20.09.17 – 3. Tag

von Katja Härle

20. September 2017

Larrasoaña – Pamplona
(15 km)

Die Nacht war trotz sehr ruhiger (!) Mitschläferinnen nicht besonders gut. Ob ich mich je daran gewöhnen werde, mit anderen, mir wildfremden Menschen ein Zimmer zu teilen und dabei so gut zu schlafen, als wäre ich alleine? Ich werde mit Sicherheit noch häufig in die Gelegenheit kommen, dies auszutesten.
Um kurz nach 8:00 Uhr verlasse ich dann die ruhige und saubere Pilgerherberge und mache mich auf den Weg nach Pamplona.

Heute läufts sich deutlich schlechter. Meine kleinen Zehen kneifen und zwicken beträchtlich, obwohl ich sie ordentlich mit Tape und Blasenpflaster verpackt habe. Romana, die Deutsche, die heute Nacht u.a. mit mir das Zimmer teilte, aus – wie sie sagt „eigentlich“ – Nürnberg aber seit einem Jahr nur unterwegs (Auszeit!), gibt mir den Tipp, es mit Silikonkappen für die Zehen zu versuchen. Sie trägt jeden Tag diese Verhüterli an allen Zehen und käme super zurecht. Nun ja, jetzt muss es ja wohl erstmal ohne gehen. Ich ahne auf jeden Fall schon, dass es eine guuuute Entscheidung war, heute nur die 15 km bis Pamplona zu gehen.

Nach einer guten Stunde mache ich dann Frühstückspause in Zuriain.


Pilgerfrühstück

Danach gehts mit Musik auf den Ohren tatsächlich deutlich beschwingter weiter. In der Tat hält das nicht allzu lange und so schlurfe ich doch etwas fußlahm dahin. In Villava versuche ich dann doch mal mein  Glück und Frage in einer Apotheke nach den Silikon-Zehenschoner. Tatsächlich, sie haben sie da. Allerdings nur ein Pack mit 2 Stück, aber das reicht ja auch erstmal für meine zwei angeschlagenen kleinen Zehen. Auf der nächsten Bank schnell übergestülpt stellt sich das Ganze nun aber als Verschlimmerung heraus denn als Besserung. Also zack, wieder runter. Mit Blasenpflaster und Tapes fahre ich einfach doch am Besten. Ach ja, nach dem ich gar nicht mehr im Detail auf meine Versuche, ein probates Blasenprophylaxemittel zu finden, eingegangen bin, sei an der Stelle nur das Ergebnis gesagt: bei mir wirkt am besten Compeed-Blasenpflaster an besonders empfindlichen bzw. gefährdeten Stellen, darüber Kine-Tape, weil dies durch die Dehnbarkeit faltenfrei angebracht werden kann, Thrombosereisestrümpfe sorgen für Superhalt der Plaster und schützen vor dicken Füßen und darüber normale Wandersocken! Zwei Paar Socken übereinander, weil dadurch die Stoffschichten aufeinander reiben können und somit weniger Reibung an der Haut entsteht. Ich meine, dass die Thrombosestrümpfe dies zusätzlich unterstützen, weil sie sich aufgrund ihres festen Sitzes ohnehin nicht auf der Haut bewegen und verschieben. Naja, zumindest hilft’s soweit ganz gut bei mir.

Wegimpressionen von einem anfänglich kalten aber durchweg sonnigen Tag:

Kurz vor Pamplona geht ein junger Litauer ein Stück des Weges mit mir und erzählt, dass er heute erst den zweiten Tag wandert. Er wäre gestern von St-Jean-Pied-de-Port bis Zubiri ganze 44 km in nur 9 Stunden gelaufen.? Verrückt, was?
Die zwei Brüder aus Brasilien, die ich gestern Abend beim Pilgeressen in meiner Herberge  kennen gelernt habe, wollen heute auch mindestens 30 km laufen. Dabei habe ich die zwei gestern schon überholt, da der eine Bruder bereits schlecht daher kam. Am Tisch präsentiert er dann auch ein handtellergroßes Pflaster, durch das das rötlich gefärbte Wundwasser durchsuppt. Igitt und na dann guten Appetit! Wieso machen die sich alle so einen Stress? Scheinen offenbar noch zu sehr im Arbeitsleistungsmodus zu sein. Am Ende kommt man zwar physisch in Santiago an aber der Geist hängt noch irgendwo auf dem Camino fest.
Aber was sage ich, ich hatte gestern ja auch noch die „kurze“ Strecke nach Pamplona für einen Witz gehalten und komme heute wirklich auf allen Vieren daher. Die Stöcke tun nämlich mehr als ihren Dienst. Bergab fungieren sie wie zwei zusätzliche Beine und entlasten meine Knie beträchtlich, auf gerader Strecke sorgen sie für einen sicheren und flotten Schritt, bergauf ziehe ich mich mit ihrer Hilfe den Hang hoch. So verteilt sich die Last auch auf meine Arme. Entsprechend sehen meine Puffer aus:


Durchgelaufen!

Und das ist schon das 2. Paar. Die ersten waren bereits nach der 1. Etappe durchgestochen. Alle ein bis zwei Tage Puffer kaufen ist nicht gerade ökonomisch. Ich werde wohl streckenweise – wie die meisten anderen auch – eben ohne Puffer laufen. Auch wenn ich das Geklacker und Gescharre selbst nicht auf den Tod ausstehen kann.

Um 13 Uhr laufe ich in Pamplona ein  – naja, ehrlich gesagt krieche ich eher!


Die Magdalena-Brücke vor Pamplona

Geschafft! Die heutige Etappe ist überstanden.
Glücklicherweise ist mein Hotel-Zimmer bereits bezugsfertig.


Erstmal Füße hoch! Mit Test-Silikonkappen

Nach einer ausgiebigen Dusche gehts in die Stadt. Tapas essen, ein Glas Wein trinken und Leute beobachten?


Pamplonas neuer Teil von der erhöht gelegenen Altstadt aus fotografiert.


Ich mache uns Deutschen alle Ehre? aber nix anderes tue ich derzeit meinen Füßen an…


Mhhhmm, leckeres Abendessen: Tapas oder besser gesagt Pintxos, wie sie im Baskenland genannt werden, und Cerveza!



Mit einem Klick teilen:

Vielleicht interessiert Dich auch….