pikiert.
Es scheint so, als müsste ich mir zu Anfang diesen Caminos das Alleinesein erkämpfen bzw. irgendwann nicht mehr erwünschte Begleitung abschütteln. Etwas anstrengend.
Den Rest des Tages gehe ich wieder alleine. Auch die noch am frühen Morgen öfter passierten Pilger Jasmin aus Deutschland und Ručia (oder so ähnlich?) aus Tschechien begegnen mir nicht mehr. Die habe ich auch längst hinter mir gelassen.
Auf dem Weg nach Orio.
Schnell liegt auch dieser Ort wieder hinter mir.
Auch Zarautz ist schnell erreicht, sieht aber zumindest von Weitem nicht einladend aus – mal abgesehen vom Strand:
Beim Passieren des Ortes stelle ich fest, dass die hässlichen Häuser alle an der Strandpromenade stehen. Der vom Strand abgewandte Teil der Ortschaft ist dabei wirklich hübsch, so dass ich beinahe versucht bin, hier zu nächtigen. Letztlich entscheide ich mich dann doch zum Weiterlaufen. Das Wetter ist heute einfach optimal, zwar nach wie vor dampfig, aber bewölkt und damit angenehm temperiert.
Kleines Schlösschen am Ortsausgang von Zarautz.
Zügig laufe ich dann die verbleibenden 8 Kilometer bis nach Askizu.
Hier übernachte ich in einer Pilgerpension, die Doppelzimmer an Pilger (natürlich mit Zweierbelegung) für 15 Euro vermietet. Etwas mehr Privatsphäre also. Ich teile mir mein Zimmer mit Johanna aus Deutschland.
Und heute komme ich wieder meinem Ritual nach:
Apropos Füße: bislang keinerlei Blasen. Ungewöhnlich. Das hatte ich noch nie. Ob das an den neuen Wandersocken liegt, die auch eine Kompressionsfunktion haben? Oder an den neuen Schuhen? ?
Die Schuhe sind auf jeden Fall super. Einziger Haken: etwas rutschig auf nassem, abschüssigem, glattem Asphalt oder Betonboden. Naja, offenbar kann ich nicht alles haben☺️