25.05.2025 – 2,5 km nach Figeac nach Cajarc 27,9 km
Jetzt scheine ich auf dem Camino angekommen zu sein. Die Nacht war durchwachsen – das kenne ich schon von meinen anderen Wegen, dass ich trotz der Anstrengung nicht schlafe wie ein Stein. Stattdessen spüre ich, wie meine Füße pochen und pulsieren (und das trotz hervorragender Spezialbehandlung von Frank), ich träume viel und verwirrend und entsprechend oft drehe ich mich um. Ich habe zwar nicht den Eindruck, schlecht geschlafen zu haben, aber offenbar ist mein Körper noch nicht vollständig erholt am Morgen.
So habe ich dann doch leichte Zweifel, ob ich die heutige Etappe schaffe. Aber ich muss ja auch nicht. Durch den Luxus, den mir Frank und Hanny (unsere Kurzform für Hannybal) bieten, kann ich letztlich soweit gehen, wie ich will und kann.
Da wir direkt am Jakobsweg stehen, sehe ich die Pilger an uns vorbeiziehen und das zieht mich auch auf den Weg. Um kurz vor 9:30 Uhr mache ich mich los – spät, aber es ist ja Sonntag 😉
Und heute schreibe ich hauptsächlich vom Weg. Tatsächlich schreibe ich innerlich den Tag über Romane (in mir) – ihr wisst schon, die inneren Selbstgespräche, die wohl viele Pilger führen, insbesondere wenn sie alleine gehen. Und oft genug versuche ich dann abends die Essenz im Blog wiederzugeben. Das ist nicht selten ziemlich herausfordernd. Deshalb schweife ich manchmal aus, deshalb wird der Blog oft wie ein Tagebucheintrag (um ehrlich zu sein, ist der Blog auch so etwas wie mein Pilger-Tagebuch). Doch heute habe ich mich entschieden, dass ich mich auf den Kern – das Laufen und die Erfahrungen drumherum – beschränke, mich also quasi auf das Wesentliche konzentriere.
Here we go.
Morgendunst im Tal
Noch ein kleiner Schwatz beim Kaffee, bevor ich starte. Frühstücken tue ich zumindest später.
Herrschaftliche Häuser.
Malerisches Faycelles:
Heute ist wieder viel Abwechslung dabei.
Das Land wird zusehends flacher – immer noch hügelig, aber weniger bergig. Und es ist deutlich wärmer. Der kühl-pfiffige Wind der letzten 2-3 Tage hat sich in einen lauen Sommerwind verwandelt.
In Gréalou hat Frank für einen Zwischenstopp Halt gemacht.
Diese kleinen runden Steinhütten – selten größer als 5m im Durchmesser – sind man in der Region Lot nun sehr oft. Gariotte genannt dienen sie offenbar Bauern als Lagerraum für Werkzeuge.
Zum Glück oft schattige Wege.
Naja, die Ausnahme bestätigt die Regel 😉
Am Zwischenhalt angekommen – in Gréalou mache ich ein kurze Verschnaufpause. Es ist 14 Uhr und habe nun noch 11 km vor mir. Was ganz gut klappt, sind 2-3 Pausen am Tag (muss nicht lange sein, Hauptsache mal sitzen oder besser liegen) und mein Tempo anpassen. Meist geht das von ganz allein, denn die Füße entscheiden, wie schnell sie gehen wollen.
Wegmarkierung der besonderen Art:
Immer wieder passiere ich lauschige Weiler.
Ob der Spiegel wohl deshalb an einer Hauswand angebracht wurde??? Die Orangefarbenen Strümpfe sind keine Strümpfe sondern Kompressionsstulpen und die wirken manchmal echt Wunder. Meine Beine fühlen sich frischer und erholt an.
Pilgermarsch – auch wenn ich heute den Eindruck hatte, dass weniger Pilger unterwegs sind. Kann täuschen, weil mir eine Französin erzählt hat, dass sie ein paar Extra-km gehen muss, weil in den Ortschaften die Herbergen voll seien. Die Etappe von Figeac nach Cajarc ist allerdings mit stolzen 31 km nicht ohne. Viele wollen die lange Strecke unterteilen und für die Nacht in einen der kleinen Ortschaften unterkommen. Diese haben natürlich entsprechend andere Kapazitäten.
Eichenwald – herrlich.
Das Ziel ist nahe. Unten im Tal liegt Cajarc.
Noch ne Höhle auf dem Weg nach unten besichtigt.
Um 17 Uhr erreiche ich mein Etappenziel und werde schon erwartet.
Heute mal wieder auf einem Campingplatz – für 14,85 EUR für 2 Personen die Nacht kann man wohl nicht meckern.
Etappe 5