Flüeli-Ranft – Kaiserstuhl-Bürglen 17,4 km
Gaaaaaanz genüsslich und langsam haben wir den heutigen Tag begonnen und begangen. Um 9:45 Uhr verlassen wir die Jugendunterkunft. Ruhig war die Nacht. Beide haben wir geschlafen wie Murmeltiere. Kein Wunder beim gestrigen Marsch.
Mit dem Wetter haben wir auch heute Glück. Gestern hat es nur die letzten 2-3 Lauf-Stunden geregnet und noch die Nacht hinein. Heute Morgen ist es wieder trocken und gen frühen Mittag auch sonnig. Erst als wir kurz vor unserer Unterkunft sind beginnt es zu regnen.
Die eine oder der andere wird vielleicht schon bemerkt haben, dass meine Blogbeiträge dieses Mal anders sind. Informativ über Wetter und Strecke, aber weniger von der inneren Auseinandersetzung mit mir selbst. Da gibt es tatsächlich wenig zu berichten. Wenig los in mir auf diesem Weg. Vielleicht weil ich mich fast ständig im Energiefeld eines anderen Menschen befinde. Oder weil mir die Selbstgespräche fehlen, damit der Prozess so richtig in Gang kommt – ja, ich rede oft laut mit mir selbst. Ich führe Zwiegespräche also nicht nur innerlich. Schon als Kind habe ich mit mir selbst gesprochen (mein Bruder hat mich öfter aufgezogen deshalb), damals war es mir peinlich. Ich dachte wohl, so etwas macht kein „normaler Mensch“. Heute sehe ich das anders. Ich stehe auf Selbstgespräche. Dinge laut auszusprechen, hat eine andere Kraft. Dabei ist es oft tatsächlich als würden zwei sich unterhalten, also wahrlich ein Dialog. Frage und Antwort, Aussage auf Aussage. Das lässt eine Entwicklung zu, die sich sonst nicht ergibt. Im wahrsten Sinne: ich ent-wickle, also entwirre Gedankenknoten. Und da ich nicht alleine laufe, führe ich keine lauten Selbstgespräche. Nur alleine durch ein inneres Schauen scheint dasselbe – trotz vieler Schweigepassagen – für mich nicht möglich zu sein. Zumindest nicht die vergangenen Tage.
Egal. So ist das derzeit. Dabei darf ich viel mehr Körper spüren. Was geht, was ist zu viel, was macht das Knie und der Rücken, wie sitzt der Rucksack, was machen die Füße usw.? Es ist dieses Mal also mehr ein Weg des Körperwahrnehmens und ich erkenne, dass sich da viel verändert hat. Wenn ich heute darüber nachdenke, dass ich vor exakt 5 Jahren den Camino primitivo gelaufen bin – beileibe einer der härtesten Jakobswege – und dabei Distanzen von 25-45 km gelaufen bin, erscheint mir das derzeit unmöglich. 17 Kilometer und ich finde, das reicht völlig. 45 Kilometer ist doch aberwitzig weit hergeholt. Naja, ich werde älter 😀