Sprachbarriere trotz Google Translate

von Katja Härle

23. Mai 2025

23.05.2025 – Conques nach Livinhac-le-Haut 23,8 km

 

Komfortables Pilgern, kann ich euch sagen. Mehrfach gehe ich heute in Gedanken durch, was mir durch das Begleiten von Frank und Hannybal alles erleichtert wird:

  • ich muss mir keine Gedanken machen um Schlafgelegenheiten (und das ist ein enormer Vorteil), denn:
  • so habe ich viel Zeit, einfach nur zu laufen. Meist schaue ich spätestens gegen Mittag nach Schlafunterkünften und sorge dafür, dass ich bei Ankunft ein Bett sicher habe oder aber ich laufe und suche erst bei Ankunft nach einer Unterkunft (dafür kreisen dann meine Gedanken schon öfter in die Richtung), ergo:
  • es bringt Entlastung (insbes. nervlicher Art)
  • ich muss mich nicht jede Nacht auf ein neues Bett einstellen (zugegeben ich bin da einfach sensibel geworden)
  • keine Massenunterkünfte inkl. Schnarchern und Stinkern oder andere Art von Störenfrieds (gab’s ja alles schon)
  • und trotzdem bin ich flexibel, denn ich könnte Frank ja jederzeit mitteilen, dass ich doch mehr/ weniger laufen will (das Buchen von Einzelzimmern im Voraus bindet mich auch sehr, weshalb ich es nicht gerne mache)
  • ich kann mit leichtem Gepäck laufen – das spüren meine Knochen sehr,
  • ich kann mit meinem Laptop meinen Blog schreiben und das erleichtert sehr (tippen geht einfach schneller),
  • ich bereite mir morgens vor dem Loslaufen mein Essen für den Tag vor, mein Frühstück inkl. Kaffee und eine Brotzeit. So kann ich jederzeit Pause machen und muss nicht auf ein Café, Bäckerei oder sonstiges warten und es spart zudem Geld,
  • dasselbe gilt auch für abends: wir kochen uns einfach etwas. Ansonsten bin ich auf Restaurants etc. angewiesen.

 

Letzteres erscheint gleichzeitig auch als Nachteil, fehlt da nicht die Pilgergemeinschaft? Abends ankommen in der Pilgerherberge, ein großes Hallo unter Bekannten, ein neugieriges ‚Wieso pilgerst du?‘ unter Unbekannten, beim Abendessen zusammen sitzen und quatschen. Nun, das ist grundsätzlich sicherlich richtig. So kenne ich das insbesondere von spanischen Jakobswegen. Hier in Frankreich stellt sich das allerdings für mich anders dar. Durch Frank habe ich abends überhaupt Gesellschaft. 2023 hatte ich ja schon davon berichtet, dass ich oft als einzige Deutsche unter Franzosen beim Abendessen saß und diese sich auf Französisch unterhielten. Ich fand das nicht allzu schlimm, allerdings war ich dadurch ausgeschlossen. Ich wurde vielleicht kurz befragt, woher ich komme, wie ich heiße. Und das war es meist dann auch.

Grundsätzlich finde ich, dass ich dieses Mal mehr in Kontakt komme mit den französischen Pilgern, die ja meist in Gruppen unterwegs sind. Man grüßt sich während des Tages und ab und an werde ich angesprochen – auf Französisch natürlich. Leider muss ich dann oft lächelnd sagen, dass ich leider kein Französisch spreche. Der/die andere lächelt dann auch und… verstummt. Nur zwei Gespräche wechselten bisher dann ins Englische.

Heute hatte ich hierzu gleich mehrere Erfahrungen, die nicht deutlicher sein könnten:
Eine Frau – ich schätze um die 30 – sprach mit sichtlich aufgeregt an und – wenn ich es richtig verstanden habe – wollte sie sich versichern, den richtigen Weg zu nehmen und nicht irgendeine Variante, die es immer wieder mal gibt. Ich sage meinen üblichen Satz und versuche, ihr dennoch zu helfen. Sie daraufhin nur abwinkend: no, no, okay, okay. Ich versuche es erneut, sogar auf Französisch (naja, in Bruchstücken und vielleicht klang es nicht Französisch), da fasst sie mich sogar am Arm an, beschwichtigend, und meint erneut, No, okay. Sie will mit mir nicht reden.
Später am Tag spricht mich ein Mann, ca. um die 60, der mit einer Gruppe von Pilgern auf einer Wiese picknickt, lachend beim Vorbeigehend an. Ich verstehe nur irgendwas mit 33 und zucke die Achseln und sage meinen Satz. Er verstummt, eine Frau sagt nur, ‚he did a joke‘. Welchen Witz er gemacht hat, werde ich wohl nie erfahren.

In Zeiten von Google translate und KI schenken uns diese technischen Errungenschaften nicht zwangsläufig auch Kontakt. Nach wie vor ist es eine Barriere oder gar Hürde, ein technisches Gerät zur Verständigung zu nutzen. Wenn es nicht anders geht (z.B. in einem Geschäft – dann will Franzose mir ja was verkaufen), nutzen wir es. Rein zur Unterhaltung nicht unbedingt. Denn so wichtig war wohl in allen Fällen, die ich nun erlebt habe, der Kontakt zu mir nicht.

Dennoch: ich erlebe die Pilger dieses Mal aufgeschlossener, nicht nur auf die eigene Gruppe fokussiert. Dass ich jetzt die Sprachbarriere als hinderlicher erlebe als vor 2 Jahren, mag daran liegen, dass ich bereiter bin für Kontakt mit anderen, als ich dies in 2023 noch war. Und so taucht bei diesen Kontaktabbrüchen doch ein ‚Schade‘ in mir auf.

Ich verlasse Conques stilecht über eine steinerne Brücke wie aus dem Mittelalter.

Steinig steiler Aufstieg – 2 km geht es aufwärts auf die Hochebene

Nahezu oben

Herrlicher Weitblick entschädigt für die Anstrengung.

Viel an der wenig befahrenen Landstraße entlang mit eigenem Wanderweg,

Auf dem Weg nach Decazeville

Selbstbildnis in Saint-Roch – 2,5 km vor Livinghac le Haut.

Das heutige Ziel Livinghac le Haut ist in Sicht.

Heute ein Stellplatz direkt am Fluss.

Erschöpft.

Da ist doch eine Erfrischung im kalten Flusswasser genau das Richtige (es war wirklich kalt).

Die heutige Etappe 3 – apropos: liest sich oben von rechts nach links, während die Skala unten von links nach rechts zu lesen ist. Muss man nicht verstehen, ist bei Komoot so.

Beim Blog-Schreiben…

 

 

 

 

 

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